Die Geschichte von Tubala: Kapitel 2 – Die Flucht (Teil 1: Der Wolf)

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Kapitel 2: Die Flucht – Teil 1

Sandria zog ihr Schwert. Sie bewegte sich in Richtung des Wolfes, der auf Jarik stand. Sie hatte nur einen Gedanken: “Wenn ich Jarik nicht helfe ist er tot und die Wölfe zerfleischen mich auch.” Der Wolf stand auf Jarik und knurrte ihn an. Jarik starrte dem Wolf in die Augen und hatte das Ende vor den seinigen. Plötzlich jaulte der Wolf kurz auf, seine Mimik verändert sich schlagartig und er kippte regungslos zur Seite. “Was war das für ein Luftzug?”, fragte Sandria laut. Jarik setzte sich auf und betrachtete den Wolf: “Ein Pfeil?”, entfleuchte es ihm. Er sah einen Pfeil in dem Brustkorb des Wolfes stecken. Die anderen Wölfe ergriffen sofort die Flucht, aus Angst und da sie scheinbar auch nicht wussten was los war.

Jarik stand auf: “Ist Ihnen etwas passiert, meine Dame?” Darauf antwortete Sandria: “Nein, aber sie bluten ja.” “Ach ein Kratzer…”, antwortete Jarik. Sandria stupste ihn an, denn sie sah in der Ferne eine Gestalt auftauchen. Beide standen sie gespannt da. Die Gestalt war nicht groß und schien humanoid zu sein. Sie trat auf die Lichtung und es stellte sich als ein kleines Mädchen raus. Sie hatte ein grün-graues Kleid an, das nicht unbedingt von wohlhabender Natur schien, zudem war das Kleid abgenutzt. Barfuß war das Kind unterwegs und sie hatte blondes, langes und lockiges Haar. Das Mädchen hatte sichtbar einen Bogen auf dem Rücken und einen Köcher mit Pfeilen an dem Gürtel befestigt.

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der dunkle Wald

Bevor Jarik oder Sandria etwas sagen konnten legte das Mädchen los: “Wer seid ihr? Was wollt ihr hier? Dieser Wald ist gefährlich und ihr rennt einfach so hinein. Ich frage mich, wieso ihr euch so einer Gefahr freiwillig aussetzt.” Etwas verdutzt antwortet Sandria: “Naja, wir sind auf der Flucht und dies scheint wirklich ein guter Zufluchtsort zu sein. Ich bin Sandria, dies ist Jarik. Darf ich denn auch fragen wer Ihr seid?” “Verzeiht, ich bin Sina. Ich lebe in diesen Wald. Ihr dürftet ihn als Wolfswald kennen. Warum seid ihr auf der Flucht?”, antwortet die kleine. Darauf spricht Sandria: “Ich wurde in einem Lazarett gefangen genommen und diesen Herr habe ich im Gefängnis kennen gelernt. Wenn Ihr hier lebt, könntet Ihr uns vielleicht ein Schlafplatz bieten?” “Ja, nur Essen müsst ihr selbst mitbringen, ihr habt ja jetzt ein Wolf zum essen.“ sprach Sina und ging zum Wolf, zog ihren Pfeil raus und setze ihren Weg in Richtung des Inneren des Waldes fort. Jarik schnappte sich den Wolf, der sein Gewicht hatte und Sandria versuchte ihn dabei zu unterstützen.

Nach einer Weile kamen sie an einer Höhle mit einem großen Baum vorbei. “Hier ist es.”, sprach Sina, “Der Wolf kann neben den großen Baum.” Der Höhleneingang war kaum größer als zwei Meter und vielleicht 80 cm breit. Davor befand sich eine Feuerstelle umrandet von zwei großen Baumstämmen. Holz war schon aufgelegt und nur noch nicht angezündet. Am großen Baum war ein Seil befestigt. Jarik legte den Wolf erst mal an den Baum und schaute sich um. Sandria war irgendwie erstaunt, dass hier es so aussah, als würden mehrere Menschen hier leben: “Hier lebst Du, wo sind Eure Eltern?” “Schon lange tot. Ich lebe allein.”, antwortete Sina.

“Jarik bindet Ihr doch bitte mal den Wolf mit den Hinterpfoten an dem Seil fest und macht Feuer an. Sandria dort hinten sind noch Kräuter zu finden, würdet Ihr bitte welche holen?” Sandria entgegnete darauf sehr energisch: “Sind wir jetzt Ihre Sklaven?” “Nein, ihr wolltet was essen, oder?”, antwortet Sina ruhig. Jarik machte sich auf den Weg den Wolf aufzuhängen, Sandria widerwillig an das Kräutersammeln und Sina holte unter ihren Kleid versteckt einen Dolch heraus. Jarik band die Hinterpfoten an das Seil und zog am anderen Ende. So wurde der Wolf in die Höhe gezogen, ohne dass man sich strecken musste. “Hei, nicht so hoch, so groß bin ich nicht! Das Seil können Sie dort festmachen.”, sprach Sina plötzlich. Jarik machte das Seil fest und ging wortlos zur Feuerstelle. Sina holte sich noch einen abgeschnittenen Stamm, der ungefähr so groß war wie ein Hocker. Sie stellte sich drauf und fing an den Wolf auszunehmen und zu Kürschnern.

Das Feuer
Das Feuer scheint hell in der Nacht

Jarik versuchte in dieser Zeit das Feuer an zu bekommen. Feuerstein und Zunder hatte er an der Feuerstelle gefunden. Zu derselben Zeit war Sandria Kräuter sammeln und kam zurück, als sich Jarik mit dem Feuer abquält. Sina meinte zu Jarik: “Lassen Sie mich mal.” Ein Schlag mit den Feuersteinen und das Feuer brannte. Wortlos ging sie in Richtung Höhle. Sandria und Jarik sahen erst Sina hinterher, dann schauten sie sich ungläubig an. Wie hat das kleine Mädchen so schnell das Feuer angemacht? Sina kam mit einer Holzschüssel wieder raus: “So Jarik, Ihr könnt den Wolf über das Feuer hängen und Ihr Sandria, Ihr könnt die Kräuter zerstampfen.” Jarik holte den Wolf, Sandria zerstampfte die Kräuter und Sina holte an der Quelle in der Nähe ein bisschen Wasser. Der Wolf wurde aufgespießt und über das Feuer gehängt. Die Kräuter wurden in das Wasser gegeben und über den Wolf gegossen. Da saßen die drei um das Feuer herum. Der Wolf wurde über eine einfache Vorrichtung gedreht. Der Spieß, an dem der Wolf hing, war einfach nur aufgelegt auf zwei Ständer mit einer Gabelung. An einem Ende hatte der Spieß seitlich noch eine Verzweigung, an der man den Spieß drehen konnte. Jarik kümmerte sich darum.

Zwischen den beiden Baumstämmen auf denen sie saßen befand sich auch noch ein abgeschnittener Baumstumpf, der etwa so groß war wie ein Tisch und doch ziemlich breit wirkte, welcher perfekt als Tisch diente. Sina holte ein paar Holzteller, die schon ziemlich gebraucht aussahen und drei Holzbecher. Dann ging sie zur Quelle und befüllte eine Holzkaraffe mit Wasser. Mit dieser füllte sie zwei der Becher und drückte jeweils einen Sandria und einen Jarik in die Hand. Die Karaffe stellte sie mit auf den Tisch ab. Dann setzte sich Sina wieder. Plötzlich ertönte ein lautes Wolfsgeheul und ganz in der Nähe raschelte ein Busch. “Oh Gott!”, rief Sandria und sprang auf. Auch Jarik zog sein Schwert, um sich verteidigen zu können.

 

Über Stefanowitz

Wer bin ich? Was mache ich? Zur Zeit wenig Zeit für alles