Live-Review: Pain & The Halo Effect am 29.01.2025 in Frankfurt (Batschkapp)

Man nehme ein wenig Melodic Death Metal, mische es mit etwas Industrial Metal und gebe eine Prise Groove Metal hinzu – heraus kommt ein fantastischer Konzertabend mit drei einzigartigen Bands. Die Rede ist von THE HALO EFFECT, die gemeinsam mit Peter Tägtgren’s Elektro Metal Projekt PAIN und der Vorband BRHG (Bloodred Hourglass) ein wahrliches Best Of der härteren, skandinavischen Musik auf die Bühne gebracht haben. Frei nach dem Trend der letzten Jahre haben PAIN und THE HALO EFFECT beide gleichermaßen die Rolle des Headliners eingenommen und jeweils ein volles Set gespielt – etwas, dass sich Traumtänzer und Raaki von Zwischen-Welten nicht entgehen lassen wollten. Lest in diesem Beitrag, welche Eindrücke, Vibes und Emotionen die beiden mitgebracht haben.

Vor dem Konzert (Die Halle füllt sich)

Die Grundlage für jedes gelungene Konzert: Eine gute Location!

Völlig unabhängig davon, ob Interpreten Töne treffen, technische Probleme auftreten oder sonstige Ereignisse den Ablauf eines Konzertes stören – die Location ist die Grundlage für ein rundum gelungenes Konzerterlebnis. Stimmt die Akustik in der Halle? Ist die Bühne auch von weiter hinten gut sichtbar? Sind alle wichtigen Stationen gut und sicher erreichbar? An dieser Stelle sagen wir frei heraus: In der Batschkapp in Frankfurt fühlt man sich rundum wohl. Kurze Wege zu Toiletten, Merch Stand und Getränkeausgabe. Trotz relativ großem Innenraum gute Sicht zur Bühne. Empore mit Sitzplätzen und eine geräumige Plattform für Rollstuhlfahrer. Das Team? Stets freundlich und hilfsbereit. Wir sagen „vielen Dank“ an das Team von der Batschkapp für die erneute, sehr positive Erfahrung und die Möglichkeit am Konzert von PAIN und THE HALO EFFECT teilzunehmen.

Die brachiale Vorband: BRHG (Bloodred Hourglass) aus Finnland

Ein guter Opener ist entscheidend für einen rundum gelungenen Abend. Wir finden, dass die finnischen Groove-Metaller von BRHG die Stimmung zumindest ordentlich angeheizt haben. Am Anfang des Sets gab es ein kleines Einstellungsproblem mit dem Mikrofon, wodurch der Gesang im brachialen Instrumental etwas unterging. Nach etwa zwei Songs des insgesamt neun Songs umfassenden Sets hat aber alles gepasst. Die Soundqualität war gut, die Musik hatte ordentlich Wumms und überraschte mit vielen Thrash Metal Elementen. Ab und zu mischten sich elektronisch-atmosphärische Sounds in den Background – im Mix mit Groove Metal sehr erfrischend! Der Fokus lag definitiv bei der Musik. Große Reden oder viele Sprüche zwischen den Songs gab es nicht. Dafür aber schon das erste, kleine Moshpit des Abends. Mit ca. 40 Minuten Spielzeit waren BRHG für einen Opener relativ lange auf der Bühne. Wir sagen: Guter Auftritt von einer (uns noch unbekannten) Band, die wirklich viel Potenzial mitbringt. Wir freuen uns darauf, BRHG öfter ins ZW-Radioprogramm mit einzubinden. Unsere Highlights waren die Songs „In Lieu Of Flowers“ und „Veritas“.

BRHG (Bloodred Hourglass)

Eine schwedische Metal-Legende: Peter Tägtgren mit seiner Industrial Metal Band PAIN

Der erste Headliner des Abends war PAIN. Da die Band offiziell nur aus Mastermind Peter Tägtgren besteht, wurde die Besetzung auf der Bühne von Gastmusikern komplettiert – beim Drummer handelte es sich z. B. um Peter Tägtgren’s Sohn. Manch einer mag zunächst denken, dass eine Industrial Metal Band zwischen Groove-Thrash und Melodic Death Metal nicht sonderlich gut passt. Was Peter Tägtgren dazu sagte? „I will kick your ass before The Halo Effect“ – und so war es. Bereits beim ersten Lied „It’s Only Them“ vom 2002er Album „Nothing Remains The Same“ herrschte absolutes Party-Feeling. Die Stimmung auf der Bühne? Ausgelassen und humorvoll untermalt durch Peters Charme, der zwischen den Songs immer wieder zum Vorschein kam. Einige schier theatralisch anmutende Momente durften auch nicht fehlen. So wurde im dritten Song „Call Me“ eine inszenierte Unterbrechung gemacht, woraufhin der Bassist die Headlyrics für die nächste Strophe übernahm. Hervorzuheben war die ausgezeichnete Lightshow, die sich wirklich gut dem Flow der Show angepasst hat. Dank modernster LED-Technik sind die Lichteffekte bei Konzerten in den letzten Jahren ohnehin um ein Vielfaches kreativer geworden. Zwischen einigen Songs gab es kurze Unterbrechungen, die mit einer Art aufbauendem Rauschen untermalt einen kurzen Kostümwechsel der Band ankündigten. So zum Beispiel vor dem Song „Go With The Flow“ vom neusten Album „I Am“. Die Band kam in passenden Kostümen zum Musikvideo und mit einer stylischen Synth-Gitarre auf die Bühne – nice! PAIN haben einen einwandfreien Auftritt dargeboten, der viele der bisher neun Studioalben abgedeckt hat. Wir sagen: Gerne wieder! Die Highlights waren „Call Me“, „Don’t Wake The Dead“, zum Feiern der Hit „Party In My Head“ und selbstverständlich der PAIN-Klassiker schlechthin: „Shut Your Mouth“.

Pain

Schweden und Melodic Death Metal gehören einfach zusammen – THE HALO EFFECT sind ein weiterer Beweis dafür

Auch wenn THE HALLO EFFECT eine noch relativ neue Band sind, macht die hochkarätige Besetzung aus ehemaligen IN FLAMES und aktuellen DARK TRANQUILLITY Mitgliedern sie zu einer echten Melodic Death Metal Supergroup. Vom ersten Moment an bemerkte man die Professionalität und große Bühnenerfahrung aller Musiker. Die Band lieferte alles, was guter Death Metal braucht: Melodische Instrumentals, die von Anfang an sehr gut abgemischt waren und brachialen, aber doch emotionalen Gesang. Das Publikum honorierte dies schon im ersten Song, dem Titeltrack des aktuellen Albums „March Of The Unheard“, mit einem eindrucksvollen Moshpit – was für ein Start! Das Moshpit hat uns übrigens den ganzen Auftritt lang begleitet. Zwar wurde es mit der Zeit kleiner, blieb aber die ganze Zeit über erstaunlich beständig. Was auffällt: Die Setlist bestand überraschenderweise aus mehr „älteren“ als neueren Songs. Vom ersten Album „Days Of The Lost“ (2022) wurden insgesamt neun Songs, vom 2025er Album „March Of The Unheard“ lediglich fünf Songs gespielt. Okay, man könnte zugeben, dass alle Songs relativ „neu“ sind. Was uns besonders auffiel: Sänger Mikael Stanne hatte selbst bei den härtesten Growls immer ein freudiges Lächeln auf den Lippen – selbstverständlich auch stets, während er mit dem Publikum interagierte. Die Stimmung in der Halle war ausgelassen, der Applaus groß – aber schließlich handelte es sich auch um eine echte Supergroup dort oben auf der Bühne. Und eine eben solche spielt natürlich auch gerne ausgedehnte Zugaben. Doppel-Encore Alarm! Zweimal rief das Publikum im Chor „Zuuugaaabeee“ – und wurde auch zweimal dafür belohnt. Für den letzten Song „Shadowminds“ vergrößerte sich sogar das Moshpit noch einmal deutlich – quasi ein Ende mit absolutem Stimmungshöhepunkt. Wow! Unsere Highlights vom Auftritt von THE HALO EFFECT waren „March Of The Unheard“, „A Truth Worth Lying For“, „Detonate” und „What We Become“.

The Halo Effect

Über Raaki

ZW-Radio Moderator / Blogger für Konzert-, Alben- und Festivalreviews / Princess Of Fire & Madness - ZW Mitglied seit 2018