Besucher am Festival-Eingang mit großem Schriftzug "Nova Rock"

Nova Rock 2025 – Harte Riffs unter heißer Sonne

Das Mega-Festival Nova Rock ist etwas ganz Besonderes. Einmal im Jahr kommen mehrere hunderttausend feierwillige Menschen auf den Pannonia Fields II in Österreich zusammen, um über 50 Live-Acts zu sehen und gemeinsam über die beeindruckende Distanz von vier Tagen eine richtig geniale Zeit zu haben. Klar, dass wir uns das nicht entgehen lassen wollten. Wir freuen uns daher über die Gelegenheit, euch von unserem sensationellen Aufenthalt voller Sonne, Spaß und Rock’n’Roll berichten zu dürfen.

Vorweg: Wir haben keine Mühen gescheut und großartige Bilder der Bands für euch geschossen. Die Galerien findet ihr hier:

Galerie: Nova Rock 2025 – Tag 1
Galerie: Nova Rock 2025 – Tag 2
Galerie: Nova Rock 2025 – Tag 3
Galerie: Nova Rock 2025 – Tag 4

Inhaltsverzeichnis

Tag 1 – Die Action geht los!
Tag 2 – Sonnenschein und gute Musik
Tag 3 – Eine kurze Nacht und ein aufregender Tag
Tag 4 – Endspurt und ein Meer aus gelben Hüten
Party, Zelten & Orga – Eine Atmosphäre zum Wohlfühlen
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Tag 1 – Die Action geht los!

Endlich war es soweit – unsere Festivalreise begann! Der Einlass war sowohl für die Presse als auch für die regulären Besucherinnen und Besucher sehr unkompliziert. Es gab zahlreiche Schlangen, die schnell und effizient abgefertigt wurden. So musste niemand lange warten, und alle starteten mit guter Laune in eine der größten Veranstaltungen im europäischen Raum. Das Wetter meinte es ebenfalls gut mit uns. Die Sonne lachte über dem Gelände der Pannonia Fields, trotzdem sorgte eine leichte Brise für eine angenehme Abkühlung. So konnte es sich leben lassen.

Den Einlass hinter uns gelassen, erkundeten wir das innere Gelände, das naturgemäß für Festivals von Verkaufsständen aller Art gesäumt war. Wir deckten uns zur Kühlung des Mütchens bei einer humorbegabten Verkäuferin mit leckerem Eiskaffee ein und erstanden strategisch geschickt schon früh die ansprechend gestalteten Festival-Shirts.

Nach einem Ausflug zur “Grill & Chill Area” (dazu später mehr) ging es dann auch schon an die Arbeit. Drei imposante Bühnen lockten mit bester Unterhaltung, und wir wollten nichts verpassen. Hier also unsere musikalische Rückschau zu Tag eins.

Dead Poet Soceity

Dead Poet Society

Der Auftakt eines Festivals ist immer etwas ganz Besonderes, und Dead Poet Society sollten uns zum Start angemessen einheizen. Ohne Umschweife kredenzten uns die Alternative Rocker aus den Staaten ihren Hit “.intodeep.”. Rockig-punkige Riffs begleitet durch die markante Singstimme von Frontmann Jack Underkofler erschallten auf der Red Bull Stage, und das Publikum befand sich jetzt schon sichtlich in Feierlaune. Da goss die Band natürlich gerne noch etwas Öl ins Feuer und rief die Fans zu den Klängen von “.swvrm.” auf, einen “fucking pit” zu bilden – es moshte daraufhin ordentlich im Getümmel.

Beeindruckt hat uns auch die große vokale Bandbreite des Sängers, der sich insbesondere bei der Performance von “.loveyoulikethat.” sowohl bei den hohen Oktaven als auch im normalsterblichen Klangspektrum heimisch fühlte.

Zum Abschluss des stimmungsvollen Auftritts gab es noch einen kleinen Schmunzler. Die Formation spielte leicht asynchron los, brach mit Gelächter ab und verkündete amüsiert: „Let’s fucking try that again“. Echte Profis lassen sich nun einmal nicht aus der Ruhe bringen. Und so erschallte das anklagende “HURT” von der Bühne, welches auch das aktuelle Album “FISSION” aus 2024 ziert. Nach Ende der Darbietung skandierte die begeisterte Menge den Wunsch nach einer Zugabe, der aber wohl aufgrund des engen Zeitplans nicht gewährt wurde.

Vandans

Vandans

Nach den internationalen Stars aus den Staaten war es nun an der Zeit zu beweisen, dass lokale Bands aus Österreich keine zweite Geige spielen – dafür aber erstklassigen Metalcore.

Mit der Darbietung von “Rebuild” ließen Vandans die Bühne gleich mächtig erbeben. Sofort sprang der Funke des quirlig agierenden Sängers Dominik “Dome” Wurzer auf die Menge über, und so hüpfte die Masse begeistert im Takt des energetischen Tracks mit. Ähnlich wie bei Dead Poet Society erstaunte auch hier der Frontmann mit einem breiten Spektrum zwischen hohem Gesang und vollmundigen Growls.

Apropos Growls: Davon war auch die wuchtige Darbietung von “Final Goodbye” geprägt, zu derer sich ein Meer aus Händen im Takt wiegte. Es folgte die beeindruckende Performance des Brechers “Still Sinking”, der ebenso wie die vorherigen Songs ein würdiger Vertreter des aktuellen Albums “Everything That Won’t Remain” (2025) darstellte. Die Menge kanalisierte ihre gute Laune mittlerweile in einer Welle Crowdsurfing, welches von den geduldigen Ordnern sicher überwacht wurde. Alles in allem lieferten Vandans einen mitreißenden Auftritt, der wohl (sehr verdient!) auch dem Absatz ihres neuesten Albums zugutekommen wird.

BLACKGOLD

BLACKGOLD

Mit einer Verspätung von rund acht Minuten aufgrund von Tonproblemen, aber sichtlich gut gelaunt, traten die Mitglieder von BLACKGOLD auf die Bühne. Eindruck schindete die Band direkt durch ihr extravagantes Aussehen. Schwarze Outfits, goldene Masken und ebenfalls vergoldete Mikros transportierten eine Ästhetik irgendwo zwischen Underground-Rap und Metal-Look.

Den Auftakt läutete die Darbietung von “Social Blackout” ein, welche energische Riffs mit hartem Sprechgesang vereinte. Und von Anfang an war klar, dass die Band ihre eigenen Songs lebte. Die von der Bühne ausstrahlende Energie entzündete das Publikum, und die Begeisterung der Masse sollte fortan niemals nachlassen.

Leider wurde auch bereits klar, dass die eingangs erwähnten Tonprobleme noch anhalten sollten. Zwischendurch schlich sich sogar ein Tontechniker zum Nachjustieren auf die Bühne.Trotzdem erschien uns die Abmischung über weite Strecken des gesamten Auftritts nicht immer ideal.

Zurück zu den Wurzeln des Sprechgesangs führte uns der Track “Old School Sound”. Es mag nicht jeder ein Fan von klassischem Hiphop sein, die Klänge boten jedoch eine erfrischende Abwechslung, und die Power-Performance auf der Bühne tat ihr übrigens zur Begeisterung der Menge. Amüsant war auch die Einflechtung eines kurzen Zitats von “Intergalactic” als Hommage an die Genre-Legenden Beastie Boys.

Den fulminanten Abschluss bildete der Banger “I Ain’t Goin’ Out Like That”. Das Publikum feierte den Track ordentlich ab und skandierte auch den Refrain begeistert mit. Fazit: Der Band gelang es spielend, die technischen Herausforderungen durch eine geniale Performance mehr als wett zu machen.

From Fall To Spring

From Fall To Spring

Die aus Deutschland stammende Formation hat eine lange Reise im Musikbusiness hinter sich. Bereits 2017 gegründet, erreichte sie ihren Durchbruch erst sechs Jahre später mit ihrem bisher einzigen Album “RISE”. Nun sollte From Fall To Spring auf der Red Bull Stage die Menge ordentlich einheizen.

Auch wenn das Portfolio der Band nicht so groß war wie das ihrer Genrevertreter, so ließ sich das Publikum die exzellenten Darbietungen dennoch munden. Die rauh-rockigen Tracks “RISE” und “Beastmode” konnten die Menge im Doppelpack ordentlich durchschütteln. Tatsächlich sah sich Frontmann Wilhelm sogar zu einer Ansage motiviert, dass gestürzten Fans doch bitte auch wieder aufzuhelfen sei.

Ebenfalls hervorzuheben ist die Performance des schmetternden Rocksongs “CONTROL”, welcher durch knackigen Sprechgesang und eindrucksvolle Pyroeffekte auf dem Dach der Stage angemessen komplementiert wurde. Auf einen nostalgischen Ausflug in die 2000er Jahre nahm uns die Band schließlich mit, als sie “INCOMPLETE” zum Besten gaben (Original: Backstreet Boys).

Das krönende Finale bildete die Perle “TAKE THE PAIN AWAY” vom kommenden Album. Hier gaben die Neunkirchener noch einmal alles: Wütende Riffs und Gesang voll ungebremster Leidenschaft wurden von beeindruckenden Pyro-Effekten veredelt. Ein würdiges Finale für einen grandiosen Auftritt.

The Ghost Inside

The Ghost Inside

Dem Auftritt der Metalcore-Macher aus den Staaten wohnte von Anfang an der Geist der brachialen Unterhaltung inne. Mit harten Riffs, markerschütternden Growls und einem ballernden Bass hielten sie das Publikum bei “Death Grip” fest in ihrem Würgegriff. Die Menge tanzte und headbangte sich die Seele aus dem Leib.

Mit “Wash It Away” wurden die harten Gefühle davon gespült und durch melodische Riffs und stimmungsvollem Klargesang ersetzt. Dieser ließ das kraftvolle Rocklied zu einer Hymne werden, die man noch lange auf den Lippen haben sollte.

Interessante Anekdote am Rande: Eine entsprechende Frage des Sängers Jonathan Vigil an das Publikum enthüllte, dass ungewöhnlich viele neue Fans den Weg zur imposanten Blue Stage gefunden haben. Beeindruckend!

Hatten wir uns gerade an die hymnenhaften Klänge von der Bühne geschmiegt, so sollte es nun ein hartes Erwachen geben, denn die flinken Riffs und machtvollen Growls von “Wrath” suchten uns heim. Untermalt wurde die Darbietung von einem stimmungsvollen Farbenspiel der Bühnenbeleuchtung. Der Wirkung konnte sich auch die Menge nicht entziehen, und so brach bald eine beispiellose Welle an Crowdsurfern los, die bis zum Ende der Performance auch nicht mehr vollständig verebben sollte.

Etwas ernster sollte es dann werden, als die ersten Klänge von “Aftermath” ertönten. Ansage von der Bühne: “„This is a song about second chances. We thought this was lost, but now we are here.“ Die Band verarbeitete mit diesem Track ihren verheerenden Busunfall von 2015. Musik kann eben auch Medizin für die Seele sein.

Eine Reise in die frühe Bandgeschichte bot uns dann der Titel “Engine 45” aus 2012. welcher stimmungstechnisch einen hoffnungsvollen Glanzpunkt setzte und dessen eingängiger Melodiepart noch lange in unseren Köpfen spuken wird.

Spiritbox

Spiritbox

Wo ein Geist innewohnt, ist eine Spiritbox natürlich nicht weit. Der thematisch treffsichere Timetable wies nun der Progressive-Metal-Formation aus Kanada den Weg auf die Blue Stage, und sie sollten uns mit einer künstlerisch ausgefeilten Darbietung erfreuen.

Schon zu den Klängen des stimmungsvollen “Halcyon” aus dem diesjährigen Album “Tsunami Sea” wurde klar, dass wir hier mehr als nur eine einfache Bühnenperformance bekommen werden. Bot die Band bereits viel Power auf der Stage, so wurde der eindrucksvolle Einsatz von Lichtspiel und kunstvollen Visualisierungen auf der großen Videoleinwand zum weiteren Spektakel während des gesamten Auftritts von Spiritbox.

Selbstverständlich sollte im Repertoire die Grammy-nominierte Metalhymne “Jaded” genauso wenig fehlen wie das leidenschaftlich mitreißende “Circle With Me”. Fairerweise ist zu erwähnen, dass die Klänge beim Publikum nicht immer erfolgreich verfingen. Nicht verwunderlich daher die Ansage von Sängerin Courtney LaPlante: „We saw you during The Ghost Inside. We want what they got! Can you give it to us?“ Damit sollte sie der Stimmung nochmal einigen Auftrieb verleihen, und sogar die Crowdsurfer setzten nun zu einem weiteren Wellengang an.

Mit “The Void” tauchten wir ein in eine dämonische Leere, begleitet von sphärischen Klängen und stimmungsvollem roten Licht. Unheilige Riffs füllten die Weite des Raums und ballerten uns zurück in die harte Realität. Der Kreis schloss sich schließlich, als wir mit “Ride the Waves” noch einmal zum aktuellen Album zurückkehrten. Der Track bestach durch einen stimmungsvollen Mix aus sehnsüchtigem Gesang und treffsicher eingesetzten Gitarrenparts. Unter all dem trieb ein konstant driftender Bass wie ein steter Wellengang. Gekrönt wurde die Präsentation durch stimmungsvolle visuelle Effekte, die auf der großen Leinwand über die Aufnahmen der Band gelegt wurden – ein Spektakel für Augen und Ohren.

Alles in allem erfüllte der Auftritt von Spiritbox akustisch wie visuell einen großartigen künstlerischen Anspruch, auch wenn das Publikum nicht sofort mit der Performance warm wurde.

Schweigeminute

Um 23:30 Uhr wurde eine Schweigeminute abgehalten, in Gedenken an die Opfer der Tragödie in Graz. Auch wir wünschen allen Angehörigen viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Boston Manor

Boston Manor

Zur Primetime sollten uns die Alternative Rocker von Boston Manor beehren. Der allgemeine Grundton der englischen Formation lässt sich als Gute-Laune-Rock zum Mittanzen und Abfeiern beschreiben – genau das, was das Publikum zum fulminanten Abschluss eines erfolgreichen ersten Festivaltags erwartete. Die Red Bull Stage war bereits in Dunkelheit getaucht, und doch waren die Ränge gefüllt mit einem Meer an erwartungsvollen Zuschauerinnen und Zuschauern. Diese sollten nicht enttäuscht werden, denn die Band hielt, was man sich von ihr versprach. Der Ohrwurm “Dissolve” mit dem lässigen Gesang von Frontmann Henry Cox und den stimmungsvollen Synths ließ einen auf wohlige Weise abdriften und mitschwingen. Zeit zum Aufwachen wurde es dann mit Bangern wie “Sliding Doors”, welches mit härteren Riffs und geschickt platzierten Shout-Elementen die Menge erfolgreich zum Mitfeiern animieren konnte. Auch an Pyro-Effekten wurde nicht gespart, und so wurde der Auftritt der Veteranen (Gründung: 2013) zu einem echten Highlight und würdigen Tagesausklang für alle, die nicht auf der benachbarten Blue Stage verweilten.

Korn

Apropos Blue Stage. Dort gaben sich die Nu Metal-Legenden von Korn die Ehre und lieferten ein einzigartiges Festival-Erlebnis ab. Tiefe, wummernde Riffs und ein stimmungsvoller Gesang begleiteten den atemberaubenden Auftakt-Banger “Blind”. Die Bühne war in ein atmosphärisches Farbenspiel getaucht – über den gesamten Auftritt hinweg sollte auch die Visualisierung der Stage nicht zu kurz geraten. Das Publikum der gefühlt bis an den Horizont gefüllten Instage machte von Anfang an ordentlich Party. Es war offensichtlich: Die Fans waren gekommen, um zu bleiben. Passend dazu ertönte dann auch kurz darauf das wohlig-bassige Intro zu ”Here To Stay”. Der Grammy-prämierte Song füllte das Feld mit einer Woge der Melancholie. Der bittersüße Gesang von Frontmann Jonathan Davis brachte das Herz des Liedes über qualvolle Selbstfindung auf den Punkt.

Ein Stimmungswechsel wurde uns beschert, als der vielseitige Klassiker “Got the Life” im Infield erschallte. Eindrucksvolle Vocal-Parts wurden komplementiert von harten, treibenden Riffs und prominenten Drums. Die Zuschauerschaft wog im Takt, und die Energie von Korn war mittlerweile körperlich spürbar.

Mit einem absoluten Klassiker aus dem Repertoire ging es weiter, als der Auftakt von “Clown” erklang. Die Menge rastete aus, denn bei den wummernden Riffs und dem ins Mark dringenden Gesang von Davis konnte wirklich niemand mehr stillstehen.

Dass die Formation aus dem sonnigen Kalifornien  mit einem vielseitigen Repertoire brilliert, ist sicher kein Geheimnis. Und so bewiesen sie auch an diesem Abend ihre Vielseitigkeit: Die musikalische Wundertüte “Shoots and Ladders” wurde aufgespielt, welche neben dem klassischen, wohlig-groovenden Korn-Sound sogar harmonisch eingewobene Dudelsackklänge auffuhr.

Die Euphorie der Menge auf dem rammelvollen Infield sollte fortan kaum noch zu steigern sein, doch natürlich explodierte die Stimmung noch einmal, als die ersten Akkorde des absoluten Korn-Kultklassikers über die Pannonia Fields erschallten. Das ikonische “Freak on a Leash” wurde aufgespielt, und die Fans rasteten noch einmal komplett aus. Die Gitarren quietschen und der Bass schrammelte sich gnadenlos durch die Eingeweide des Publikums, welches den Refrain euphorisch mitsang. Die Stimmung war magisch, und es fühlte sich zum Ende des ersten Tages selbst um ein Uhr nachts noch an, als wollte man die ganze Nacht weiterfeiern.

Tag 2 – Sonnenschein und gute Musik

Bei den Teletubbies gab es eine Sonne, die immer fröhlich vom Himmel kicherte. So lachte auch uns die Sonne über den Pannonia Fields ins Gesicht – allerdings nicht mit liebevoller Freude, sondern mit dämonischem Gelächter. Eins war sicher, bei Besuchern ohne Sonnenschutz würde heute nicht nur die Stimmung kochen. Doch mit bester Laune und gut hydriert freuten wir uns schon auf den ersten Act – einem echten Klassiker, der oftmals viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.

Kttie

Kittie

Pünktlich um halb zwei spielten die Veteraninnen des Alternative Metal auf der Red Stage auf. Und der Einstieg bewies sich direkt als Wachmacher für alle, deren Festivalnacht etwas länger ausgefallen war: Wuchtiger Bass und schreiende Growls gesellten sich zu Klargesang und oldschooligen Gitarrenparts, als die Band mit ihrem Kracher “Falling All Down” eröffneten. Die Menge jubelte den kanadischen Rockröhren begeistert zu, und trotz des herausfordernden Opener-Slots an Tag zwei war die Stimmung großartig.

Große Augen der Begeisterung machte das Publikum auch, als die ersten Klänge von “Eyes Wide Open” erschallten. Das treibende Stück feinsten Alternative Rocks markierte immerhin das Comeback der Band nach über 13 Jahren, und reüssierte als erste Singleauskopplung des 2025er Albums “Fire”. Dass die Formation noch ordentlich Feuer hat, sah man ihnen auch deutlich an – nicht nur feierten die Fans vor der Stage die musikalische Darbietung, auch die Band sorgte auf der Bühne ordentlich für Action. Und so stellte Leadsängerin Morgan Lander dem Publikum auch zufrieden ein Lob aus: „This is a bit of an un-rock’n’rolly hour, but we are rocking it!“

Selbstverständlich durfte in der Setlist auch nicht die ikonische Hymne “Brackish” fehlen, mit der Kittie Ende der 90er Jahre ihren großen Durchbruch feierten. Die Gitarren glühten, der leidenschaftliche Gesang wurde befeuert von wütenden, antreibenden Shouts. Am Ende blieb festzuhalten: Die Band hatte auch nach bald 30 Jahren Geschichte noch keinen Biss verloren. Das bezeugten lautstark  die “One more song”-Rufe der Zuschauerschaft, die allerdings leider nicht erhört wurden.

Polaris

Polaris

Energiegeladen sollte es auf der Red Stage auch weitergehen, als die Metalcore-Formation Polaris in die Fußstapfen von Kittie trat. Mit “Nightmare” boten sie direkt einen musikalischen Leckerbissen aus ihrem mittlerweile etablierten Album “Fatalism” aus 2003. Wie viele Tracks der Band aus dem Land der Kängurus blieb auch hier der hymnenhafte Klargesang angenehm im Ohr. Überraschenderweise zeigte sich das Publikum etwas verhalten, das mag man allerdings auch der brütenden Sommerhitze zuschreiben.

Wenig verhalten dagegen kam die beeindruckende Performance des Polaris-Krachers “All of This Is Fleeting” daher. Das markante Intro entfaltete sich zu einem emotionalen und kraftvollen Rocksong, der nun auch das Publikum wachrüttelte. Auf Verlangen der Band wurde ein Moshpit gebildet, und nun fand ebenfalls vor der Bühne ordentlich Action statt.

Überhaupt war Polaris mit richtig viel Power unterwegs. Der musikalische Brecher “Inhumane” wurde angekündigt mit den Worten „You know what to do! Snap your fucking neck“. Und das taten die Fans auch – rein metaphorisch natürlich, dafür umso leidenschaftlicher. Der Song mit dem treibenden Bass und den angriffslustigen Shouts trieb den Puls in die Höhe und rüttelte auch die letzte Reihe ordentlich wach.

Am Ende hinterließ Polaris einen großartigen Eindruck. Es gelang ihnen erfolgreich, das Publikum zu elektrisieren und uns mit altem und (relativ) neuem Material ordentlich einzuheizen.

Jinjer

Jinjer

Die Red Stage sollte weiterhin unser Quell der rockigen Unterhaltung bleiben, als die ukrainischen Metalcore-Magnaten vor das mittlerweile noch deutlich gefülltere Infield traten. Gleich zu Beginn stellte man fest, dass die Frontfrau Tatiana Shmayluk einen wahren Wirbelwind auf der Bühne gab. Und die Power sprang sichtlich auf die Zuschauerinnen und Zuschauer über, die gleich bei den ersten Klängen hart und laut eskalierten.

Apropos Klänge: Musikalisch kredenzten uns Jinjer einen wundervollen Querschnitt ihres Schaffens. Das kreative Werk “Judgement (& Punishment)” mit den markanten Reaggae-Einflüssen brillierte live genauso wie die Single-Auskopplung “Duél” aus dem gleichnamigen Album (2025). Der frische Track formte mit seinen wilden Riffs und trommelnden Drums eine wundervoll anarchische Hymne.

Etwas sanfter schlängelte sich der Track “Green Serpent” in unseren Gehörgang. Stimmungsvolle Akkorde und emotionaler Gesang gingen über in rockige Klänge und harte Shouts – die vielleicht brachialste Schlangenbeschwörung diesseits von Odessa. Überhaupt ist der Song ein Musterbeispiel für die Vielseitigkeit der Band, die sich in beeindruckend verschiedenen Genres und Gesangsarten zu Hause fühlt.

Gegen Ende der packenden Performance gab es noch eine Zeitreise in das Jahr 2016, als die Formation den Titel “Pisces” anklingen ließ und klar machte, dass sich Jinjer auch vor ihren früheren Werken nicht verstecken braucht.

Awolbation

Awolnation

Zeit für einen musikalischen Tapetenwechsel wurde es beim Auftritt von Awolnation auf der Blue Stage. Begrüßt wurden wir mit einer kleinen Aufwärmübung: “Jump Sit Stand March”. Der eingängige Muntermacher stammt vom aktuellen Album “The Phantom Five” aus 2024 und wird im Studio von Vocals der großartigen Emily Armstrong veredelt. Auch wenn die Band auf der Livebühne ohne Armstrong auskommen musste, sorgte der gepflegte Indierock der Kalifornier gleich für gute Stimmung im Publikum. Auch optisch begegnete uns hier ein völlig anderes Bild – waren die Red-Stage-Acts des heutigen Tages noch in Lederschwarz gehüllt, so begrüßten uns Awolnation in bunten Motivhemden und lässiger modischer Attitüde.

Sphärische Synths sollten uns begleiten beim Vortrag von “Run”. Ein etwas ruhigerer, leicht dystopischer Sound umschmeichelte unsere Ohren, bis im Finale schrubbende Gitarrenriffs mit einstimmten. Die Fans schwelgten im Takt, und auch wenn der Track eher gediegen ins Ohr eintrat, so sollte er auch noch lange Zeit dort verweilen.

Natürlich durfte auch der absolute Megahit der Formation nicht fehlen. “Sail” befand sich selbstverständlich ebenfalls auf der Setlist. Hier gaben Band und Publikum noch einmal alles. Frontmann und Mastermind Aaron Bruno headbangte sich die Seele aus dem Leib, und das Publikum skandierte den Text enthusiastisch mit. Bruno goss auch nochmal mit Genuss Öl ins Feuer: „I saw 100 people crowd surfng at the same time, I wanna break a record!“ Und sehet da, er teilte das Meer aus Zuschauern, und es ward eine große Woge von Anhängern Richtung Bühne getragen. Ehrlicherweise wirkten die übrigens sehr professionellen und engagierten 

Sicherheitskräfte nicht immer begeistert über die große Menge an sicher über das Geländer zu hievenden Fans – aber Nova Rock ist ja auch nur einmal im Jahr.

Apocalyptica

Apocalyptica

Eröffnet wurde die Darbietung der vielsaitigen Fiedelfinnen nach kurzer instrumentaler Einleitung mit einem absoluten Klassiker: Die Melodie von “Enter Sandman” erkannte man sofort. So kehrte direkt ein Hauch musikalischer Nostalgie in das Infield ein. Es war auch kein Zufall, dass der Song seinen Platz zu Beginn der Performance gefunden hatte. Bandbegründer Eicca Toppinen kündigte der Zuschauerschaft eine Setlist aus reinen Metallica-Covern an und verwies auf das dazugehörige aktuelle Album „Apocalyptica plays Metallica Vol. 2” (2024). Toppinen erklärte ergänzend, dass sie mit diesem Album einen neuen Ansatz bei der Annäherung an die Werke von Metallica wagen wollten. Man durfte also gespannt sein, was uns die nordische Formation kredenzen würde.

Tatsächlich war die Performance diverser Highlights des sehr sprechend betitelten Albums geprägt von virtuosen und teilweise dramatisch und stimmungsvoll eingesetzten Streichern. Das Publikum übernahm streckenweise den Gesang, oder lauschte einfach den Klängen der Bühne. “For Whom The Bell Tolls” wurden von der skandinavischen Band genauso kunstvoll vertont wie das melancholisch-leidenschaftliche “Nothing Else Matters”. Unser persönlicher Eindruck ist leider, dass bei Covern der stets gleichen Band mit den konstant gleichen Instrumenten ohne Gesang als Würze ungeachtet der handwerklichen Meisterleistung doch etwas Individualität im Klang verloren geht und man die Darbietung als gleichförmig empfinden kann. Das Publikum teilte diese Ansicht unserer Beobachtung nach durchaus – die Stimmung hielt sich nicht über die ganze Distanz aufrecht, und es war auch einiges an Fluktuation zu beobachten. Am Ende des Tages bleibt Apocalyptica wohl eine Band der Kategorie “Geschmackssache” – gerade live.

Iggy Pop

Gegen Abend war es dann so weit. Mit Iggy Pop betrat eine der Legenden der Musikgeschichte die imposante Blue Stage. Der oberkörperfreie Altmeister des Punkrocks wurde begleitet von einer im Retro-Chic gekleideten Band – Lederjacke, schwarz-weiß-karierte Kleider, und auch sonst gab sich die Band im stylischen Look der Blütezeit des frühen Punks. Und so brillierte auch die Setlist mit fetzigen Gassenhauern aus den 70ern.

Den Auftakt machte das eingängige “TV Eye”. Schon jetzt wurden zwei Dinge glasklar: Die spektakuläre Leinwand der Stage wurde kunstvoll für ein beeindruckendes Spiel mit Livebildern und Filtereffekten eingesetzt. Und das rappelvolle Infield würde den Auftritt des Altrockers ordentlich abfeiern.

Zu den Klängen von “Raw Power” wurden wir mit einem weiteren Highlight verwöhnt: Eine Live-Trompete erschallte von der Bühne – ein Sahnehäubchen für die ohnehin angenehm lässige Darbietung. Überhaupt strahlten Iggy und Band sehr viel Ruhe und Coolness aus. Für die Formation ging es um nichts mehr, sie mussten niemandem etwas beweisen – sie hatten einfach nur Spaß daran, die Hütte ordentlich abzureißen. Und genau das war großartig.

Natürlich durfte auch der Stooges-Evergreen “Passenger” nicht im Repertoire für den heutigen Auftritt fehlen. Beeindruckend: Obwohl die zahlreiche Zuschauerschaft einen sehr breiten Altersunterschied repräsentierte, kannte gefühlt jeder den Song. Und so wurde im Refrain auch aus zahlreichen Kehlen ein enthusiastisches “La la la la lalala la” angestimmt. (Na, habt ihr den Ohrwurm jetzt auch?)

Einen weiteren Höhepunkt sollte dann auch das beschwingte “Lust For Life” setzen. Der Name des Tracks war Programm für den gesamten Auftritt, und Künstler und Band haben uns am heutigen Tage eindrucksvoll gezeigt, dass man nie zu alt zum Abrocken ist.

Motionless in White

Motionless in White

Übergewechselt auf die Red Stage waren wir gespannt darauf, die Metalcore-Band aus Pennsylvania anzutreffen. Begrüßt wurden wir zunächst etwas unerwartet vom Tonband, das die Techno-Hymne “Sandstorm” von Darude aufspielte. Die Aufmerksamkeit sollte für den kommenden Auftritt nun jedenfalls geweckt sein.

Die teilweise genretypisch geschminkten Metaller leiteten ihren musikalischen Vortrag mit dem stimmungsvollen “Disguise” ein. Der Opener brachte alles mit, was das Zuschauerherz höher schlagen ließ – schonungslose Shouts, emotionaler Klargesang, satte Riffs und malerische Synths formierten sich zu einem wahren Livespektakel.

Nahtlos die brodelnde Stimmung weiter anheizend erschallte die ikonische Hymne “Necessary Evil” von der Bühne. Frontmann Chris Motionless rockte und headbangte, dass sich die Bretter bogen. Der Funke der Leidenschaft sprang sofort auf das Publikum über, welches aus lauten Kehlen die Hook “It’s my party, and I’ll die when I want to” mitsang. Diese Partygänger hatten jedenfalls vor, noch lange zu leben.

Vom stimmungsvollen Mitsingvergnügen wechselten wir nun über zu “Thoughts & Prayers”, ein hartes Brett mit satten Shouts und brummigen Akkorden, welche die Gitarren und die Tanzbeine der Besucherinnen und Besucher zum Glühen brachten. Allgemein bestach der Auftritt durch eine beeindruckend synergetische Setlist, zu der man übergangs- und atemlos mitfeiern konnte.

Auf jeden Fall eine Erwähnung wert ist die wuchtige Darbietung von “Hollow Points”. Dieses musikalische Goldstück befindet sich lediglich auf dem 2023er Deluxe-Release des Albums “Scoring the End of the World”. Eine seltene Performance ist natürlich immer ein besonderes Schmankerl, und so rockten sich  Publikum und Band auch noch einmal aus Leibeskräften die Seele aus dem Leib.

Am Ende blieb der Eindruck einer sehr harmonischen und unterhaltsamen Performance. Das stimmungsvolle Lichtspiel der Bühne tat sein Übriges. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Band durch den Auftritt zurecht einige neue Fans dazugewonnen hätte.

Rise Against

Rise Against

Rise Against – das ist leidenschaftlicher US-Rock in Reinform. Und so freuten wir uns auch auf den flinken Wechsel zur Blue Stage, um uns von der Formation rund um Frontmann Tim McIlrath so richtig einheizen zu lassen. Wir wurden gleich von einer röhrigen Ansage “Nova Roooooock” aus Richtung Bühne empfangen, und wussten, hier sind wir richtig!

Musikalisch tischte die Band ebenfalls einige Leckerbissen auf. Die Rocknummer “Lanterns” peitschte die Zuschauer gleich von Beginn an auf, und auch die effektvoll eingesetzte Videoleinwand trug ihr Übriges dazu bei, um die Stimmung zu befeuern. Apropos anheizen: McIlrath liebte es, das Publikum so richtig anzuheizen: „We came here to get loud with you, do you wanna get loud with us?“ Die Menge jubelte bejahend, und es gab kein Halten mehr, als die ersten Klänge von “Give It All” von der Bühne erschallten. Der zum Mitgröhlen verpflichtende Megahit ging in das headbangende Haupt der Fans genauso wie in die nimmermüden Tanzbeine.

Dass Rise Against neben mitreißendem Stimmungsrock auch ernstere Stücke im Repertoire haben, bewies die Darbietung von “Help Is On The Way”. Der Song prangerte mangelnde Hilfsbereitschaft im Katastrophenfall an und legte damit treffsicher den Finger in die Wunde einer zeitlosen gesellschaftlichen Herausforderung.

Der Auftritt der sympathischen Rockformation hätte unserem Empfinden nach auch gerne noch länger gehen dürfen, und das volle Infield teilte die Meinung sicherlich.

In Flames

In Flames

Heiß hergehen sollte es auf der Red Stage mit den Melodic Death Metallern von In Flames. Es war bereits stockdunkel, doch der Auftritt der Band sollte umso heller scheinen.

Die gut gelaunten Schwedenmetaller hatten für diese Sommernacht einige schmackhafte Leckerbissen im Gepäck. Das zum Headbangen einladende “Pinball Map” brach das Eis von Sekunde eins, und der spektakuläre Einsatz der Videoleinwand sowie der stimmungsvollen Beleuchtung taten das Übrige, um den Auftritt zu veredeln. Wir wiederholen den Hinweis auf den Einsatz der Bühnentechnik recht häufig, allerdings ist diese auch ein wahrer Hingucker und hebt Performances wie diesen nochmal auf ein neues Niveau.

Die folgende melodische Wummerweise “With Eyes Wide Open” setzte einen spannenden Kontrapunkt und schaffte es geschickt, harten Metal mit emotionalem und leidenschaftlichem Klargesang zu vereinen. Die Band demonstrierte hier eindrücklich ihre bemerkenswerte Vielseitigkeit. Die immer wieder von der Bühne erschallende Animation Richtung Publikum, mal so richtig abzufeiern, brachte die Stimmung endgültig zum Kochen.

Ebenfalls fehlen durfte natürlich nicht der Fanliebling “Only for the Weak”. Rhythmische Akkorde und Mitsing-Parts verwöhnten unsere Ohren. Spannend hier vor allem, wie Shouts und Klargesang an einigen Stellen fast nahtlos alternierten. Insgesamt unterstrich die Formation mit diesem Auftritt, dass sie musikalisch breit aufgestellt ist, und ihr Portfolio in ein wirklich harmonisches Gesamtkonzept zu gießen weiß.

Cradle of Filth

Cradle of Filth

Die Schwarzmetaller rund um die Rock-Ikone Dani Filth sind wohl zu Recht als Legenden im Bereich des Black Metal zu bezeichnen – und ihr Auftritt daher einer der namhaften Highlights auf dem diesjährigen Nova Rock. Etwas unsexy also, dass Start und Ende ihres Auftritts innerhalb der Runtime der konkurrierend stattfindenden Performance von Linkin Park eingebettet lag. Sicherlich war mehr als ein Fan mit breiter aufgestelltem musikalischen Gusto entzwei gerissen, zu welcher Stage er sich denn nun wenden sollte. Auch wir entschieden uns mit Zwiespalt im Herzen, Linkin Park bei der Berichterstattung den Vorzug zu geben. Doch nicht verzagen: Wer trotzdem spannende Impressionen des Auftritts von Cradle of Filth bewundern möchte, darf gerne einen Blick in unsere wunderschöne Bilder-Galerie werfen.

Linkin Park

Die Nu-Metal-Veteranen aus dem sonnigen Kalifornien gaben sich als Main Act des heutigen zweiten Festivaltages die Ehre. Unter klarem Nachthimmel strahlte die imposante Blue Stage über das rappelvolle Infield, als zunächst eine Countdown-Anzeige rückwärts bis Null zählte. Stimmungsvolle Keyboard-Akkorde deuteten die Hook von “In The End” nur sehr zart an, bevor sphärische, episch anmutende Klänge erschallten, unter denen die Band nun sehnlich erwartet die Bühne betreten sollte.

Sehr vielseitig zeigte sich die Setlist, die Linkin Park uns zu dieser späten Stunde – es ging stramm auf Mitternacht zu – kredenzen sollte.

Mit der leidenschaftlichen Performance des Klassikers “Somewhere I Belong” zeigte die Band auch direkt die Stärken ihrer aktuellen Aufstellung auf. Den Allermeisten dürfte bekannt sein, dass sich die Band nach dem tragischen Tod von Sänger Chester Bennington eine längere Auszeit genommen hat und mittlerweile in neuer Formation mit Frontfrau Emily Armstrong wieder sehr erfolgreich durchstartet. Und so zeigte sich naturgemäß auch bei der heutigen Performance ein Paradigmenwechsel: Armstrong verstand es kunstvoll, den leidenschaftlich-anklagenden Unterton von Benningtons Vortrag zu vereinen mit ihrer ganz eigenen Gesangskunst. Ebenfalls gefühlt prominenter kommen die immer wieder mitreißenden Sprechgesang-Parts des Sängers und Masterminds Mike Shinoda daher. Während des gesamten Auftritts spürte man eine Synergie der beiden Vortragenden, die für die Zukunft der Band eine Menge Mut machten.

Apropos Zukunft: Natürlich hatte Linkin Park auch Tracks vom aktuellen Album “From Zero” aus 2024 im Gepäck. Besonders bemerkenswert fanden wir die schmissige Darbietung von “Two Faced”, welches auch live ein absoluter Banger war und den bis nach hinten gefüllten Festivalplatz tanzen, wogen und headbangen ließ. Später am Abend sollte noch so mancher Klassiker der Kalifornier anklingen, doch die aktuellen Werke brauchen sich auf keinen Fall zu verstecken.

So richtig abrocken konnten Armstrong und Band beim wuchtigen Brecher “Casualty”, welches ebenfalls dem aktuellen Album “From Zero” entspringt. Tiefe, satte Riffs, treibende Drums und wütende Shouts mischten sich mit anklagendem Sprechgesang, immer unterstrichen von einem Bass, der das Mark angenehm durchschüttelte. Unnötig zu erwähnen, dass auch die Fans bei dieser Darbietung in Feierlaune ausrasten.

Apropos Feierlaune: Im Gegensatz zum allgemein eher melancholisch angehauchten Unterton der meisten Songs lud der Muntermacher “Up From The Bottom” dazu ein, unbeschwert Party zu machen und in bester Laune abzurocken. Und so sah man die Band auf der Bühne genauso ekstatisch herumspringen, wie das Meer aus Fans, das mitgröhlend über das Infield wogte.

Wer bis hierhin aufmerksam mitgelesen hat, wird sich vielleicht wundern, ob Linkin Park denn nicht auch noch mehr Klassiker ihrer frühen Schaffenszeit im Ranzen hatte. Natürlich brach die Band hier nicht mit Gewohnheiten, und ikonische Glanzlichter wie “Breaking The Habit” versetzte das Publikum in johlende Verzückung. Tatsächlich etwas ungewohnt für die seit Jahrzehnten auf die Radioversion trainierten Ohren gestaltete sich beim Vortrag von “Numb” der Gesangspart von Armstrong. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier, trotzdem lieferte die Sängerin objektiv betrachtet auch bei diesem Song eine herausragende Leistung ab. Herausragend war übrigens ebenfalls der Einsatz der Videoleinwand über die gesamte Distanz des Auftritts. Liveaufnahmen der Band wurden teilweise unverändert, teilweise mit effektvollen Filtern gezeigt, und verwoben sich zusammen mit der Performance der Band zu einem spektakulären Schauspiel.

Am Ende des Tages durfte im Trio der großen Klassiker natürlich auch das anklagend-kämpferische “In The End” vom Debütalbum Hybrid Theory (2000) nicht fehlen. Das ein stolzes Vierteljahrhundert alte Meisterwerk des Nu Metal schaffte etwas für dieses Festival absolut Einzigartiges. Jeder, absolut jeder im Publikum sang den Text mit – vor der Bühne, im Infield und auch weit bis in die hintersten Ränge. Und zwar nicht nur den Refrain, sondern auch die Strophen. Wenn es bislang aus unerfindlichen Gründen noch nicht klar war, wurde nun absolut deutlich: Linkin Park ist wieder zurück im Geschäft, und zwar mit einem ganz großen Ausrufezeichen!

Tag 3 – Eine kurze Nacht und ein aufregender Tag

Der Bericht von Tag 3 setzt zeitlich früher ein, als der geneigte Leser es ahnen mag. Wir beginnen tief in der Nacht. Oben leuchten die Sterne, und unten leuchten die Bremslichter. Einleitend sei vorausgeschickt, dass der Timetable des Nova Rock das Tagesende um sportliche ein Uhr nachts ansetzt. Entsprechend spät gestaltete sich unsere Heimkehr. Noch voller Elan und Ohrwürmer von Linkin Park im Kopf starteten wir vom weiträumigen Parkplatz gen Hotel. Hier begann die Herausforderung: Die Zufahrtswege waren verstopft, es bildeten sich lange Schlangen wartender Autos. Anwesende Ordner gaben ihr Möglichstes, den Verkehr geschickt zu koordinieren, doch am Ende sollten wir statt gegen zwei Uhr erst um vier Uhr morgens im Bett liegen. Wir können nur spekulieren, dass hier eventuell der Besucherandrang seitens der Orga bei einem internationalen Mega-Act wie Linkin Park unterschätzt wurde. Nun, echte Profis lassen sich davon nicht die Laune verderben, und das Vorkommnis gab uns zumindest die Gelegenheit, ein paar gute Podcasts zu Ende zu hören.

Schließlich halbwegs ausgeschlafen waren wir selbstverständlich wieder fit und trotz allem ausgeruht für euch am Start. Hier unser Bericht vom dritten Tag des Festivals.

Baby Lasagna

Baby Lasagna

Baby Lasagna alias Marko Purišić ist ein bemerkenswerter Shootingstar der Musikszene. Groß geworden durch seinen spaßigen Eurovision-Beitrag “Rim Tim Tagi Dim” bieten seine Werke trotz der leichtfüßigen Präsentation doch auch erstaunlich tiefgründige Botschaften und vielschichtige Ebenen – der Vergleich zur Lasagne scheint nicht weit hergeholt.

Los ging es dann auch mit einer gesellschaftskritischen Elektropo-Hymne. “IG Boy” (sprich: “Instagram Boy”) erzählte von den Licht- und Schattenseiten des modernen Influencertums. Zwei Dinge wurden schon beim Auftakt deutlich: Das trotz der sengenden Mittagshitze zahlreiche Publikum brauchte spürbar noch diesen kleinen Wachmacher. So präsent die Fans in der Zahl  jedoch waren, desto weniger nahm man zumindest von unserer Position vorne rechts aus die Bühnenaktivität war. Die Raucheffekte wurden leider so ehrgeizig eingesetzt, dass man vom Künstler zeitweilig nichts sah. Immerhin gab es coole Pyroeffekte zu bestaunen.

Musikalisch allerdings war an der Performance rein gar nichts auszusetzen. Mit dem niedlichen selbstreferenziellen Spaßpopper “Good Boy Lasagna” zogen wir nochmal ordentlich das Tempo an. Die Darbietung von “Dopamine” hingegen wurde eingeleitet mit der Ansage, dass der Track sich gegen Drogen richtete. Der Song mit unverwechselbar treibenden Beats klang wie eine lässige Tanznummer für den Elektroschuppen in deiner Nähe – war jedoch bewaffnet mit sehr ernstgemeinten Lyrics. Diese Mischung bekommen außer Baby Lasagna nur sehr wenige Künstler so erfolgreich hin. Die Zuschauerinnen und Zuschauer reagierten leider trotzdem verhalten, was vielleicht auch an der immer noch streckenweise verrauchten Sicht auf die Bühne lag. Mangelnde Energie oder eintönige Klänge konnte man dem Auftritt jedenfalls zu keiner Zeit vorwerfen.

Schließlich wurde es Zeit für eine ganz besondere Weltpremiere: Der mit kroatischen Text gesegnete Song “BO2” feierte sein Livedebüt hier bei uns auf der Blue Stage! Die Performance legte Zeugnis davon ab, dass Baby Lasagna weit mehr in seinem Instrumentenkasten besaß als leichtfüßige Beats und synthetische Effekte. Astreiner Balkanpop vermischte sich mit fordernden E-Gitarren und bot so einen mitreißenden Soundtrack für den nächsten Kroatien-Urlaub.

Ebenfalls hervorzuheben ist die Unterhaltsamkeit der Ansagen zwischen den Songs. So berichtete der Künstler, dass seine Mutter ihn nach der Größe des Nova Rock gefragt hätte und ihre Hoffnung darüber ausgedrückt habe, dass sein Bruder dort doch vielleicht eine Freundin finden würde. “So hit him up on Instagram if you like!” Geneigte Damen unserer kuscheligen Community, ihr wisst, was zu tun ist…

Den Abschluss bildete der ESC-Banger mit dem lautmalerischen Titel “Rim Tim Tagi Dim”. Mittlerweile war auch das Publikum mit voller Energie am Start, und so wurde beim Refrain leidenschaftlich ein “Woohoo” mit angestimmt. Insgesamt bleibt der Eindruck eines sehr sympathischen, bodenständigen Künstlers und einer wirklich unterhaltsamen Performance.

Amaranthe

Amaranthe

Begrüßt wurden wir von den skandinavischen Multitalenten mit einem stimmungsvollen Intro und der Ansage “I am the catalyst” – einer klaren Referenz auf das in 2024 erschienene Album “The Catalyst”, aus welchem wir auch noch einige Leckerbissen kredenzt bekommen sollten.

Furchtlos rockte die Band dann mit voller Power los, als der Opener “Fearless” von der Bühne erschallte. Eine treibende Metalhymne zum Mitsingen und Mähne schütteln. Der Funke sprang sofort auf das bereits beeindruckend gefüllte Infield über, und die Menge feierte ausgelassen.

Selbstverständlich sollte auch das aktuelle Album im heutigen Repertoire nicht fehlen. Unter anderem erhielten wir eine mitreißende Performance von “The Catalyst”. Ein elektronisches Instrumental-Intro bricht durch eine aufwühlende Shout-Rampe, bevor der klassische Sound von Amaranthe mit satten Riffs und dem ikonischen Gesang aus mehreren Kehlen. Das Beeindruckende an der Metalformation: Sie kommen mit gleich  drei Sängerinnen und Sängern daher. Während Elize Ryd und Nils Molin einen stimmungsvollen Klargesang feilboten, sorgte Mikael Sehlin mit seinen grunzigen Growls und scharfen Shouts für ordentlich Wumms an der Vokalfront. Das Trio gemeinsam performen zu sehen ist gerade live ein einmaliges Erlebnis.

Dass die Band auch insgesamt mit musikalischer Vielseitigkeit überzeugen kann, bewies die Darbietung von “The Nexus” aus dem gleichnamigen Album von 2012. Der Track ist ein Fanfavorit auf Liveevents, und so verzückte er auch diesmal das Publikum, welches genau wie die Band auf der Bühne leidenschaftlich zu den ohrwurmigen Klängen abrockte.

Wo wir gerade bei ikonischen Hymnen der nordischen Rocker waren: Die Auskehr erfolgte mit einem absoluten Klassiker aus dem Repertoire: “Drop Dead Cynical” erschallte mit ungebremster Energie von der Blue Stage. Die Menge sang die geeigneten Parts aus vollen Kehlen mit. Am Ende des Auftritts erschallte ein selten in der Lautstärke gehörter Jubel aus den Rängen des Publikums – zu Recht, denn Amaranthe haben sich die Begeisterung mit einer unterhaltsamen und vielseitigen Performance mehr als verdient.

Airbourne

Airbourne

Eine spannende Zeitreise zurück in das Reich des Classic Rock unternahmen wir gemeinsam mit den australischen Musikern von “Airbourne”. Schon der Auftritt weckte Erinnerungen an eine goldene Ära des Rock. Ein Logo wie aus den 80ern in die Neuzeit befördert, der Sänger Joel O’Keeffe oberkörperfrei, mit kreischender Stimme und an der E-Gitarre abrockend. Nostalgie pur!

Mit der Darbietung von “Ready To Rock” befragten die Künstler aus dem Land von Kängurus und AC/DC das Publikum nach seiner Feierbereitschaft. Und sofort war das Publikum da und gröhlte den Refrain mit, während O’Keeffe auf der Bühne zur Musik wie ein tanzender Springfloh bewegte. Sogar ein Circle Pit konnte gleich zu Beginn gesichtet werden.  Leidenschaft war auf jeden Fall am Start.

Lässigen Jeanswesten-Rock lieferte auch der Song “Back In The Game”. Überhaupt verstanden es Airbourne, Stücke zu spielen, die gleichzeitig relaxend und zum Mitrocken geeignet waren – selbst bei der brütenden Hitze, welche die Pannonia Fields immer noch in ihrer erbarmungslosen Umklammerung hielt. Für einen Schmunzler sorgte dann noch die vermutlich augenzwinkernd gemeinte Ansage von O’Keefe: „It’s good to be back in Austria, assuming that’s where we are!“

Mit einem ganz besonderen musikalischen Leckerbissen verwöhnten uns Airbourne dann, als die ersten Klänge von “GUTSY” von der Bühne erschallten. Dieser geile Hit, der auch gut aus einer Jukebox ausgebrochen sein könnte, ist die erste Neuveröffentlichung der Band seit mehreren Jahren. Treibende Drums, anfeuernde Riffs, und ein leidenschaftlicher Gesang stilistisch irgendwo zwischen Angus Young und Mick Jagger ließen dieses jüngste Baby aus der Wiege der Rockveteranen gleich zu einem überzeugenden Vorboten für das bisher unbenannte Album werden, welches noch 2025 erscheinen soll.

Lorna Shore

Lorna Shore

Lorna Shore ist auf der Bühne wie eine nie erlöschende Supernova. Laut, gewaltig, energetisch. Und auch der Auftritt auf dem diesjährigen Nova Rock sollte nichts von diesen Qualitäten vermissen lassen.

Die Deathcore-Legenden aus New Jersey hatten einige Kracher am Start. Besonders eingeschlagen hat unter anderem die bebende Performance des viralen Hits “To The Hellfire”. Pyrotechnik untermalte die wuchtige Darbietung, und die Menge rastete aus. Circle Pits, Crowdsurfing, jedes Register zur Kanalisierung der eigenen Ekstase wurde gezogen. Das Infield war eng an eng gefüllt, und auch der auf der Bühne übrigens sehr aktive Frontmann Will Ramos schien beeindruckt. “This is the biggest crowd I’ve ever seen!”

Atmosphärisch und doch mit unerbittlicher Härte gesegnet auch der Song “Dancing Like Flames” aus der “Pain Remains”-Trilogie. Schwebende Synths trugen uns unerbittlich tief hinein in ein Trommelfeuer aus Presslufthammer-Riffs und hymnenhaften Growls (diese Kombination bekommt wohl auch nur Ramos hin). Die Crowdsurfer gingen ebenfalls wieder zahlreich auf eine Reise gen Bühne, und die gewissenhaften Security Guards an der Absperrung zur Bühne verdienten sich eine Gehaltserhöhung.

Ebenfalls bemerkenswert war das Livespektakel zu “Into The Earth”. Neben den erneut großzügig eingesetzten Pyros und dem epischen orchestralen Zwischenpart hörte man nun auch das Publikum lauthals mitgröhlen. Ein gelungener Auftritt einer sehr sympathischen und energiegeladenen Formation, die ihren Rang als Platzhirsch in der Deathcore-Szene heute noch einmal unterstreichen sollte.

Biffy Clyro

Biffy Clyro

Aufgrund des eng gestrickten Timetables kamen wir leider nur kurz in den Genuss, dem Auftritt der Schotten-Altrocker beiwohnen zu dürfen. Dennoch ist die Performance mehr als nur eine Erwähnung wert.

Biffy Clyro formierten sich schon 1995, und so bringen sie auch einen oldschooligen und dennoch bemerkenswert spritzigen Sound mit. Es klingt beinahe, als wenn man bei Airbourne ein wenig der Power gegen abgeklärte Coolness ersetzen würde. Knuffig auch die denglische Begrüßung ans Publikum: „Wie geht es Ihnen?“

Insbesondere der Track “That Golden Rule” blieb uns noch lange im Ohr. Lässiger Autoradio-Rock, vorgetragen von Frontsänger Simon Neil. Dieser besaß einen ganz eigenen Charme, als hätten Chuck Norris und ein Teddybär ein heimliches und musikalisch sehr begabtes Kind.

Hierzulande hat vermutlich nicht jeder die Formation auf dem Zettel, aber gerade Freunde des süffigen Breitenrocks sollten öfter mal zu einer Scheibe von Biffy Clyro greifen.

Slipknot

Der Abend senkte sich bereits über die Blue Stage, als die Krachmetaller von Slipknot ihren Einstand gaben. Eingeleitet vom Titelsong des 80er-Jahre-Serienhits “Knight Rider”, sollte das Programm nun Vollgas geben.

Zu Beginn eröffnete die Formation aus Iowa direkt mit Klassikern aus ihrem Portfolio. Die Darbietung von “(sic)” legte sich wie ein aggressiver Seufzer über das prall gefüllte Infield. Der Bass wummerte satt, und spätestens nach der Ansage “Make some fucking noise” begannen auch im Publikum ordentlich die langen Mähnen zu fliegen. Die volle Energie der Ikonen des Nu Metal konnte sich auch ohne den aus familiären Gründen abwesenden Shawn “Clown” Crahan ungebremst entfalten.

Auf der sicheren Seite befand sich dann auch Sänger Corey Taylor mit der Frage an die Fans: “Are you happy to have Slipknot back?” Frenetischer Jubel war die Antwort. Zurück war auch noch ein weiterer Slipknot-Klassiker: “People = Shit” ballerte uns von der Bühne entgegen, und blas mit bebenden Bässen und schnappenden Shouts zur Attacke. Die gigantische Leinwand wurde stimmungsvoll mit surrealen Motiven bespielt, was den Auftritt zu einer runden Sache für Auge und Ohr machte.

Mit der Hymne “The Heretic Anthem” wurde das Publikum dann noch einmal richtig wachgerüttelt. Die Ansage: “When this motherfucker starts, I wanna see every fucking pit opened!” stieß auf offene schwarze Herzen, die der Aufforderung nur allzu gerne Folge leisteten. Auch der Song selbst lud zum Wechselspiel mit dem Publikum ein. “When you’re 555” erschallte es von der Bühne, “then I’m 666” riefen die ekstatischen Fans aus lauten Kehlen zurück. Natürlich durfte hier nicht mit Pyrotechnk geheizt werden, immerhin wurden lautstark die Insignien der Unterwelt besungen.

Da die Setlist insgesamt eher klassisch gehalten war, freuten wir uns über die Darbietung eines neueren Goldstücks. Der Track “Yen” vom jüngsten Album “The End, So Far” schallte über die Pannonia Fields. Der neuere Stil dieses Titels aus 2022 kam um einiges eingängiger daher. Klarer Gesang, strukturierte Rhythmen – jedoch immer noch mit der gleichen unverwechselbaren Power von Slipknot. Vom Auftritt zurück blieb das unvergessliche Gefühl, sich einmal den Frust des Alltags ordentlich aus der Frisur geschüttelt zu haben.

SDP

SDP

Bevor sich gegen Mitternacht das Metal-Ensemble Powerwolf die Ehre geben würde, hatten wir noch Gelegenheit, einen kurzen, aber unterhaltsamen Abstecher zur deutschen Poprock-Band SDP zu unternehmen.

Mit dem gewohnten Schuss leichtfüßiger Selbstironie spielte das Berliner Duo direkt zum Auftakt: Der Track “Talentfrei” sollte das Eis brechen, und die Menge nahm die zum Mitsingen einladende Weise über eine natürlich rein fiktive begabungsfreie Band direkt an. Das Infield vor der Red Stage war rammelvoll, und die Zuschauerschaft ging vom ersten Akkord mit guter Laune zur Musik mit.

In die gleiche humoristische Bresche sprang der Song “Du hast gehofft”, in welchem schlechte Wünsche aller Art auf die Schippe genommen werden. Bemerkenswert auch: Es war der allererste Auftritt von SDP auf dem Nova Rock Festival, trotzdem spielte die Band souverän auf und wusste das Publikum gekonnt zu begeistern. Gut, vielleicht half auch die Bestechung durch aufblasbare Gummitiere, die ins Publikum gereicht wurden. Ein lustiges Spektakel war es allemal.

Mut zu beherzten Frechheiten spendete die Mitsing-Hymne “Scheiße baut sich nicht von alleine”: Jeder kann sich wohl damit identifizieren, im Leben schonmal kleine oder auch große Streiche gespielt zu haben – und SDP bot mit dem Track nun den passenden Soundtrack zu der lässigen Art, mit Flausen im Kopf umzugehen.

Durch SDP war der Gute-Laune-Akku jedenfalls auf 200 Prozent, als wir pünktlich zum Auftritt von Powerwolf auf die Blue Stage hinüber wechselten.

Powerwolf

Wirklich zu beeilen hätten wir uns allerdings nicht gebraucht, denn die Band begann ihre Darbietung aufgrund von technischen Herausforderungen gut zehn Minuten später. Dafür wurden wir eindrucksvoll belohnt: Die Blue Stage war umdekoriert worden zu einer wahren Kathedrale des Powermetals. Gotische, mit Lichteffekten versehene Fenster, ein rustikal anmutender Hintergrund im Motiv einer Steinmauer, sogar das Keyboard von Falk Schlegel war im gotischen Stil aufgemacht. Die Band selbst hüllte sich in edles Tuch, welches ihnen eine Aura irgendwo zwischen Mittelalter-Fürsten und edlen Kriegsherren verlieh. Stimmig dazu auch das Gesichts-Makeup, welches das gesamte Erscheinungsbild zur perfekten Einladung in die Welt des Powermetals werden ließ.

Richtig schwungvoll starteten wir dann auch gleich rein mit dem Anheizer “Bless ‘em With the Blade”. Die große Fangemeinde der saarländischen Formation war auf jeden Fall präsent, denn sofort sprang und klatschte das Publikum frenetisch. Fairerweise ist die Musik von Powerwolf aber auch eben so mitreißend, dass man wahrlich schwer stillstehen kann.

Wie eine Armee an feierwütigen Nachtwesen rockte die Menge ab, als das epische “Army of the Night” von der wundervoll geschmückten Blue Stage erschallte. Pyroeffekte, die teilweise sogar aus den auf der Bühne befindlichen Deko-Elementen abgefeuert wurden, taten für eine Eskalation der Stimmung ihr Übriges. “Ave Maria” schmetterte Frontsänger Attila Dorn ins Mikro, und der Segen des Herrn schien wirklich mit der großartigen Performance zu sein.

Natürlich war auch das äußerst beliebte “Incense & Iron” in der Playlist zu finden. Der kraftvolle, emotionale Song füllte die Herzen mit Courage und Feierlaune gleichermaßen. Die Pyroeffekte und auch die passend orchestrierte LED-Beleuchtung der gotischen Fenster auf der Bühne taten ihr Übriges, um die grandiose Stimmung meisterhaft zu komplettieren.

Einen weiteren Klassiker aus dem Repertoire der Powermetaller gab es, als Dorn freudestrahlend fragte: “Seid ihr bereit, das Feuer des Heavy Metal zu entfachen?” Feuer unter dem Hintern des gediegenen Metal-Fans gab es ordentlich schon ab den ersten Akkorden von “Amen & Attack”. Der Schlachtruf sollte auch nicht ungehört verhallen. Die Menge skandierte lauthals “eins, zwei, amen and attack” mit, und man wollte wahrlich sofort sein Schwert ziehen und in die Schlacht reiten.

Neben der musikalisch astreinen Performance präsentierte sich die Band auch menschlich sehr zuschauernah. Es war viel gelungenes Zusammenspiel mit dem Publikum zu beobachten. So wurde erfolgreich eine beeindruckende La-Ola-Welle quer über das bis auf den letzten Meter gefüllte Infield orchestriert. Ebenfalls gaben Dorn und Schlegel eine liebevolle Impression österreichischer Kultur wieder, als sie den lokalen Dialekt auf humoristisch-freundliche Art imitierten, und sogar zu einem kleinen Walzer ansetzten. “Ich freue mich, hier auf der Bühne zu stehen”, erklärte Dorn im bescheidenen Tonfall und grinste dabei über beide Ohren.

Ebenfalls im Ohr blieb die Darbietung der Fanhymne “Demons Are A Girl’s Best Friend”. Der Track kam im Gegensatz zu den eher epochal angelegten Werken der Band leichtfüßiger und beschwingter daher. Die in der Studioversion zu erlauschenden weiblichen Vocalparts wurden hier von Frontmann Dorn vorgetragen. Ein etwas ungewohnter Sound für Liebhaber dieses besonderen Tracks, geschadet hat es aber definitiv nicht.

Den Schlusspunkt der Liveperformance setzte das episch-melancholische “We Drink Your Blood”. Noch einmal konnten alle mitsingen, tanzen, springen. Der vorletzte Tag des Nova Rocks sollte sich dem Ende zuneigen, aber die bombastische Stimmung würde noch lange in unserem Herzen verweilen.

Tag 4 – Endspurt und ein Meer aus gelben Hüten

Der finale Tag des Nova-Rock-Festivals brach an, und in glühender Mittagshitze betraten wir ein letztes Mal die beeindruckend weiträumigen Pannonia Fields. Was uns gleich auffiel: Angestellte eines der beiden großen Getränkesponsoren des Nova Rock verteilten Gratis-Goodies an ankommende Gäste – unter anderem auch knallig gelbe Sonnenhüte, passend zur Markenfarbe. Und so konnte man zumindest bis gegen Nachmittag eine beeindruckende Menge an gelben Kopfbedeckungen auf den Häuptern der Besucherinnen und Besucher sichten. Ein geschickter Marketingschachzug, und einem geschenkten Hut schaut man ja bekanntlich auch nicht unter die Krempe. Nun hieß es aber hurtig los zum ersten Act des heutigen Finaltags, welcher auch den vielleicht exotischste Vertreter des Lineups darstellte…

Wendi’s Böhmische Blasmusik

Die beliebten Burgenländer Blechbläser brachten das Nova Rock nun schon seit 2012 zum Beben. Die Versuchung mag groß sein, einen Genre-Außenseiter mit Lokalkolorit als augenschmunzelnden Beitrag zum Großevent zu betrachten. Doch unterstrich die Formation ihre Popularität beeindruckend dadurch, dass sich eine enorme Anzahl an Trägerinnen und Trägern zumeist gelber Hüte vor der Bühne einfanden. Die Fanbase war zuverlässig am Start.

Im Reich der Orchestermusik gibt es selbstverständlich eine Vielzahl an avantgardistischen wie auch traditionellen Werken, die das Herz des geneigten Blechbläser-Liebhabers höher schlagen lassen. Einen absoluten Klassiker servierte uns das insgesamt 23-köpfige Ensemble mit dem Fanliebling “Kannst du Knödel kochen”. Das begeisterte Publikum mit einem breiten Altersschnitt wog sich im Takt der Posaunen, und ein gemütlich-heimeliges Gefühl machte sich im Herzen breit.

Auch der Ausklang des Auftritts sollte noch einmal kräftig zum Mitschunkeln animieren: “Bis bald, auf Wiederseh’n” erschallte von der Bühne und gestaltete das Finale zu einem wundervollen bittersüßen Abschied. Ein beherztes “Pfiat euch” von Frontmann Werner “Wendi” Wendelin begleitete den Schlusspunkt.

Oder etwas doch nicht? Tatsächlich verlangte das Publikum lauthals nach einer Zugabe, und Wendelin hatte ein weiches Herz: Der versöhnliche Schlager “Reicht euch die Hand” blies zu Frieden und Freundschaft. Ein wundervoller Ausklang, der uns das Herz mit positiven Gefühlen für den letzten Tag erfüllen sollte.

All Faces Down

All Faces Down

Ein wenig Stage-Gehüpfe sollte uns nun erwarten, denn die nächsten drei Bands würden sich stark überschneiden. Doch euer dynamisches Duo hat sein Bestes gegeben, jede Menge Impressionen festzuhalten.

Los ging es auf der Blue Stage bei den Alternative Rockern, die dank ihrer Wiener Herkunft wohl eine beneidenswert kurze Anfahrt genossen. Der energetische Wachmacher “Done Hiding” vereinte satte Riffs mit kraftvollem Gesang und einem Refrain, zu dem man doch gerne den Nacken knacken ließ. Leider war das Infield noch recht leer und die Anwesenden verpassten eine wirklich gute Auftaktshow auf der großen Bühne.

Einen recht frisches musikalisches Goldstück präsentieren uns die Österreicher mit “Under the Gun”. Man merkte dem Track aus 2024 an, dass er leichtfüßiger und melodischer daher kam als die früheren Werke des Ensembles. Ein süffiger Radiosong – im allerbesten Sinne. Und auch wenn viele Besucherinnen und Besucher wohl noch unter dem Zelthimmel schnarchten, waren die Anwesenden sichtlich angetan von der Darbietung und in allerbester Feierlaune.

Ebenfalls die Tanzbeine wachgerüttelt hat der Gute-Laune-Hit “Easy”. Zwei Mal den Refrain gehört, konnte man bereits mitsingen und sich ganz den schmissen Rhythmen dieser Rockperle hingeben. Am Ende könnte man sich fast fragen, ob All Faces Down nicht einen noch prominenten Platz im Lineup verdient hätten. Aber dann lockte auch schon der nahende Auftritt von Versengold auf der Red Stage, und so lösten wir uns mit einem weinenden Auge von der großartigen Performance der Wiener Band hin zu etwas mehr akustischer Unterhaltung.

Versengold

Versengold

Wer die alteingesessenen Folkrocker aus dem hohen Norden kennt, weiß, dass ihre Musik wirklich in die Beine geht (und manchmal auch in’n Kopp, aber dazu später mehr). Und auch wenn uns die Sommerhitze an diesem letzten Festivaltage nochmal ordentlich brutzeln sollte, so konnten wir auch bei diesem Auftritt nicht stillstehen. Aber der Reihe nach.

Eine Ansage an das geneigte Partyvolk gelang der Bremer Formation direkt mit der Darbietung von “Niemals sang- und klanglos”, welches energisch dazu aufforderte, das Leben stets in vollen Zügen (oder Segeln) zu genießen. Auch das Publikum stimmte nicht nur zu, sondern auch hüpfend und lauthals beim Refrain mit ein.

Natürlich soll man sich an so einem heißen Tag (über 30 Grad Celsius!) auch ordentlich hydrieren. So entführte uns der Song “Der Tag, an dem die Götter sich betranken” in die Welt des Weingenusses und die Folgen für die Entstehung unseres schönen Erdenrunds. Die Menge wackelte ausgelassen mit, und dank der immer noch zahlreich zu erspähenden gelben Kopfbedeckungen konnte ihnen auch die Sonne keinerlei Energie rauben.

Eine kleine humoristische Ansage erlaubte sich Frontsänger Malte Hoyer: “Es ist so schön kühl bei euch, deswegen machen wir eine Aufwärmübung: Wir wollen euch bis in die letzte Reihe springen sehen!” Das Mütchen beim “Thekenmädchen” zu kühlen war jedoch alles andere als einfach, wie das gleichnamige Lied effektvoll bewies. Der legendäre Ohrwurm brachte die Fans tatsächlich von vorne bis hinten zum Mittanzen. Auch die Band hüpfte und sprang ausgelassen im Takt – Versengold feierten schon immer aus vollem Herzen mit ihren Fans. Als Hoyer das Publikum zum Mitsingen animierte – “Seid ihr besser als das Greenfield-Festival?” – lieferten die Zuschauerinnen und Zuschauer ab und sangen lauthals den Part “Niemals nie!” mit. Das arme Thekenmädchen würde dieses Mal wohl wirklich alleine nach Hause gehen.

Dass die Band auch sonst bekloppte Ideen hat, gossen sie bereits 2022 in den beschwingten Mittanzer “Kobold im Kopp”. Überhaupt kredenzten die Bremer Spaßmusikanten einen absoluten Knaller nach dem nächsten aus ihrem mittlerweile über 20 Jahre Musikerfahrung umfassenden Repertoire. Leider war es uns nicht gegönnt, die Party bis zum Ende zu verfolgen, denn parallel machten sich bereits The Butcher Sisters auf der Blue Stage warm – das wollten wir uns für euch natürlich ebenfalls nicht entgehen lassen.

The Butcher Sisters

The Butcher Sisters

In ihrem ganz eigenen Stil empfingen uns die Schwestern von The Butcher Sisters. Oberteile eines bekannten Sportartikel-Herstellers und passende Trainingshosen, dazu unglaublich coole Sonnenbrillen – ob hier ein Sponsordeal im Spiel war? Auf jeden Fall möchte man meinen, dass der Auftaktsong “Sonnenbrille” darauf Bezug nahm. Nicht umsonst rief er die “Sonnenbrillenpflicht” aus, während ein auf Anschlag gedrehter Bass, harte Riffs und ein von Autotune durchtränkter Gesang die modische Botschaft verkündeten.

Allgemein konnte man festhalten, dass TBS ein wenig wirkten wie SDP in ihrer pubertären  Phase. Selbstironische, humoristische und teilweise etwas sorgenlos getextete Lyrik sowie ein nicht immer für empfindliche Gemüter geeigneter Humor waren hier an der Tagesordnung. (Oh, und SDP singt unserer Kenntnis nach ohne maschinengestützte Hilfen.) Eine besondere Ausprägung des bandeigenen Frohsinns bezeugten wir, als Crewmitglied Alexander Bechtel eine Geburt mimte (“Seht! Alex hat Bauchschmerzen!”), und dann ein Plastikbaby in die Menge geworfen wurde. Der Verfasser konnte bis zum Redaktionsschluss leider nicht abschließend klären, ob Bühnengeburten hinreichend medizinisch legitimiert sind. Nunja.

Mit viel Humor setzten wir dann auch bei der Ode an einen (hoffentlich fiktiven) “Reiner” fort. irgendwo zwischen Ballermann-Humor und kritischer Auseinandersetzung mit dem Thema der Midlife-Crisis schrammelte und autotunte der musikalische Bericht über einen frischgebackenen Vater auf großer Kneipentour und Sinnsuche am Boden seines Bierglases.

Beeindruckend für eine Band, die vielleicht nicht jeder auf dem Schirm hatte: Auf die Nachfrage von Frontsänger Bechtel, wer alles TBS kenne, ertönte ein äußerst respektabler Jubel aus der zahlreich erschienen Menge, die sich ansonsten bisher eher zurückhaltend zeigte. Ebenfalls zum Schmunzeln verleitete das zumindest sanft aktivierte Autotune selbst bei den Ansagen. Manche nennen es ein bewusstes Stilmittel.

Eine wunderschöne, zur Poolparty einladende Clubhymne lieferte TBS dann mit dem Banger “Freitag”. Hier mischten sich Shouts, Après-Ski-artige Sounds und erbarmungslos harte Riffs zu einer einzigartigen Melange. Und siehe da: Das Publikum hüpfte und feierte nun ausgelassen mit, offenbar traf die Mannheimer Band hier einen Nerv.

Völlig zurecht mit Stolz verkündete die Gruppierung dann auch ihren nächstjährigen Auftritt im Wiener “SIMM City” (21.02.26). Wer also diese überdreht-sympathische Formation in voller Spieldauer genießen möchte, sollte sich jetzt noch Karten organisieren.

Imminence

Imminence

Als richtiger Blickfang auf der Red Stage entpuppte sich auch der Auftritt der Metalcore-Schweden von Imminence. Den weitläufigen Hintergrund der Bühne zierte ein wunderschönes stilisiertes Symbol, davor waren dekorative Kathedralenfenster aufgebaut. Man spürte gleich: Hier sollte es episch werden!

Epochal und doch treu dem Kern der guten Rockmusik treu bleibend präsentierte sich der Song “Erase”. Satte Riffs, shoutende Attacken alternierend mit stimmungsvolle Klargesang schallten uns entgegen. Als Sahnehäubchen wurden live gespielte Streicher geboten, die der Performance noch einmal die feierliche Krone aufs Haupt setzten.

Der melancholisch-schwermütige Track “Come Hell or High Water” sollte uns in eine verzweifelt-kämpferische Düsternis herabziehen. Auch wenn die Künstler wirklich großartig aufspielten, blieb die Reaktion des Publikums leider verhalten. Vielleicht war dies aber auch einfach der immer noch gnadenlos ballernden Sonne geschuldet.

Einen wahren Schatz präsentierte uns die skandinavische Kombo dann mit “Diamonds”. Synths werteten die Performance musikalisch auf, und die gotischen Fensteraufbauten wurden stimmungsvoll passend erleuchtet. Auch hier wurde wieder deutlich, dass der Sound von Imminence weniger auf stumpfes Abrocken aus ist, sondern vor allem eine tragende Stimmung transportieren möchte. Immerhin kam jetzt zumindest hier und da Leben in die Menge an Fans vor der Bühne.

Einen runden Abschluss bildete der Song “The Black” vom gleichnamigen Album aus 2024. Kam die Performance anfangs als emotional-softer Ranschmeißer daher, hämmerten nach hinten raus die Gitarren unisono mit den wirklich sehr harmonisch eingewobenen Streichern, und sorgten für einen bittersüßen Abschied. Alles in allem ein sehr aufs Herz zielender Auftritt, der in einem Konzertsaal vermutlich noch grandioser funktioniert hätte als auf einer Open-Air-Bühne.

Me First and the Gmme Gimmes

Me First and the Gimme Gimmes

Der imaginäre Preis für den farbenfrohsten Bühnenauftritt geht dieses Jahr ohne Zweifel an das Ska- und Punkrock-Ensemble aus den Staaten. Bunte Hawaiihemden zierten das Antlitz der Künstler, die Bühne selbst veredelte eine wunderschöne, aufblasbare Plastikpalme, und im Hintergrund durften man eine bunt stilisierte Jungfrau Maria bewundern, über der die Lettern “GG” wie ein Heiligenschein prangten. Halleluja!

Auch musikalisch wurden die Gebete der Fans natürlich erhört. Wer die Gimmes kennt weiß, dass sie stets fetzige und handwerklich beeindruckende Cover prominenter Perlen der Musikgeschichte zum Besten geben. Und so machten wir uns zugleich auf den Weg über die “Country Roads”. Man kann optimistisch sein, dass John Denver die augenzwinkernde, doch dem Original gegenüber stets respektvolle Performance sehr gemocht hätte. Auch die Fans vor der Bühne hatten sichtlich ihren Spaß und feierten ausgiebig.

Was macht man, wenn die Landstraße endet? Richtig, man steigt in den Flieger. “(Ghost) Riders in the Sky” – das Original geht auf Burl Ives aus sage und schreibe 1949 zurück – erschallte von der Bühne, und natürlich sang das Publikum aus voller Kehle mit. Tatsächlich kann man natürlich mit Coverbands hadern, die gereifte Gassenhauer vom Baum der Musikcharts pflücken und dann als ihre eigenen Früchte verkaufen. Trotzdem verstanden die Gimmes einen zentralen Punkt sehr gut: Die Leute wollten unterhalten werden, und in dem Bereich lieferte die bunte Truppe aus den Staaten ordentlich. Es muss nicht immer alles einen brutalen Tiefgang besitzen.

Ein ganz besonderes Schmankerl lieferten uns die Gimmes dann auch noch: Wir wurden Zeuge der Weltpremiere eines neuen Songs! Der Chart-Hit “Straight Up” (im Original von der großartigen Paula Abdul eingesungen) wurde kunstvoll in eine Ska/Punk-Ode an die goldenen 80er des Dance-Pops verwandelt. Die Band hatte sichtlich Spaß an der Neuinterpretation dieses Radio-Klassikers, und auch das Publikum feierte die Erstaufführung ausgelassen.

Insgesamt war der Auftritt von Me First and the Gimme Gimmes geprägt durch Spaß und Ausgelassenheit – eine wohltuende Abwechslung nach der wunderschönen, aber doch auch schwermütigen Melancholie von Imminence.

Landmvrks

Landmvrks

Die französische Formation rund um Frontsänger Florent Salfati nahm schon immer einen besonderen Platz in der Musikszene ein. Sie vereinte meist englischen, manchmal aber auch französischen Sprechgesang mit harten, zupackenden Metalcore-Elementen.

Zum Auftakt ertönte der raplastige Muntermacher “Death” von der Bühne. Schnappender Sprechgesang, harte Shouts, und erbarmungslose Akkorde hatten den Auftrag, dem Publikum so richtig einzuheizen. Beschwingt von dieser Power rief Salfati das Publikum auf, den Refrain mitzuskandieren. Das verfing leider nicht sehr erfolgreich. Spaß hatten wir dennoch jede Menge an dem musikalischen Weckruf.

Ebenfalls vom aktuellen Album “The Darkest Place I’ve Ever Been” (ganz frisch aus April 2025) präsentierte uns die Metalcore-Kombo den  Song “A LIne in the Dust”. Und siehe da: Die Mischung aus Klargesang, Shouts, wilden Riffs und das Trommelfell massierenden Drums gab den Fans vor der Bühne den nötigen Energieschub, um jetzt ordentlich abzurocken. Überhaupt verstanden es Landmvrks mit jedem Song, die Latte etwas höher zu legen.

Für jede Menge Bewegung in den Rängen sorgte auch die Ansage: “Count to three and then every person jumps as high as they can!” Auf Kommando hüpfte das gut gefüllte Infield in die Luft. Stillsitzen war nicht mehr.

Ein paar Worte in ihrer Muttersprache richteten die Band an uns mit “Visage”. Der Track wirkte wie eine akustische Achterbahn der Gefühle: Ruhige, stimmungsvolle Parts wurden harsch von Shouts und angriffslustigen Akkorden zerstoben, bevor dann wieder süße Momente der sphärischen Einkehr von der Bühne hallten. Maßvoll eingesetzte Raucheffekte sollten das Gesamtbild perfektionieren. Magnifique!

Mit Bedauern verabschiedeten wir uns schließlich vorzeitig von den Franzosen, denn auf der Red Bull Stage erwarteten wir mit Spannung den Auftritt von Self Deception.

Self Deception

Self Deception

Nicht nur Slipknot sollten ein exzentrisches Intro vom Band servieren: Den Bühnenauftritt von Self Deception läutete der 90er-Jahre-Cowboy-Hit “Cotton Eye Joe” ein. Das setzte auch direkt die passende Tonalität, denn Self Deception war keine ordinäre Metalband, sondern stets mit einem Augenzwinkern und Botschaften der Individualität unterwegs.

So war es auch wenig verwunderlich, dass die Bandmitglieder gegen das Einheitsschwarz der Szene aufbegehrten und eine gute Portion an pink in ihren Outfits mit einfließen ließen. Ein besonderer Hingucker war dabei Gitarrist Ronny Westphal, der mit pinkem Bandana und stachelbewehrter pinker Sonnenbrille verzückte.

Dass auch der Sound der Formation etwas aus der Art schlug, hörte man gleich beim Starter “Kallocain” heraus. Das nach einem dystopischen Roman (Karin Boye, 1940) benannte Werk vereinte treibenden Rock mit stimmigen Elektroelementen, die man in der Form sonst selten anderswo zu Ohren bekommt. Auch direkt zu Beginn bewunderten wir vom Dach der Stage gezündete Pyroeffekte. Ein heißer Start!

Eine wirklich unterschätzte Hymne kredenzten uns die Schweden mit “The Scandinavian Dream”. Obwohl der Song wohl nicht breit bekannt war, konnte man ihn sehr schnell mit Leidenschaft mitsingen. Auf die Aufforderung von Frontmann Andreas Clark hin gingen dann auch wirklich alle Hände nach oben und klatschten im Takt. Allgemein war das Infield für einen Auftritt auf einer “Third Stage” wirklich beeindruckend voll, und Self Deception verdiente sich diese Aufmerksamkeit auch mit jedem Song mehr.

Eine augenzwinkernde Note und erneut eine satte Ladung an Elektro-Parts bescherte uns der amüsante Mitwackler “Matthew McConaughey”. Mit ordentlich Schwung wurde das Klischée der selbstbewussten amerikanische Attitüde besungen (was umso amüsanter ist, bedenkt man den Bandnamen).

Dass die Formation auch eine ernste Seite hat, zeigten sie mit dem Vortrag von “Hell and Back”. Eingeleitet wurde die Performance mit dem Hinweis, dass der Song einem durch Suizid verstorbenen Freund gewidmet sei, und die Band das Thema der mentalen Gesundheit mehr in dern Vordergrund rücken möchte. Respektvoller Jubel aus dem Publikum signalisierte vollen Support für die in der Tat sehr wichtige Botschaft, und gemeinsam sang und tanzte man zu einer stimmungsvollen Elektrorock-Hymne für ein lebenswertes Dasein.

DragonForce

DragonForce

Der Bühnenaufbau der Metalbriten war ein echter Hingucker. Mannshohe Drachen aus Pappmaché säumten die Bretter der Red Stage. In der Mitte sehr prominent: Ein riesiger Arcade-Spielautomat. der gleichzeitig als erhöhtes Podium diente. Dieses wurde auch effektvoll für die ein oder andere Ansage genutzt, Frontmann Marc Hudson demonstrierte seine Nähe zur Fanbasis eindrucksvoll, indem er einige Ansagen sogar auf Deutsch formulierte.

Mit viel Schwung ging es dann auch los, als die ersten Klänge von “Ashes of the Dawn” der Menge bereits ordentlich einheizten. Ein ikonischer Gitarren-Lead wie aus einem 80er-Jahre-Film geborgt, treibende Drums und ein markanter Gesang bescherten uns besten Retro-Powermetal.

Natürlich dürfen in dem Genre auch echte Hymnen nicht fehlen, und so donnerte “Cry Thunder” wie ein Weckruf von der Bühne. Der Refrain war eingängig und zum Mitsingen geschaffen. Am Meisten beeindruckend kam allerdings das wirklich schöne Gitarrenspiel daher, welches virtuos und episch verzücken konnte.

“DragonForce are huge fans of video games”, so die nun folgende Ansage. Und tatsächlich begaben wir uns jetzt in den Bereich der ikonischen Daddelsoundtracks. Den Auftakt dieses Parts bildete “Power of the Triforce” aus der Videospielreihe “Zelda” – komplett vertont mit eigenen Lyrics. Da wurden wohlige Erinnerungen an unbeschwerte Zockertage in der eigenen Kindheit wach.

Ein weiterer absoluter Meilenstein der Gaminggeschichte wurde bedacht, als das Rollenspiel-Epos “Skyrim” eine Hommage durch den leidenschaftlichen Vortrag von “The Last Dragonborn” erfuhr. Reagierte das Publikum bisher etwas verhalten auf den Auftritt der Briten, skandierten die Fans den Refrain des Songs nun unter viel Jubel mit.

Ein weiterer Stilwechsel erfolgte, als die Band nun einen “Disco Metal”-Track ankündigte. Und tatsächlich konnte man dem Song “Doomsday Party” zugestehen, einen sehr tanzbaren, uns tatsächlich etwas an einen 80er-Jahre-Discobeat erinnerten Rhythmus zu besitzen. Obwohl die Performance Spaß machte, konnte man beobachten, wie sich einige Zuschauerinnen und Zuschauer vom Infield lösten, um anderen Tätigkeiten zu frönen.

Diese Bewegung in die falsche Richtung wurde leider auch nicht gerade gebremst, als die mutige Wahl des nächsten Songs auf ein mit Chiptune-Elementen veredeltes Cover von “My Heart Will Go On” fiel. Fairerweise ist zu erwähnen, dass die verbleibenden Zuschauer den Auftritt von DragonForce nach wie vor feierten. Die Reihen waren allerdings mittlerweile lichter geworden.

Am Ende des Tages stellt man fest, dass die Band mit der Wahl ihrer Setlist zu polarisieren verstand. Eine vielleicht etwas sprunghafte Reise durch verschiedene Subgenres, ein wilder Stilmix und eine eventuell etwas zu spezielle Auswahl an Gamingreferenzen und Coversongs kamen bei eingefleischten Fans sehr gut an, es konnten jedoch nicht alle Zuschauer in ihren Bann gezogen werden. Schade, denn – und das soll hier betont werden – die Präsentation war großartig, die Band sehr sympathisch, und die Songs handwerklich makellos.

Alligatoah

Alligatoah

Zu Beginn der Performance hallte der stimmungsvole Song “Stay in Touch” von der Bühne. Dieser berichtete melancholisch von dieser typischen Situation, wenn eine Person sich räumlich entfernt, aber “man auf jeden Fall in Kontakt” bleibt – oder es sich zumindest verspricht. Vom Künstler selbst war anfangs noch nichts zu sehen. Dann: Ein Knall. Konfetti. Eine Pelzgestalt in roter Hose rappelte sich hinter den Bühnenaufbauten auf und siehe da – es war niemand Geringeres als Wortvirtuose Lukas Strobel, den man besser als “Alligatoah” kennt.

Gleich vorweg: Einen Stilbruch sollten wir immer dann erleben, wenn der Künstler Tracks aus dem aktuellen Album “off” (2024) kredenzte. So auch beim Aufspielen des düsteren “NIEMAND”. Dieses bediente sich harter Gitarrenriffs und Sprechgesang in bewusst aufmüpfigem Ton. Immerhin beschrieb der Song auch bissig eine Rebellion gegen Normen und Konventionen. Das Publikum zeigte sich mit diesem Wertekompass offenbar sehr einverstanden, denn das mittlerweile sehr volle Infield der Blue Stage feierte die Darbietung sichtlich.

Zwischen den Songs gab es immer wieder längere Ansagen von Alligatoah. Diese hatten teilweise einen ironisch-erzählerischen Stil und könnten so auch auf einem Poetry Slam ihren Platz finden.

Ebenfalls hart in die Klampfe gegriffen wurde beim Vortrag von “WEISSE ZÄHNE” (in der Studioversion aufgenommen mit dem Deutschrapper Bausa). Die bissige Abhandlung über die Eigentümlichkeiten des Spießertums unterstrich erneut, dass gesellschaftskritische Themen ein Steckenpferd des norddeutschen Wortakrobaten waren.

Im Laufe des Auftritts weihte uns der Künstler auch in das Geheimnis ein, warum sein aktuelles Album “off” so einen anderen, metalesken Stil pflegte: Er engagierte einen Gesangslehrer, um seine Fähigkeiten gerade in diesem Genre zu erweitern. Seinem gesanglichen Repertoire hatte diese Ausbildung jedenfalls eine weitere besondere Raffinesse hinzugefügt.

Etwas aus dem klassischen Portfolio des fulminanten Verbalvirtuosen wurde uns mit “Ein Problem mit Alkohol” geliefert. Man konnte es ahnen: Hier ging es um Suchtverhalten und Selbsterkenntnis, da ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung ist. Die Zuschauerinnen und Zuschauer schienen jedoch wahlweise zuviel oder zuwenig den geistigen Getränken zugesprochen zu haben – war die Menge bei den unterhaltsamen Ansagen mit Jubel und Feierlaune dabei, so senkte sich ab hier doch eine gewisse Passivität über das Infield, sobald die musikalischen Parts einsetzten.

Bereits bei DragonForce nahmen wir beim Vortrag von Covern polarisierender Originale eine gemischte Rezeption in der Zuschauerschaft wahr. Alligatoah hatte offenbar Lust, das auch noch einmal auszuprobieren: Es erschallte eine zunächst recht originalgetreue Variante des Pop-Hits “Daylight” (Original: No Angels). Diese Darbietung kaltverformte sich im Laufe des Vortrags dann recht übergangslos in eine harte Rocknummer mit experimentellen Elementen zwischen Gröhl und Growl. Leider hatte man auch hier das Gefühl, dass der Funke nicht zum Publikum überspringt.

Insgesamt blieb der Auftritt als kreativ und individuell in Erinnerung. Die bissigen, ironischen Ansagen und der gesellschaftskritische Unterton gepaart mit dem ganz speziellen musikalischen Stil zwischen lamentierendem Gesang, Deutschrap und einer Prise draufgestreuseltem Metalcore sollten zwar nicht jeden Zuschauer zum Mitfeiern animieren, trotzdem attestieren wir dem Künstler eine große Schöpfungshöhe.

Heaven Shall Burn

Heaven Shall Burn

Die Ehre des letzten Auftritts auf der imposanten Red Stage wurde den schon seit 1996 musizierenden Metalcore-Machern aus Thüringen zuteil. Der geneigte Fan erkannte gleich: Die Formation trat nicht in der gewohnten Besetzung auf. Doch dazu später mehr.

Die Darbietung wurde von Gitarrist Maik Weichert eröffnet mit der kurzen und trockenen Ansage “Los geht’s”. Und wie es los ging! Die Klänge von “Übermacht” brachen mit einer Naturgewalt über uns herein. Schon hier zeigte sich: Die Songs der Ostdeutschen trugen oft politische oder gesellschaftskritische Themen im Herzen. Der Text in einer stimmigen Mischung aus deutschen und englischen Parts thematisierte die Unterwerfung vor einer übermächtigen Kraft. Eine neue Macht am Horizont, die sich erheben würde, und welcher sich der namenlose Protagonist willenlos und blind ergab. Sicherlich eine Warnung, die je nach Umdeutung ins praktische Leben polarisieren mag. Das Publikum im übrigens pickepacke vollen Infield feierte den Vortrag jedenfalls lautstark. Ein schwergewichtiger und gelungener Opener.

Ebenso bedeutungsschwanger kam der Track “Voice of the Voiceless” daher. Die energiegeladene Nummer mit schnellen, atemlosen Riffs und erbarmungslos angreifenden Shouts brachten die Menge zum Kochen. Und wem dann noch nicht heiß genug war, bei dem halfen die beeindruckenden Pyroeffekte nach, die nicht nur von der Bühne selbst, sondern auch von den Set-Aufbauten abgefeuert wurden. Ein wirklich cooler Anblick, und der Song über die Qual hilfloser Schlachttiere konnte auch musikalisch sehr überzeugen.

Auf der mitreißenden Welle der guten Stimmung sollte noch weiter geritten werden, als Weichert zum Formen von Circle Pits aufrief: “Ich weiß, ihr habt eine Menge Staub geschluckt, aber teilt euch jetzt! Auseinander! Auseinander!” Das Publikum folgte nur allzu gern, und bald wurde fleißig gepogt und gemosht.

Beeindruckend: Die Formation schaffte es, auch musikalisch noch einen Gang höher zu schalten. Mit “Combat” zog ein wahrer Brecher ins Feld. Die Akkorde glühten in schwindelerregender Folge, und die Shouts formten sich zu einer anklagenden Zeterei im besten Sinne. Das Lied über das Leid von Kindersoldaten – merke, Heaven Shall Burn transportierte stets eine Botschaft – heizte ordentlich ein, auch gedankt der hervorragenden Ersatzsängerin.

Ersatzsängerin? Tatsächlich lüftete Weichert bei der folgenden Ansage das Geheimnis. Frontsänger Marcus Bischoff konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht auftreten (an der Stelle die besten Genesungswünsche). Dies wurde schon bei ihrem vorigen Auftritt bei Rock am Ring zu einer Herausforderung, doch nun war eine Lösung gefunden. Die Sängerin Britta Görtz, eigentlich engagiert bei der Melodic–Death-Metal-Formation HIRAES, sprang dankenswerterweise ein. Als erfahrener Vocal Coach fand sie mühelos in ihre Gastrolle, und vertrat Bischoff mehr als würdig. So befand auch das Publikum, als es lauthals “Britta, Britta”-Anfeuerungen skandierte.

So veredelte sie auch das schmissige “Black Tears” zu einem echten Highlight. Die Mischung aus harten Shouts und melodischem Gitarrenspiel gepaart mit einem sehr eingängigen Rhythmus verführten die Menge zu ausgelassenem Tanzen und Headbangen. Und auch, wenn der Text erneut einen ernsten Ton anschlug (thematisierten wurde das Leid der Depression), fühlte man hier zum ersten Mal eine zum Feiern anregende Leichtigkeit. 

Viel Durchatmen war allerdings nicht angesagt, denn mit brachialer Power & Pyro setzte das zynische “Thoughts & Prayers” ein. Hohe, sirenenartige Gitarrenparts unterstrichen die Botschaft der Ballerballade über hohle Kondolenz und vorgespieltem Aktionismus der Autoritäten in Zeiten großer Notfälle und Krisen.

Ein ganz besonderes musikalisches Highlight bot sich uns, als Heaven Shall Burn uns das ofenfrische “My Revocation of Compliance” kredenzten. Der neue Sound vom noch neueren Album “Heimat” (Juni 2025) ergoss sich wie eine Naturgewalt über das Infield. Knüppelnde Riffs mit Atempausen, die die nächste Attacke nur noch umso erbarmungsloser machten, ließen auch den letzten Fan enthusiastisch die lange Mähne schwingen. Der Song rief effektvoll dazu auf, sich gegen ein menschenunwürdiges System zu stemmen, statt einfach nur ergeben zu folgen. Wir sind uns sicher, dass sich doch einige Besucherinnen und Besucher das neue Album “Heimat” nach dieser großartigen Performance in den Warenkorb gelegt haben werden.

Den Auftritt abschließen würde eine Kampfansage an die ethische Verwerflichkeit von Tierjagd. Der Klassiker “Hunters Will Be Hunted” aus 2013 kam melodischer daher als die jüngeren Vertreter des riesigen Repertoires der Band – jedoch mit genauso leidenschaftlicher Eindrücklichkeit. Ein letztes Mal sollten die Zuschauerinnen und Zuschauer wirklich alles aufbieten, was der Nacken und die Tanzbeine hergaben. Ein sehr intensiver, kraftvoller Auftritt mit äußerst sympathischen Künstlern ging schließlich viel zu schnell zu Ende.

Electric Callboy

Dies sollte er also sein, der letzte Auftritt auf dem Nova Rock 2025. Die Blue Stage leuchtete uns mit einem spannungsbildenden Countdown erwartungsvoll entgegen, und schon jetzt lag ein Gefühl in der Luft, dass der Abschluss noch einmal legendär werden würde.

Bevor wir die Band zu Gesicht bekamen, wurde uns ein unterhaltsames Intro-Video auf der riesigen Leinwand präsentiert. Schauspieler und Komödiant Uke Bosse spielte eine humoristische Szene, in welcher er in einem Aufzug stand und scheinbar die Technik checkte. Beim Soundcheck wurde ein Riff abgespielt, beim Pyro-Test feuern die Pyros einmal kurz und knackig aus allen Rohren. Am Ende drückte er die Nase noch einmal gegen die Mattscheibe und konstatierte auf Englisch mit hartem deutschem Akzent: “Ser’s e lot of weri laut people aut sehr!” Und die Menge tobte in der Tat weri laut.

Cool war dann auch der nahtlose Übergang in den zum Einspieler passenden Song “Elevator Operator”, in dessen Musikvideo Bosse ebenfalls reüssierte. Die Band präsentierte sich effektvoll in einem schwarzen Glitzeroutfit, dazu mit amüsanten individuellen Style-Elementen. Vom Vokuhila bis zur quietschgrünen Sonnenbrille war alles am Start. Am Start war auch das Publikum, das sofort anfingen zu tanzen und zu springen. Man spürte, dass jeder nochmal alles geben wollte, und Electric Callboy lieferten dafür ordentlich Futter – unterstützt auch von sehr großzügigen und wirklich – sorry – geilen Pyroeffekten.

“Wir wollen euch alle springen sehen”, so die Ansage der Band. Eigentlich unnötig, da ohnehin bereits jeder das Tanzbein schwang. Und ums Tanzen sollte es auch gehen, als der eingängige Partysong  “MC Thunder II (Dancing Like a Ninja)” mit dem weniger eingängigen Titel angespielt wurde. Gerade hier bewunderte man ebenfalls einen effektvollen Einsatz der Leinwand, die Bandaufnahmen wurden mit Effekten und stimmigen Symbolen und Grafiken veredelt. Eine visuelle Choreographie, die so viel Spaß machte, dass die Menge auch unaufgefordert eine amtliche Wall of Death bildete.

Galaktisch gute Unterhaltung bot ebenfalls der Vortrag von “Spaceman”. Aliens kommunizieren ja bekanntlich in ihrer eigenen Sprache, und so wurde das Publikum aufgefordert, einmal lautmalerisch mit der Zunge zu wackeln. Der Autor hat noch nie zuvor rund 50.000 Leute unisono “blblblbl” machen hören, und wir verbuchen das gerne als Talent der Callboys, eine sagenhafte Synergie mit ihren Fans zu bilden.

Mit Stolz vorgestellt wurde auch der Gast-Drummer Frank Zummo. Eigentlich spielt dieser bei den kanadischen Punkern von Sum 41, doch aufgrund des kurzfristigen Rückzugs von Ex-Schlagzeuger David Friedrich übernahm Zummo freundlicherweise den Platz an der Perkussion. Zur freudigen Überraschung vieler performte die Band dann auch ein Lied von Sum 41 – “Still Waiting” wurde in einer für die Formation typisch lässigen Variante vorgetragen. Den Zuschauerinnen und Zuschauern gefiel es offenbar, denn der Text wurde aus vielen Kehlen leidenschaftlich mitgesungen. Vielleicht wird es wohl Zeit für eine Studio-Version – uns würde es freuen.

Wer Electric Callboy schon einmal gehört hat weiß, dass die Band viele Genre-Elemente in einen großen Kessel gießt und kräftig umrührt. Electro, Pop, Sprechgesang, Rock, Metal – und alles dazwischen. Auch technoeske Anleihen finden sich im Repertoire der Band aus dem schönen Castrop-Rauxel. Und so entstand wohl nach einer langen Nacht und mutmaßlich unter Einfluss von Kirmestechno der äußerst ohrwurmige Hit “Hypa Hypa”. Die Liveperformance entpuppte sich als äußerst bühnentauglich. Alles tanzte und sprang, und unisono sang die Menge das für Technohits wohl unvermeidbare “döp döp döp” mit. Ein leichtfüßiger geiler Partytrack, bei dem einfach niemand stillstehen konnte.

Auch wenn wir vorhin festhielten, dass die Band viele verschiedene Genres immer wieder neu zu schmackhaftem Liedgut verrührt, so ist doch festzuhalten, dass der Sound insgesamt in den letzten Jahren gefühlt keine große Evolution erfahren hatte. Die gute Nachricht: Das hat sich mittlerweile geändert, denn mittlerweile erweiterte die Formation ihr musikalisches Arsenal um den wunderschön stimmungsvollen Track “Revery”. Dieser führte auch live aufgespielt eine wohlige Dunkelheit in den Sound der Callboys ein. Harte Shouts, ein tiefer, beinahe bedrohlich brummender Bass, durchbrochen von einem aufklärenden Refrain, der dann wieder in die Untiefen der Düsternis abtaucht. Auch die visuelle Präsentation war bombastisch: Mit den beeindruckenden Pyros wurde großzügig losgeballert, und die Leinwand zeigte coole Ausschnitte aus dem begleitendenen Musikvideo.

Ebenfalls gelang es Electric Callboy, vielleicht im Gegensatz zu der ein oder anderen Band, den Coverpart astrein über und auf die Bühne zu bringen. Wir hörten unter anderem eine Version von “Crawling” in einer wirklich stimmungsvollen Akustikvariante. Linkin Park hätten den Song ehrlicherweise tonal etwas sauberer performt, trotzdem fühlte sich die Hommage sehr gelungen an. Die Emotionen weiter angeheizt hatten auch hier die Fans, als sie lautstark den Refrain mitsingen. Erneut war hier die fast schon als Verschmelzung zu bezeichnende Einheit zwischen Band und Zuschauern greifbar.

Ein wirkliches Bonbon stellte auch die Darbietung von “RATATATA” dar. Zwar waren die japanischen Rockerinnen von Babymetal anders als z.B. beim Auftritt auf dem Resurrection Fest 2024 nicht live mit dabei, trotzdem vermochten die Jungs rund um Frontmann Kevin Ratajczak den Song ordentlich zu rocken. Ein Beweis dafür, dass Electric Callboy trotz ihrer vielfachen und erfolgreichen Kollaborationen mit anderen Bands absolut auf ihren eigenen Beinen stehen konnten.

Auch der schönste Abend neigte sich dem Ende zu, und so verabschiedeten sich die Elektrorocker schließlich mit einem absoluten Klassiker aus ihrem Repertoire: “We Got The Moves” wirkte auch um ein Uhr nachts wie ein Energiespender, zu dem das Publikum ausgelassen feierte, tanzte und mitsang.

Man wünschte sich fast, die Nacht würde nie vergehen. Und das Nova Rock erst recht nicht. So machte sich nach Ende des Auftritts eine tiefe Melancholie breit – aber auch ein Gefühl von Glück und guter Laune, das uns Electric Callboy diesen Abend mit Leidenschaft in unsere Herzen gepflanzt haben sollten.

Party, Zelten & Orga – Eine Atmosphäre zum Wohlfühlen

Natürlich gehört zu einem gelungenen Festival mehr als nur das musikalische Angebot. Der Mensch will essen und trinken, und auch abseits der Bühnen gab es einiges zu erleben. Sicherheit und eine reibungslose Organisation machen Festivalgängerinnen und -gänger glücklich. Nachfolgend ein Überblick über wichtige Themen abseits der großen Bühnen.

Besucher strömen über das Gelände

Geländeaufbau: Gute Orientierung

Das Nova Rock 2025 fand auf den weitläufigen Pannonia Fields II mit einer beeindruckenden Größe von 60.000 m² statt. Das Gelände sollte schon 2006 zur Heimat des Festivals werden und bot genug Platz für die rund 220.000 Besucherinnen und Besucher. Die drei Bühnen waren leicht zu finden und das gesamte Gelände insgesamt sehr einprägsam aufgebaut. Das Infield um die Bühnen war nach hinten hin erhöht, so dass man auch ohne Platz in der Frontreihe noch eine gute Sicht auf das Geschehen erhaschen konnte. Ganz besonders privilegiert waren die VIP-Gäste, welche auf einem Podest Richtung Bühne blicken durften – allerdings unserem Eindruck nach mit bemerkenswert wenig Sonnenschutz.

Essens- und Getränkestände sowohl in Bühnennähe als auch auf der “Fressmeile” nahe des Ausgangs zum Campingbereich sorgten für stets gut versorgte Besucherinnen und Besucher. Ordner waren an neuralgischen Punkten platziert, um den Festivalgängern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Trinkwasserstationen und Erleichterungsstätten waren strategisch platziert

Besonders aufgefallen ist auch, dass trotz der enormen Besucherzahl niemals der Eindruck von Gedränge oder gar Platzangst entstand. Es verlief sich angenehm, und es gab keine langen Staus an Knotenpunkten. Für eine gute Planung ist man immer dankbar, und diese darf man dem Aufbau des Festivalgeländes getrost attestieren.

Imposante Bühne mit Katze auf Leinwand

Die Bühnen: Einfach riesig!

Ein echt phänomenaler Hingucker waren die drei Live-Bühnen. Im Hauptbereich wurde eine Blue Stage und eine Red Stage für die Main Acts aufgefahren. Diese waren nicht nur in ihrer schieren Größe gigantisch. Mehrere zu beiden Seiten in die Bühne integrierte Videoleinwände spielten während der Shows entweder Livebilder ab, zeigten Musikvideos, oder überlagerten Livebilder mit stimmungsvollen Effekten. Ein ganzes Bataillon Pyros zierte die Kante der Stage, und oft genug wurden diese eindrucksvoll aus allen Rohren gezündet. Auch der Sound war astrein und makellos, selbst die hintersten Ränge konnten noch ein spektakuläres Hörerlebnis genießen.

Als Third Stage diente die Red Bull Stage. (An der Stelle mag der ein oder andere auch erahnen, warum die anderen beiden Bühnen “Red” und “Blue” heißen.) Diese Stage verlieh den etwas kleineren, oft auch lokalen Bands ihre Flügel. Durch die kuscheligere Anordnung des Bereichs vor der Bühne (rechts befand sich unter anderem bereits ein Getränkebereich) bekam man beim hiesigen Aufenthalt ein beinahe familiäres Gefühl, was beim Genuss von eher regionalen Bands wundervoll zur Stimmung beitrug, und fast wie eine Parallelwelt zur Bombastik der Farbstages wirkte. Auch hier: Pyroeffekte (aus dem Dach!) super cool, Sound top.

Sanitär: Die Luft ist rein

Jeder weiß: Alles was rein muss, muss auch wieder raus. Aus diesem Grund standen auf dem Gelände zahlreiche mobile Verrichtungsstätten zur Verfügung. Die Schlangen waren überraschend kurz, es wurde allerdings auch ein beeindruckendes Angebot an Lokuslokationen aufgefahren. Das Innenerlebnis gestaltete sich für mobile Toiletten ebenfalls verhältnismäßig angenehm und sauber. Top!

Besucher und Essensstände

Essen & Trinken: Ein leerer Bauch feiert nicht gern

Auf dem Nova Rock fanden sich zahlreiche Getränkestände platziert. Das Angebot dort war für einen deutschen Festivalgänger vielleicht etwas ungewohnt: Produkte von zwei Hauptsponsoren teilten sich die Getränkekarte, und eine klassische Fanta oder Coca-Cola suchte man vergebens. Etwas Neues auszuprobieren ist allerdings nie verkehrt. Das Angebot bewegte sich vom Preis-/Leistungsverhältnis her in einem vertretbaren Rahmen (Simply Cola 0,25l für 5,30 €, Mineralwasser 0,5l für 2,80 € – beides zzgl. 2,00 € Pfand). Die Wartezeit war an den Ständen teilweise mehrere Songs lang, aber auf so einem Festival ist eben auch zeitweise die Hölle los.

Lobenswert erwähnt seien in dem Zusammenhang die kostenlosen Trinkwasserbrunnen, die auf dem Festivalgelände verteilt waren. Leider bildeten sich hier teilweise absurd lange Warteschlangen, und unserem Empfinden nach wären die Besucherinnen und Besucher über einige Brunnen mehr durchaus dankbar gewesen. Im Ansatz allerdings ein großartiges, und bei der Bullenhitze unverzichtbares Konzept.

Kulinarisch gab es keine Überraschungen, aber zumindest ein breites Angebot im üblichen Umfang (unter anderem Pizza, Pasta, Burger, vegane Speisen). Anders als bei den Getränkeständen waren die Wartezeiten hier erfreulicherweise recht kurz. Auch preislich war das Angebot für ein Festival der Oberklasse in Ordnung (Käsespätzle mit Speck 13,90 €, Bacon-Cheeseburger 14,90 €). Qualitativ bewegten sich die angebotenen Speisen irgendwo zwischen ganz okay und wirklich lecker. Uns hatte das kulinarische Angebot jedenfalls gut bei Kräften gehalten.

Große Jägermeister-Hirsch-Statue

Entertainment: Spaß auf weiter Strecke

Erstaunlicherweise bot das Nova Rock wesentlich mehr Angebote zum Zeit verbringen und Spaß haben als nur die musikalischen Darbietungen und die Food-Stände. Aufgefahren wurden unter anderem:

  • Ein beeindruckend hohes Riesenrad
  • Ein Angebot für Bungee-Jumping, das Todesmutige tatsächlich (sicher) nutzten
  • Eine eigene kleine Hallendisco, gesponsert von einem namhaften Likörhersteller

Besondere Erwähnung soll hier die sogenannte Grill & Chill Area finden. In diesem Areal unter freiem Himmel konnte man Grillgut erwerben und an fest platzierten Grills selbst zubereiten. Aufgestellte Hängematten sorgten für einen großartigen Chillfaktor. Das absolute Highlight stellte allerdings die VOLUME Pop-Up Stage dar. Dort konnten Künstler und Gäste selbst musizieren. Es wurde improvisiert, gejamt, und man lernte sich in lockerer Atmosphäre kennen. Wir genossen dort einige wirklich coole Impro-Performances an Tag eins als Aufwärmer vor unserem eigentlichen Bühneneinsatz. Wer mehr über die VOLUME Pop-Up Stage erfahren will, schaut sich gerne auf deren Homepage um.

Besucher laufen über das Camping-Gelände

Camping: Mit Sicherheit gut aufgehoben

Auf dem Nova Rock 2025 gab es einen bunten Strauß an Camping-Optionen, die übrigens auch für die Veranstaltung in 2026 gelten.

Standard Camping

Mit einem normalen Festivalpass war es euch erlaubt, auf einem der Zeltplätzen einzukehren.

Caravan Camping

Wenn ihr diese Option gebucht habt, dürft ihr euren Wohnwagen auf den Caravanplätzen 1 und 2 abstellen.

Silent & Clean Caravan Camping

Diese Option erlaubt euch das Parken eures Wohnmobils auf einem eigens dafür vorgesehenen Areal, in welchem zu Ruhezeiten strenge Lautstärkeregelungen gelten – so erlebt ihr ungetrübte Erholung zwischen den Festivaltagen. Eine eigene Security sorgt für eure Sicherheit und die eurer Wertsachen.

VIP Caravan Camping

Bei dieser Option profitiert ihr vor allem von der unmittelbaren Lage zum Kerngelände. Und wir wissen alle, dass müde Füße das sehr zu schätzen wissen…

Green Camping

Die Option “Green Camping” setzt sich zum Ziel, umwelt- und sauberkeitsbewusste Camper zu vereinen. Es gibt keine Regularien, sondern es wird auf Selbstverantwortung gesetzt. Lediglich grobe Verstöße können zu einem Verlust des Zugangs führen.

Zelthotel

Wenn ihr kein eigenes Zelt besitzt oder mitschleppen wollt, ist diese Option die beste Wahl. In einem eigenen Bereich steht bereits ein komfortables Zwei-Personen-Zelt für euch bereit. Security-Mitarbeiter wachen über euer Wohl, und eine eigene Rezeption adressiert eure Bedürfnisse.

Glamping

Diese Option bietet euch fest erbaute Domizile mit fertigen Betten und je nach Ausführung weiteren Annehmlichkeiten.

Alle Details zum Thema Camping findet ihr auch auf der Homepage des Nova Rock.

Cashless Pay: Das zahlt sich aus

Eine besonders moderne Raffinesse bot uns das Nova Rock im Bereich der bargeldlosen Zahlung. Statt mit Scheinen zu hantieren oder mit der EC-Karte rumzuwurschteln (und diese in der Festivalhektik vielleicht zu verlieren), wurde eine viel einfacherer Zahlungsmethode eingesetzt. An jedem Festivalbändchen war ästhetikschonend ein Plastik-Plättchen mit einem QR-Code eingewoben. Den dazugehörigen Online-Account konnte man via Webseite bequem mit Geld aufladen – und dann einfach durch Vorhalten des QR-Codes an einen Scanner bei jedem beliebigen Stand zahlen. Das war einfach, sicher, und man hatte stets die volle Kostenkontrolle dank der übersichtlichen App. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass keinerlei sonstige Zahlungsmethoden zugelassen waren.

Personal: Ordnung muss sein

Ein gigantisches Festival wie das Nova Rock brauchte natürlich auch entsprechendes Personal, um den Betrieb am Laufen zu halten und sich um die über 200.000 Besucherinnen und Besucher zu kümmern.

Man fand zahlreiche mit gelben Westen ausgestattete Ordner an neuralgischen Punkten. Diese hatten stets ein offenes Ohr und gaben sich freundlich und hilfsbereit. Leider stellten wir fest, dass es hier und da augenscheinlich etwas an Koordination und Informationsweitergabe mangelte. Gerade bei unserer Anreise sahen wir auf die Frage hin, wo man denn als Pressebesucher parken könnte, und wo sich denn das Pressezelt befände, in viele fragende Gesichter. Bemüht wurde in den Lageplan geschaut und dann größtenteils leider nicht zielgerichtet weiterverwiesen. Ebenfalls etwas herausgefordert wirkten die Ordner in der Nacht nach Tag zwei des Festivals. Wir erinnern uns: Nach dem Ende des großartigen Auftritts von Linkin Park brach auf den Zufahrtsstraßen von den Parkplätzen weg ein signifikantes Verkehrschaos aus. Nun ist uns natürlich bewusst, dass es eine große Herausforderung ist, eine aus mehreren Richtungen heranströmende Blechlawine effektiv und zügig Richtung Ausgang zu weisen. Trotzdem hatten wir den Eindruck, dass hier mehr Koordination und Vorbereitung ein Plus gewesen wären. Das ehrliche Engagement und die Einsatzbereitschaft des Ordnerpersonals war trotzdem auf jeden Fall gegeben, und das verdient gerade bei Einsätzen bis weit nach drei Uhr nachts natürlich den höchsten Respekt.

Sicherheit: Immer in guten Händen

Für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher sorgten zahlreiche in weiße Westen gekleidete “Guards”. Sie hatten nicht nur ein waches Auge auf das Festivalgelände, sondern halfen auch tatkräftig und effektiv mit, Unfälle z.B. beim Crowdsurfing zu verhindern. Ebenfalls insbesondere an der Schleuse zum Infield präsent waren Mitglieder der hiesigen Polizei, die sich allerdings zurückhielten und zum Sicherheitsgefühl beitragen.

Bei Sicherheit geht es allerdings um mehr als nur das Verhindern von Gewalt und Exzessen. Wer sich durch andere Besucher belästigt fühlte und dies diskret mitteilen wollte, konnte an einem beliebigen Getränkestand einen sogenannten “Angel Shot” bestellen – unkomplizierte Soforthilfe wurde bei Nennung dieses Codeworts ohne weitere Fragen geleistet. Im deutschen Raum kennen wir dieses Konzept bereits unter den verdeckten Fragen “Wo geht es hier nach Panama?” und “Ist Luisa da?”. Gut zu wissen, dass es sowas auch in ähnlicher Form auf dem Nova Rock gibt.

Ausblick: Was erwartet uns 2026?

Schon jetzt blicken wir voller Vorfreude auf das kommende Nova Rock in 2026. Zwei Mega-Einträge für das nächste Lineup sind bereits bestätigt:

Blickt man auf die Homepage des Nova Rock, scheint es zumindest bis Redaktionsschluss sonst keine großartigen Änderungen gegeben über dem Vorjahr in Bezug auf Organisation und Angebote zu geben. Und das ist auch gar nicht erforderlich, denn wir hatten alles in allem eine großartige Zeit.

Wir sagen Dankeschön

Natürlich wäre dieses wunderbare Festivalerlebnis ohne all die großartigen Menschen nicht möglich gewesen, die Teil dieser Reise waren. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bedanken.

Danke an die Barracuda Music GmbH, die uns freundlicherweise akkreditiert haben. Eure Presse-Orga war großartig, und wir haben uns sehr wohl gefühlt.

Danke an das wachsame Security-Personal, das auch in unsicheren Zeiten für ein sicheres Gefühl garantierte.

Danke an die Orga der coolen VOLUME Pop-Up Stage (bereitgestellt von VeloConcerts). Wir hatten einen Riesenspaß mit den Jam-Sessions!

Danke an die wunderbaren Menschen in der Grill & Chill Area. Wir haben dort ein verlorenes Handy erfolgreich an seinen Besitzer überführen können und sehr liebe Menschen kennengelernt.

Danke auch an alle anderen großartigen Besucherinnen und Besucher, mit denen wir einen unterhaltsamen Austausch hatten. Ihr seid eine tolle Festivalgemeinde!

Danke an das Nova Rock 2025! Wir sehen uns nächstes Jahr. Rock on!

Alle Bilder unterliegen dem Copyright. Alle weitere Nutzung und Bearbeitung muss mit Zwischen-Welten-Mitglied und Fotograf Paul Schaedel / Schaedel Medien abgesprochen werden.

Über Ayanami

Wohnt in Hamburg. Arbeitet in der IT. Herrchen von 1 frechem Kater. Liebt Nightwish. Bespaßt euch auf Twitch & YouTube.