
Edit 16.08.2019 12:11 Uhr: wir hatten fälschlicherweise geschrieben, das die Bändchenausgabe kurz nach 10 geöffnet hatte. richtig ist hier kurz nach 11.
Als Mitglied der schwarzen Szene ist die erste Fahrt zum M’era Luna wie ein Heimkommen zu einem Zuhause, dass man noch nicht kennt.
Zwischen tollen Menschen in extravaganten Outfits, einem Wald aus Zelten, Essens- und Merchendiceständen, sowie einem kleinen Mittelaltermarkt, kann man seine schwarze Seele baumeln lassen oder so richtig abfeiern gehen.
Die 21 Bands am Samstag, sowie 19 am Sonntag laden dazu mehr als ein, unterstützt durch die Lichttechnik, teilweise sogar mit Laser- und Pyrotechnik.
Freitag:
Die schwarze Meute rückt an, eine Wagenkolonne deren Heckscheiben und Anhänger „M’era Luna“-Schriftzüge aus Klebeband zieren, zieht sich im Schatten des frühen Freitagmorgen durch Hildesheim.
Doch die gute Organisation lässt die Schlange nicht zu lange warten, sodass bereits um 6 Uhr die anstürmenden Massen in Blöcken durch gewunken und auf die Parkplätze gelassen werden.Bis zur Bändchenausgabe kann dann noch ein paar Stunden an Schlaf nachgeholt werden.
Kaum angekommen beginnen die ersten Gäste sich zum Einchecken anzustellen, auch wenn die Bändchenausgabe erst gegen 11 Uhr öffnen soll. Zur Vereinfachung der Abhandlung der Besucher gibt es beim M’era Luna ein zwei „Lane“-System.
Die Fastlane soll eine schnelle Ausgabe der Bändchen ermöglichen. Hier gilt das Gebot, kein oder nur ein Handgepäckstück. Der Rest muss später geholt werden.
Die Slowlane ist für Besucher mit Gepäck, welches dort direkt überprüft wird, welches dementsprechend länger dauert!
Leider ist trotz der umfassenden Erklärung diese Einteilung für manche Besucher ebenso ein Fremdwort, wie ihnen unbekannt ist, wie eine Schlange funktioniert.
Dementsprechend drängelten immer mal wieder Personen seitlich der Fastlane mit überladenen Bollerwägen an den wartenden Menschen vorbei, um sich mit Oomph!-Manier vor- oder durch zu drängeln: „Keine zeit zu warten, keine Zeit zu steh’n!“
Der Typus dieser Drängler war allerdings relativ einheitlich – während überall die „Children of the Dark“ geduldig platz nahmen und auf die Eröffnung der Bändchen-Zelte warteten, gab es für die Kreaturen in “modischen” Schlabber-Outfits und grellen Farben keine Regeln, bis letztlich von den Ordnern die Lanes kenntlich getrennt und auch Leute ermahnt wurden.
Von Schlangestehen Bändchen und Kontrollen
Um kurz nach 11 Uhr ging es dann los und die Bändchenausgabe öffnete ihre Pforten, sodass es zügig vorangeht.
Das Bändchen ist dieses Jahr ein Stoffband, an dem sich eine edle Münze mit eingeprägtem Gesicht und der Aufschrift “Kyberos” aus Metall befindet.
Ihr fragt euch vielleicht genauso wie wir: “Wer ist Kyberos?”.
Der düster drein blickende Geselle stellte sich als einer von 6 Herolden, die als Ikonen in heiliger Dualität zwischen Chaos und Ordnung stehen und als erste Zeichen des kommenden Untergangs nach und nach auftreten werden.
Auf dem Ikonomikum des M’era Lunas findet ihr noch ein wenig mehr Informationen zu dem Janus gleichen Wesen.
Vor dem Einlass zum Zeltplatz erwartet einen das Bekannte – Schlangen!
An diesem Punkt gibt es allerdings viele Durchgänge für Handgepäck und Koffer und einen für Hänger, die entsprechend kurz aber gründlich untersucht werden.
Neben der Sicherheit, geht es in diesem Jahr auch um Nachhaltigkeit:
Unter dem Leitsatz „Grün ist das neue Schwarz“ wird in diesem Jahr darauf geachtet die Verwendung von Einweg-Plastik zu verringern. Auf den Videowalls wird zum Beispiel Plastikbesteck im gegensatz zu biologisch-abbaubarem nicht am Türsteher vorbei gelassen. Ebenso wird ein Müllpfand verlangt, den man gegen Abgabe des ausgeteilten Müllsacks am Ende des Festivals zurück erhält.
Sobald man die Kontrolle hinter sich hat, befindet man sich auf der Landebahn welche als zentrale Orientierung dient und neben der man sein Zelt errichten kann.
Wir bauen eine Zeltstadt
Dieser Part ist leider ein wenig Stress behaftet, da sich sofort alle Durchgelassenen auf die Wiesen stürzen, um den besten Platz zu ergattern. Mittels Absperrband und Gepäckstücken wird versucht das Land für sich zu sichern, doch gibt es auch nette Nachbarn, mit denen man sich zu einer gemeinsamen Verteidigung der ergatterten Meter einigt.
Und schon beginnt die Magie. Während man beim auf sein Bändchen warten nur erahnen konnte, wie viele Menschen wohl anreisen würden, wurde man auf dem Rollfeld bereits erstaunt, wie majestätisch die Masse aus tausenden über den Zeltplatz laufenden schwarzen Gestalten ansammelt.
Wo eben noch kurze trockene Grasstoppeln waren, erwächst binnen weniger Minuten ein dichter, bunter Wald aus Zelten und Pavillons aus dem Nichts.
Ab diesem Moment teilen sich die Besucher in zwei Gruppen auf. Die einen bauen ihre mitgebrachten Musik-Anlagen auf und schmeißen eine Party und die anderen gehen erst einmal schlafen, um sich von der teils sehr langen Anfahrt wieder zu erholen.
Am Freitagabend geht es allerdings bereits mit einem ansprechenden Programm los:
Während man die Möglichkeit im Radio-Workshop hatte die Hintergründe eines Radios kennen zu lernen und selbst als Moderator für “M’era Luna FM” zu arbeiten, bot Topstylist Tobias Held im Workshop “Boost your Hair!” Tipps für die Frisur an.
Vom Buch zur Party
Ab 20 Uhr öffnet der Disko-Hangar seine Türen für die Vorlesungen
Markus Heitz bietet eine Premiere-Vorlesung zu seiner Veröffentlichung zur zweiten Staffel von „DOORS“ – drei Bücher die jeweils eine andere Realität der Geschichte darstellen, bei dem der Leser entscheidet welche Welt er zuerst betritt.
Anschließend offeriert Axel Hildebrand eine humoristische Lesung aus “Die unverfilmten Drehbücher von Loki und Thor – Aussen Asgard Tag 1 und 2”, bei der er die neuen ungeklärten Fragen der Menschheit beantwortet.
Christian von Aster eröffnet schließlich seinen schwarzen Humor in einer satirischen Lesung über „die tiefschwarzen Früchte aus zehn Jahren liebevoller Gruftischmähung“.
Abgerundet wird der Freitag mit der Disco, wahlweise ebenfalls im Disco-Hangar oder auf dem Campingplatz, wer kein eigenes Equipment mitgebracht hat, findet sehr viele Partys denen man sich einfach anschließen kann.
Samstag:
Kaum aus dem Schlafsack gefallen, geht es schon mit Null Positiv um 11 Uhr los.
Getreu dem Motto “du kannst noch lange genug schlafen wenn du tot bist”, stehe ich einen Kaffee später im Hangar und lasse mir von den harten Bässen von “SONO” meine Kopfschmerzen zertrümmern.
Keine drei Stunden später wird der Hangar das erste mal wegen Überfüllung geschlossen, als Centhron spielt, was allerdings keinen abhält vor der Leinwand am Hangar-Eingang mitzufiebern.

Stahlmann, Deathstars und Oomph! rocken das Infield, bis auf einmal während des Auftritts von Mono INC. scharenweise blutverschmierte Gesichter aus dem Hangar strömen.
Agonoize hat bei seinem Auftritt mal wieder massiv Kunstblut verschmiert, was dem ein oder
anderen Outfit das gewisse Etwas verleitet.
Währenddessen schreitet Rusty majestätisch über das Feld, ein Höllenblut aus Eisenschrott und Maschinenteilen und bahnt sich seinen Weg durch die Menge.
Nach Lacrimosa geht langsam die Sonne in einem atemberaubenden Lichtspektakel unter und Within Temptation betreten die Main-Stage. Begleitet von Laser- und Pyro-Show halten sie die Menge im Bann gefangen.
Einen tosenden Applaus später, spielen “Die Krupps” im Hangar, welcher augenblicklich brechend voll ist.
Der Abend klingt mit ASP aus, welche die Menge zum Singen und tanzen bringt, doch die Party ist längst nicht aus – in unserem Camp wartet schon unser DJ Nigro Sonus wartete mit zwei starken Teufeln, Lichttechnik und guter Musik, die auch weitere zum Tanzen einlud auf.
Das Aufgebot des M’era’s
Das Line-Up der Bands ist atemberaubend, allerdings ist es schwer sich auf eine Band festzulegen, da die Übergänge überlappend aufgebaut sind.
Man kann wählen zwischen der Main- und der Hangar-Stage.
Während die Main-Stage, offen unter freiem Himmel aufgebaut ist und viel Platz bietet und auf dem gesamten Zeltplatz gut zu hören ist, ist die Hangar-Stage, ein Flugzeughangar, welcher ein intensives Club-Feeling vermittelt – hier spielen die Bands durchweg mit Lichttechnik, welche tagsüber bei der Mainstage im strahlenden Sonnenschein kaum wirkt.
Obwohl beide Stages nicht weit voneinander entfernt aufgebaut sind, ist der Sound der anderen Band nicht mehr zu hören, sodass sich jederzeit ein klares Klangerlebnis bietet.
Der Versuch allerdings jede Band zu sehen und auch alle anderen Angebote ist ein Aufwand, der sich zwar lohnt, aber fast unmöglich ist. An jedem Tag zeigte mein Schrittzähler zwischen 15 und 18 tausend Schritte und dennoch sind mir einige Angebote entgangen.
Denn von der atemberaubenden Performance der Bands abgesehen, bietet das M’era Luna auch einen Friseur, Mittelaltermarkt und verschiedene Workshops und eine Geisterbahn an.
Im Workshop “MakeUp Your World!” lernt man den letzten Schliff fürs perfekte MakeUp zu setzen, welches durch Tobias Held im Friseursalon mit “Boost your Hair!” die passende Frisur zu gestalten lernt. Die beiden Workshops werden an allen drei Tagen angeboten.
Samstags und Sonntags bietet sich die Gelegenheit mit Jane Nevermore im “Jewellery Workshop” seinen eigenen Choker zu basteln oder bei dem “Tanz auf’m Markt” Mittelaltertänze zu erlernen.
Sonntag:
Während das Vögelchen bereits wilde Gerüchte um meinen Dicken-Hangover-Kopf zwitschert, spaziere ich entspannt in horizontaler Lage aus meinem Zelt und bleibe unter dem Kaffee-Tisch unseres Pavillions liegen, um einen belebenden Trunk zu mir zu nehmen und langsam den Tag zu starten.
An den Essens-Ständen bietet sich Pommes-Pervers oder Käsespätzle an, welche im großen Preiswerten Portionen neue Power liefern.
Auf dem M’era gelten eigene Straßenregeln
Der Weg zum Infield bereitet sich teilweise als schwierig ob der über Nacht plötzlich überall auf den Rollbahnen entstandenen Verkehrsregeln – Slowmo-Zones, Dance-Zones und ab und an ein schmaler Ausnahmestreifen in der Mitte, auf denen sich manch einer an beiden durchbalanciert.
Heute hat der Academy Hangar geöffnet, welcher neben Workshops über die Innere Schönheit auch Einblicke in Hexenkulte, Magie und Zauberei mit Amara und die Hintergründe über Filmgeräusche mit Peter Sandmann anbietet.
Heldmaschine und Funker Vogt füllen den Hangar und sorgen für ein unvergessliches Erlebnis.
Nach Subway-To-Sallys mitreißendem Auftritt trifft sich das ZW-Team, um ein denkwürdiges Foto zu machen.
Danach geht es in den Hangar zu De/Vision, die die Menge zum Tanzen motivieren und nach jedem Lied lauten Applaus ernten.
Während Joachim Witt spielt entsteht von mir ein Nachruf-Würdiges Bild, welches den Gerüchten von Morgen Deutlichkeit über die Härte des Hangovers verleitet.
Die letzten Stunden
Um ca 20:30 Uhr färbt sich das gesamte Infield in intensiven Rot- und Gelbtönen, ein ergreifender Sonnenuntergang mit traumhaftem Farbenspiel leitet den Auftritt von VNV-Nation ein, der alle schwarzen Seelen vor der Main-Stage versammelt.
Auf dem Weg Wasser zu holen, welches auf dem gesamten M’era Luna an Wasserstationen kostenlos angeboten wird, fällt mir ein kleiner Ortsbewohner auf, der durch die Beine der Menge huscht.
Als ich die kleine Maus in Sicherheit gebracht und wieder auf das Infield möchte ist der Einlass auf das Festival-Gelände bereits geschlossen.
Während ich auf eine gute Freundin vor den Toren den letzten Klängen von VNV-Nation lauschend warte, strömt eine nie-endende Flut von Menschen an mir vorbei, eine gigantische schwarze Masse, die Friedlich und geordnet den Platz verlässt.
Ein erhebendes Gefühl, dass so viele Menschen auf einem Raum problemlos friedlich miteinander Feiern können!
Nach gut 20 Minuten beschließe ich, aus dem Infield strömen noch immer Leute, mich wieder auf den Weg zurück ins Camp zu machen, wo natürlich unsere DJs bereits die Party eröffnet haben, zu der nach und nach immer mehr fremde – oder unbekannte neue Freunde strömen.
Montag:
Der Tag beginnt früh – bis 11 Uhr muss abgebaut und abgefahren sein – und so schnell der Spuk begonnen hatte, so schnell endet er auch wieder – innerhalb weniger Stunden leert sich das gesamte Rollfeld, volle Mülltüten werden abgegeben, Hänger und Autos werden gepackt und zurück bleibt eine leere Gras-Wüste, deren Geheimnis wieder ein Jahr lang schlummern wird, bis wir alle wieder kommen!
Fazit:
Das M’era Luna bietet für die schwarze Seele einen Zufluchtsort, bei dem man drei Tage lang einfach man selbst sein kann, neue Freunde von Nah und Fern kennen lernen kann, die beste Musik der schwarzen Szene aus nächster Nähe und einen traumhaften Sonnenuntergang.
Letzte Tipps:
Wer einen leichten Schlaf hat sollte sich einen Zeltplatz fern ab vom Infield suchen oder entsprechende Ohrstöpsel einpacken!
Das Feld ist recht staubig, wenn nur die Sonne scheint, dies wurde zwar teilweise von den Shops mit ein wenig Wasser eingeschränkt, kann allerdings schon störend sein – Staubmasken passen gut zu Gothic-Outfits und können helfen, wenn ihr Atemprobleme habt!
Natürlich solltet ihr auch auf die Sonne achten – Sonnencreme, viel Trinken (Wasser gibt es kostenlos vor Ort).
Damit es beim Check-In schneller geht – beachtet die Anweisungen auf Website und vor Ort!
Den Unterschied zwischen Slow- und Fast-Lane sollte man schon verstehen und Regeln beherzigen, damit es ein angenehmes und friedliches Festival für alle wird!
Seht euch auch unsere Bildergalerien vom M’era Luna 2019 oder aus den Jahren 2015 und 2016 an Bildergalerie an!
Carpe Noctem!
Euer
DJ Adjaston / ZW-Team
P.S.: Bis zum nächsten Mal!