M’era Luna 2024 – das Familientreffen der schwarzen Szene

Voller Vorfreude fiebert die Gothic-Gemeinschaft jedes Jahr den Höhepunkten der schwarzen Festivalsaison entgegen. Und der Platzhirsch M’era Luna steht hier sicher ganz oben auf der Liste. Seit der Jahrtausendwende bespaßt das in Hildesheim ansässige Musikfestival jährlich beständig rund 25.000 schwarze Seelen. Eine ausgezeichnete Organisation, eine perfekte Location und eine abwechslungsreiche Auswahl an Bands sorgen Jahr für Jahr für große Vorfreude. Umso glücklicher macht es uns, euch auch dieses Jahr wieder exklusive Einblicke in das Geschehen auf dem schwarzen Festival der Superlative bieten zu dürfen.

Eine Kleinigkeit vorab: Schaut euch für alle Eindrücke unbedingt auch unsere Galerien zum M’era Luna 2024 an. Ihr findet die Galerien hier:

Galerie: M’era Luna 2024 – Bands Samstag Teil 1
Galerie: M’era Luna 2024 – Bands Samstag Teil 2
Galerie: M’era Luna 2024 – Bands Sonntag Teil 1
Galerie: M’era Luna 2024 – Bands Sonntag Teil 2
Galerie: Gothic Fashion Show & Make-up Workshop (folgt demnächst)
Galerie: Impressionen & Coole Besucher-Outfits

Inhaltsverzeichnis

  1. Das M’era Luna Gelände 2024 – Alles an seinem Platz
  2. Die Bands am Samstag: Reviews & Eindrücke
  3. Zwischen Mode und Dramaturgie: Die Gothic Fashion Show 2024
  4. Die Bands am Sonntag: Reviews & Eindrücke
  5. Die Kunst der dunklen Schönheit: Eindrücke aus dem Make-up Workshop
  6. Angebote, Organisation & Dienstleistungen auf dem M’era Luna 2024
  7. Ein Ausblick in die Zukunft: Das M’era Luna 2025
  8. Wir sagen Dankeschön!

Das M’era Luna Gelände 2024 – Alles an seinem Platz

Das M’era Luna ist auf dem weitläufigen Flugfeld von Hildesheim zu Hause. Das insgesamt 582.000 Quadratmeter große Gelände (ca. 60 Fußballfelder) beherbergt die Camping-Sites, Parkplätze, sowie das weitläufige Infield. Vielleicht für den ein oder anderen Besucher überraschend macht Letzteres rund 6% der Gesamtfläche aus.

Gegenüber letztem Jahr gibt es keine signifikanten Veränderungen zum Aufbau. Die Main Stage dominiert das Infield, Essens- und Getränkestände sowie sanitäre Örtlichkeiten sind gleichmäßig und sinnvoll über das Gelände verteilt. Die Club Stage befindet sich ungefähr fünf Fußminuten entfernt. Für jemanden, der das früher vorherrschende Konzept des Hangars direkt neben der Mainstage gewohnt ist, sicher eine neue Erfahrung. Allerdings ist es sehr angenehm, dass die beiden Bühnen nun schon seit 2022 für sich stehen und ihre eigene Präsenz entwickeln können.

Interessante Orte sind von weitem gut zu erkennen und praktisch ausgeschildert, das schließt explizit die zahlreichen Notausgänge mit ein. Der Weg vom Campinggelände zum Infield und zurück ist zwar nicht gerade kurz, aber aufgrund der geraden Strecke dennoch keine große Hürde. Auch der beliebte Mittelaltermarkt ist an seinem angestammten Platz aufzufinden.

Frei nach dem Motto, niemals ein laufendes System zu ändern, wird hier also der letztjährige Geländeaufbau im Wesentlichen wiederholt, was alles in allem aus unserer Sicht ein großes Plus darstellt.

Besucher genießen das Campingflair

Eine dunkelbunte Gemeinschaft

Ein vielfältiges Event wie das M’era Luna besitzt ein sehr reichhaltiges Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten: Da sind natürlich die sagenhaften Auftritte der Live-Bands, die zahlreichen Workshops (unter anderem berichten wir hier über den großartigen Make-up Workshop) oder auch die mittlerweile zur Institution gewordene Gothic Fashion Show. Eine Sache ist und bleibt allerdings das Herzstück eines jeden Festivals: Die Camping-Atmosphäre und der gemeinschaftliche Zusammenhalt der Besucherinnen und Besucher.

Dieses Jahr imponiert die Veranstaltung mit restlos ausverkauften 25.000 Karten. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass man selbst auf der rund 290 Fußballfelder großen Camping- und Parkplatzfläche Zelte Reihe an Reihe erblickt und jeder Menge gut gelaunten schwarzbunten Gestalten über den Weg läuft. Man trinkt, singt und feiert gemeinsam – der Steampunk mit der Gothic Lady und dem pinken Einhorn, alle in Eintracht zusammen. Überhaupt erblickt man auf dem Gelände nicht nur schwarz gekleidete Festivalbesucherinnen und -besucher, sondern auch eine zunehmende Anzahl an extravagant gewandetem Publikum. Ein Beweis mehr, dass das M’era Luna ein weltoffenes und inklusives Event ist, welches für alle musikbegeisterten Seelen eine Heimat bietet. Wir fühlen uns jedenfalls sehr wohl in der Festivalgemeinschaft und freuen uns bereits jetzt darauf, auch nächstes Jahr bestehende Freundschaften aufzufrischen sowie spannende neue Bekanntschaften zu machen.

Besucher auf stimmungsvollem Mittelaltermarkt

Ein Nachhall vergangener Tage: Der Mittelaltermarkt auf dem M’era Luna

Wenn Festivalbesucher Lust auf eine kleine Zeitreise verspüren, gehen sie auf den zum M’era Luna gehörenden Mittelaltermarkt. Auch abseits davon ist ein Besuch dort sehr empfehlenswert. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, ist der Markt deutlich größer geworden – zumindest in unserer Empfindung. Angeboten werden kulinarische Highlights, die zum Teil mehr, zum Teil weniger zum Mittelalterthema passen. Außerdem haben die Besucher die Chance, Accessoires und sogar ganze Outfits für das perfekte historische Kostüm zu erwerben.

Auch ein kleines Rahmenprogramm findet auf dem Gelände des Mittelaltermarktes statt. Freitags von 17:30 bis 18:30 Uhr und samstags von 10:00 bis 11:00 Uhr findet der „Tanz auf dem Markt“ statt. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Workshop mit dem Zweck, thematisch gesehen zeitgenössische Tänze zu erlernen – und sich gegenseitig kennenzulernen. Schließlich wurde im Mittelalter bei Tänzen oft der Partner gewechselt. Ein weiteres Spektakel ist die Feuershow, die den Besuchern nach Einbruch der Dunkelheit einheizt.

Eine kleine Frage zum Abschluss des Mittelaltermarkt-Berichts: Was darf niemals fehlen beim Besuch eines Mittelaltermarktes? Ein Becher (oder Trinkhorn) gefüllt mit frisch gezapftem Met. In diesem Sinne unser Highlight des Mittelaltermarktes.

Die Bands am Samstag: Reviews & Eindrücke

Es geht los! Die Vorfreude war bei uns schon seit Wochen sehr groß. Bereits als wir das Festival von weitem erblicken, schlägt unser Herz noch einmal höher. Nach einem unkomplizierten Einlass und einer kurzen Taschenkontrolle durch die freundlichen Ordnerinnen und Ordner betreten unsere Füße zum ersten Mal dieses Jahr das weitläufige Veranstaltungsgelände. Strahlender Sonnenschein lacht uns entgegen und wir ahnen schon: Das Wochenende wird großartig!

Apropos Sonne – das Wetter ist den Besucherinnen und Besuchern des M’era Luna an diesem Tag sehr gewogen. Angenehme 23 Grad und eine leichte Sommerbrise versüßen den Aufenthalt. Trotzdem ist eine gute Sonnencreme Pflicht, immerhin werden wir stundenlang den hellen Strahlen unseres Himmelsgestirns ausgesetzt sein. Der Sonnenbrand sollte uns trotzdem erwischen, doch dieses Opfer bringen wir natürlich gern für euch.

Wir verschaffen uns einen guten Überblick über den diesjährigen Aufbau des Geländes und schlagen anschließend unser Lager im Pressebereich auf. Eine kurze Zeit der Vorbereitung und zum Durchatmen vergeht sehr rasch, als auch schon die Newcomer Re.Mind als erste Band der diesjährigen Veranstaltung unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Auf geht’s ins Getümmel!

Re.Mind

Re.Mind

Samstag, 10. August 2024 – endlich ist es so weit, auf dem M’era Luna Festival Infield erklingen die ersten Töne von der Main Stage. Ein paar vor der Bühne wartende Fans werden nach dem Start rasch von weiteren interessierten Festivalbesuchern verstärkt. Die sich selbst als „80er Synth-Style Band“ beschreibende und 2014 gegründete Band Re.Mind aus Leipzig eröffnet vor einem kleinen Publikum. In Anbetracht der frühen Uhrzeit ist das jedoch vollkommen normal und kein Kritikpunkt. Die Künstler sorgen für einen sanften, entspannten Einstieg in das Festival. Der Auftritt ist keine Neuerfindung des Genres, allerdings sehr solide, eingängig und macht vor allem Fans von 80s Synth-Pop wie z. B. Depeche Mode sehr glücklich. Auf Re.Mind liegt ein besonderes Augenmerk. Schließlich waren sie zusammen mit dem Opening-Act am Sonntag (JanRevolution) die Gewinner des Newcomer Contests. Wir sagen: Verdient! Eine gute Abwechslung zum restlichen Repertoire und ein toller Einstieg ins M’era Luna Festival.

Den kompletten Auftritt von Re.Mind als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Steril

Steril

Gespanntes Warten auf die deutsche Industrial- und EBM-Band Steril an der Club Stage. Der erste Auftritt auf der kleineren Bühne, die vorwiegend rein elektronischen Acts vorbehalten ist. Neu in der Szene ist die Formation aus Oldenburg keineswegs: 1989 gegründet, erstes Album 1995. Ein wenig verwunderlich ist daher der recht kurze Konzertslot gleich zu Beginn des Festivals. Den höheren Bekanntheitsgrad im Vergleich zu Re.Mind auf der Main Stage erkennt man auch am gesteigerten Publikumsandrang – spätestens zum zweiten Song, als einige der Besucher von der Hauptbühne den Weg zur Club Stage finden. Hervorzuheben ist der wuchtige Bass, den Steril schon vom ersten Moment an auf die Bühne bringt. Ein Auftritt, bei dem bereits früh die ersten Leute ausgiebig tanzen. Neben dem Bass ist der vielseitige und energetische Gesang von Sänger Mähne Meenen ein erinnerungswürdiges Element des Auftritts. Besonders faszinierend: Die Performance zum 2005er Song „Lies“ mit seinem düsteren und surrealen Klangbild (und kleiner Rap-Einlage!). Unser Fazit: Besser hätte man den Festivaltag auf der Club Stage nicht einläuten können.

Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Der Andrang wird größer an der Main Stage. Der Auftritt von Schwarzer Engel steht unmittelbar bevor. Das Dark Metal Projekt aus Stuttgart hat seit 2010 insgesamt 8 Alben veröffentlicht und bringt eine beachtliche Ansammlung an Hits für das M’era Luna mit. Das merkt man bereits am ersten Song: Mit „Krähen an die Macht“ vom 2018er Album „Kult der Krähe“ öffnet Mastermind Dave Jason mit seinen Instrumentalisten mit ca. zwei Minuten Verspätung das halbstündige Set. Der Andrang? Für die frühe Uhrzeit erstaunlich groß. Ist das etwa ein Zeichen, dass Schwarzer Engel nicht längst einen längeren und späteren Slot verdient hätte? Wir denken: Ja, auf jeden Fall! Spätestens bei Lied Nummer drei „Schwarze Sonne“ wird das Potenzial voll entfaltet – das Publikum ist begeistert. Das zeigt sich bereits beim nächsten Lied „Hitsingle“ vom aktuellen Album „Höhere Gewalt“ (erschienen im Juli 2024). Dave Jason animiert das Publikum zum Mitmachen – und das Publikum reagiert. Im Chor geschrien „Das ist ein Hit Hit Hit“ wirkt die Performance sehr eindrucksvoll.

Das Set ist kurz, aber ein guter Querschnitt durch die Diskografie von Schwarzer Engel. Abgeschlossen wird das Konzert mit dem von klassischen Einflüssen geprägten Song „Götterfunken“. Melodisch angelehnt ist das Lied an die weltbekannte Sinfonie No. 9 „Freude schöner Götterfunken“ von Ludwig van Beethoven. Ein großes Lob geht übrigens auch an das Bühnenbild: Es sieht wirklich richtig cool aus, wenn Dave Jason an seinem weißen Altarpult steht.

Den kompletten Auftritt von Schwarzer Engel als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Hell Boulevard

Hell Boulevard

Zur besten Mittagszeit sollen nun die schweizer Dark-Rocker von Hell Boulevard der Main Stage einheizen. Eröffnet wird mit dem 2024 veröffentlichten Track “Weirdos”, der sphärische Gesänge und Streicher mit harten Gitarrenriffs verschmilzt. Das trotz der Sommerhitze gut gefüllte Infield goutiert die Performance sichtlich. Eingängige Textpassagen laden sogar zum Mitsingen ein. Allgemein sucht die sympathisch auftretende Band stets den Kontakt zum Publikum durch Ansprachen und Animation.

Ein weiteres Glanzlicht stellt die Darbietung von “She Just Wanna Dance” dar. Satte Synths gesellen sich zu einem treibenden Beat, begleitet von der charismatischen Stimme des Frontsängers Matteo Fabbiani. Ein kunstvolles Gitarrensolo verleiht der Performance noch eine besondere Note.

Für leichte Irritation sorgt der ungeplante Bühnenabgang des Bassisten Raul Sanchez. Der Sänger überbrückt die Abwesenheit mit einer professionellen Moderation, und ein bis zwei Minuten später sollte Raul dann auch wieder vor das Publikum treten. Was genau geschehen ist, ließ sich leider nicht ergründen. Für den Rest der Performance ist die Band jedoch wieder vollzählig, und der Begeisterung der Menge tut dieser kleine Zwischenfall bis zum Ende des insgesamt sehr unterhaltsamen Auftritts keinen Abbruch. Erwähnenswerte Glanzpunkte bestehen aus “Satan in Wonderland” und dem Publikumsliebling “Zero Fucks Given”, das noch lange im Ohr und in den Tanzbeinen bleiben wird.

Den kompletten Auftritt von Hell Boulevard als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Centhron

Centhron

Mittagszeit auf dem M’era Luna. Es ist kurz nach 13 Uhr und ein großes Publikum an der teilweise überdachten Club Stage ist gespannt auf einen für seine provokanten Songtexte bekannten deutschen Aggrotech-Act: Centhron. Viel Jubel gibt es, als das düstere Horrorfilm-like Intro mit Countdown beginnt, das anschließend nahezu nahtlos in den dystopischen Centhron-Klassiker „Einheit C“ vom 2006er-Album „Gottwerk“ übergeht. Auch das Bühnenbild wirkt mit Fahnen und Dekor am Keyboard sehr dystopisch. Sehr beeindruckend ist die Live-Stimme von Sänger Elmar Schmidt, die schier noch energischer und aggressiver wirkt als auf den Alben. Weiter geht es mit neueren Songs aus dem Jahr 2022 – das nordisch mythologische „Flygia“ und das Lied „Bizarr & Sexy“ mit seinem vom Publikum lauthals mitgerufenen Refrain „Fickt euch! Fickt euch alle!“.

Beim ganzen Auftritt allgegenwärtig: Der enorm beeindruckende Bass und die ausgiebige Tanzlaune im Publikum. Spätestens zum vierten Lied „Dreckstück“ gibt es kein Halten mehr: Die Menge zeigt eine wirklich enorme Partystimmung, die auch in den folgenden Songs nicht nachlässt. Sänger Elmar Schmidt trägt dazu bei, indem er das Publikum durch „Hey“-Rufe und Interaktion animiert. Eines der Highlights (vom gesamten Festival, nicht nur vom Centhron-Auftritt) ist das durchaus kontroverse Lied „Cunt“, das gerade durch seinen expliziten Songtext einen grandiosen Ohrwurm darstellt. Fazit: Ein leider viel zu kurzer, aber sehr erinnerungswürdiger Auftritt; einer der Besten des 2024er M’era Luna Festivals.

Lacrimas Profundere

Lacrimas Profundere

Das aus Bayern stammende Dark-Rock-Ensemble Lacrimas Profundere legt direkt einen bombastischen Start mit harten Klängen hin. Dieser Einstieg rüttelt das Publikum mit schmetternder Wucht wach, und von Anfang an ist eine angeheizte Stimmung in der Menge zu verspüren. Selbst die Tatsache, dass die Vocals zu Beginn gegenüber der harten instrumentalen Darbietung etwas an Lautstärke vermissen lassen, schmälert nicht die versprühte Euphorie. Harte Gitarrenriffs gesellen sich zu melodiös begleitenden E-Piano-Klängen, als die Band beliebte Songs wie “My Release In Pain” oder “Shimmering” zum Besten gibt. Der seit 2018 zur Band gehörende Frontsänger und Rampensau Julian Larre versteht es, das Publikum zum Mitmachen zu animieren, und meistert auch die Darbietung älterer Lieder sehr überzeugend. Doch alles Schöne muss einmal enden, und so wird schließlich das Finale eingeläutet mit dem stimmungsvollen Rock-Song “Fathers of Fate”. Insgesamt eine sehr schöne Performance der Band, die Lust auf mehr macht.

Für all diejenigen unter euch, die Lacrimas Profundere verpasst haben, oder nicht genug bekommen können: Es gibt gute Nachrichten! Die Band tourt aktuell durch Deutschland, und wenn ihr flink seid, erhascht ihr sicher noch Karten. Headliner-Auftritte:

06.09.24 Göttingen
12.10.24 Frankfurt
20.12.24 Oberhausen
21.12.24 Hannover

Den kompletten Auftritt von Lacrimas Profundere als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Die Herren Wesselsky

Die Herren Wesselsky

Eine Frage, die zunächst sicher einigen Besuchern aufkam: Wer sind denn die Herren Wesselsky? Nach einer kurzen Recherche ist alles klar: Der Name ist ja durchaus jedem Besucher ein Begriff. Eisbrecher- und ehemaliger Megaherz-Sänger sowie Neue Deutsche Härte-Mastermind Alexander „Alexx“ Wesselsky tritt mit einem 2013 gegründeten Nebenprojekt auf und singt alte Songs aus seiner Megaherz-Ära gemischt mit einigen ausgewählten, selten live gespielten Liedern von Eisbrecher. Für das 2024er M’era Luna Festival haben sich die Herren um Alexx Wesselsky ausschließlich Megaherz-Songs für die Setlist ausgesucht – ein erinnerungswürdiger Auftritt für Nostalgiker und Fans der frühen NDH-Musik.

Mit seinem typischen Charme und Humor kommt Alexx Wesselsky auf die Bühne und stimmt das jubelnde Publikum auf das erste Lied ein: „Hurra – wir leben noch“ vom Album „Himmelfahrt“ (2000). Der Titeltrack zu eben jenem Album wird sich ebenfalls auf der Setlist wiederfinden. Zwischen den Liedern brauchen die Herren Wesselsky keine Dramaturgie, keine Intros oder Übergänge – es reichen die kurzen Reden und humorvollen Einlagen des Entertainers. Mitunter punktet er nach dem Song „Windkind“ mit „schlechten“ Witzen, zum Beispiel: Nachdem es wohl ein kleines Problem mit den Instrumenten gab („Wir haben wieder einen Bass, das ist auf alle Fälle besser“). Rein qualitativ gesehen stimmt alles. Der Gesang kommt klar, jeder Ton sitzt (trotz vergessenem ersten Refrain beim Song „Jordan“) und das Publikum feiert ausgelassen. Großes Highlight: Die Performance zum Song „5. März“.

Wer die Herren Wesselsky in kleinen Clubs live erleben möchte, wird 2025 die Chance bekommen. Vom 22.01. bis 02.02.2025 werden sie insgesamt zehn Konzerte in ganz Deutschland spielen. Alexx Wesselsky wird außerdem 2025 wieder auf dem M’era Luna zu hören sein – mit Eisbrecher. Wir freuen uns schon darauf!

Den kompletten Auftritt von den Herren Wesselsky als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Oomph!

Oomph!

Es ist Nachmittag auf dem M’era Luna. Man sieht bereits so manches von leichtem Sonnenbrand verzierte Gesicht in der Menge. Die Lage vor der Bühne: Das bisher größte Publikum des Tages. Also ein sehr großer Andrang für eine der bekanntesten Neue Deutsche Härte Bands. Oomph! sind 2024 zum ersten Mal mit ihrem neuen Sänger „Der Schulz“, vormals Sänger der Band „Unzucht“, auf der M’era-Luna-Bühne. Die Aufmerksamkeit ist also groß. Die Spannung steigt, als nach dem kurzen, sphärisch anmutenden Intro die Dreierformation aus Braunschweig die Bühne betritt. „Soll das Liebe sein?“ vom aktuellen Album „Richter & Henker“, dem ersten Album mit dem 2023 zur Band gestoßenem „Der Schulz“, ist der Opener.

Die Sorge, dass vorwiegend neue Songs gespielt werden, war bereits beim zweiten Song passé, dem 2006er Lied „Träumst du“. An dieser Stelle ist jedem Besucher klar: Auf viel Unterschied zu früher müssen sie sich nicht einstellen. Daniel Schulz, wie „Der Schulz“ im normalen Leben heißt, ist stimmlich nahe an der Performance von Dero Goi. Das weitere Set verzeichnete eine wahrlich große Hitdichte. Lieder wie „Labyrinth“ oder „Gott ist ein Popstar“ sorgen für tosenden Jubel, ausgiebigem Tanzen und vor allem viel Energie. Die Interaktion zwischen Band und Publikum ist grandios – spannend an dieser Stelle auch das kurze „We will rock you“ Intermezzo zum Intro von „Labyrinth“. Eine sehr positive Überraschung ist das Lied „Gekreuzigt“ vom 1998er Album „Unrein“. Abschluss des Sets ist das wohl allgemein bekannteste Lied von Oomph! – „Augen auf“. In diesem Sinne einer der denkwürdigsten Auftritte des 2024er M’era Luna. Unser Fazit: Der Auftritt ist dem eines Headliners würdig.

Wer Oomph! mit längerem Set sehen möchte, sollte unbedingt die aktuellen Tourdaten beachten. Im Oktober 2024 sind sie mit insgesamt acht Konzerten quer in Deutschland auf ihrer 35-jährigen Jubiläumstour.

Den kompletten Auftritt von Oomph! als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Hämatom

Hämatom

Die vom guten Wetter verwöhnten Festivalbesucher warten bereits gebannt auf eine ordentliche Packung Neue Deutsche Härte aus dem Hause Hämatom. Ausharren muss die schwarze Menge jedoch eine ganze Weile, denn die Rockband aus Bayern tritt mit einer Verspätung von immerhin 15 Minuten auf die Bühne.

Entschädigt wird das Publikum mit einem sehr unterhaltsamen Auftakt, als ein rosa Einhorn die Bühne betritt und den Opener mit einer amüsanten Tanzeinlage begleitet. Dann stellt sich die Band auch persönlich der Menge und verkündet viel Selbstbewusstsein mit der musikalischen Ansage “Wir sind Gott”. Die Menge braucht ein wenig Zeit, um mit der Darbietung warm zu werden. Doch nach einer Weile werden die Teufelshörner in die Höhe gereckt und fleißig zum Takt der Musik getanzt.

Vermutlich mit einer Prise Selbstironie stimmt die Formation in Folge unter anderem noch das Lied “Gott muss ein Arschloch sein” an. Im Laufe der Performance wird unter anderem ein ehrenhafter Shoutout für die neue Gitarristin Annika “Rose” Jaschke gegeben, welche den 2023 nach schwerer Krankheit verstorbenen Bassisten “West” ersetzt. Klassiker der Bandgeschichte wie dem MARTERIA-Cover “Kids (2 Finger an den Kopf)” oder “Es regnet Bier” sollen im Repertoire der diesjährigen Performance natürlich ebenfalls nicht fehlen, und so geht ein kurzweiliger Auftritt nach 30 Minuten Spielzeit schließlich viel zu schnell zu Ende.

Deine Lakaien

Deine Lakaien

Mit einer leichten Verspätung von rund zehn Minuten betreten die Künstler von Deine Lakaien die Main Stage. Als wiederkehrende Gäste auf dem M’era Luna freut sich die Band sichtlich, auch 2024 wieder am Start zu sein. Elektronisch untermalte Dark-Wave-Klänge schallen von der Bühne, veredelt von der charismatischen Stimme Alexander Veljanovs. Klassiker wie “Colour-ize” oder “Darkstar” werden genauso feilgeboten wie das tiefgründige Werk “My Decision”, welches laut Veljanov aufgrund der angespannten Weltlage “damals wie heute” aktuell sei.

Leider kann die gute Performance nicht beim Publikum verfangen. Während des Auftritts wird sich von der Bühne abgewandt und unterhalten, das (übrigens sehr schmackhafte) kulinarische Angebot aufgesucht oder ein Besuch der Dixis gewagt. Eine magnetische Wirkung kann Deine Lakaien mit diesem Auftritt leider nicht erzielen. Da hilft auch die emotionale Verabschiedung mit den Klängen von “Love me to the end” nicht, die Menge zum Abschluss zu bannen.

Den kompletten Auftritt von Deine Lakaien als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Saltatio Mortis

Saltatio Mortis

Wenn es eine Band gibt, die seit eh und je zu den absoluten Publikumslieblingen gehört, dann ist es Saltatio Mortis. Seit über 20 Jahren sorgt die Karlsruher Band für ausgelassenen Mittelalter-Rock – mal mit mythischen Themen, geschichtlichem Kontext und manchmal mit gesellschaftskritischen Liedern oder politischer Aussagekraft. Bei ihrem aktuellen Album „Finsterwacht“ (Konzeptalbum zum Rollenspiel „Das schwarze Auge“) überschreiten sie viele Genregrenzen auf herausragende Art und Weise – gelingt ihnen das auch live? Wir sagen: Aber sowas von!

Wird bei vielen Bands oftmals vehement vom Publikum das Standardrepertoire aus alten Songs verlangt, schaffen es Saltatio Mortis auf dem M’era Luna mit einer sehr breiten Auswahl der neuen Songs zu punkten. Besonders ins Gehör gehen dabei die in den letzten Jahren zunehmenden Lieder auf Englisch. Vom Album „Finsterwacht“ genoss das Publikum beispielsweise den brechenden Mittelalter / Nu-Metal Verschnitt „We Might Be Giants“ (Studio mit Peyton Parrish & Cristina Scabbia von Lacuna Coil), das entspannte „Schwarzer Strand“ (Studio mit Faun), den melodischen Ohrwurm „Vogelfrei“ oder den sehr epischen Titelsong, eine Mischung aus Mittelalter-Rock und Power Metal, „Finsterwacht“ (Studio mit Blind Guardian). Ein paar der Klassiker wie das 2015er Lied „Wo sind die Clowns?“ haben es dennoch auf die Setlist geschafft. Musikalische Highlights sind darüber hinaus die auf Englisch performten Songs „My Mother Told Me“ und „Valhalla Calling“.

Wie die Publikumsreaktion auf Saltatio Mortis aussieht? Überwältigend! Ausgelassene Stimmung, Tanz, Party. Auf Pyro- und Feuereffekte (wie etwa bei Hämatom) wird gänzlich verzichtet – was der Feierlaune der Fans aber nicht im Wege steht. Ganz im Gegenteil! SaMo sorgen für das erste aktiv wahrgenommene Circle Pit auf dem 2024er M’era Luna Festival. Sehr sympathisch ist – wie eigentlich bei jedem Saltatio Mortis Auftritt – Sänger Alea. Unser Fazit: Definitiv einer der besten Auftritte des 2024er M’era Luna.

Suicide Commando

Suicide Commando

Während der Abenddämmerung sammeln sich Industrial-Fans an der Club Stage, die, wie bereits erwähnt, für die eher elektronische Ausrichtung bekannt ist. Gespanntes Warten auf das Set von Suicide Commando. Das belgische Ein-Mann Projekt von Johan Van Roy ist bereits seit Mitte der 80er Jahre aktiv und hat sich seitdem zu einer wahren Industrial / Aggrotech Größe in der Szene entwickelt. Einige beachtliche Chartpositionen in den deutschen Albumcharts, vor allem in den letzten Jahren, beweisen dies.

Schon kurz vor Beginn des Auftritts fällt ein Element ins Auge, das zuvor bei keinem anderen Interpreten aktiv wahrgenommen wurde: Eine Videowand im Hintergrund des Bühnenaufbaus, welche die Performance mit bewegten Bildern unterstützt. Schon von den ersten Liedern „The Gates Of Oblivion“ (2017) und „God Is In The Rain“ (2010) steht ausgiebiges Industrial-Tanzen im Vordergrund. Der Publikumsandrang ist groß und füllt das Pensum der kleineren Bühne sehr gut aus.

Wurde schon einmal erwähnt, dass Fans von ordentlich basslastiger Elektromusik auf der Club Stage sehr glücklich werden? Nicht nur bei Steril und Centhron fetzt der Bass. Auch Suicide Commando nutzt das Potenzial der Boxen sehr gut aus. Ein erfreuliches Feature auf der Setlist waren die älteren Songs „Cause Of Death: Suicide“ (2003) und „Conspiracy With The Devil“ (2006). Highlight? Definitiv der älteste Song des Sets: „The Devil“ vom 1991er Tape „Into The Grave“. Unser Fazit: Ein sehr solider, guter und stimmungsvoller Auftritt. Einziges Manko: Das Mikrofon ist mit einem Stimmeffekt (wie auch auf den Alben) belegt und stellenweise etwas zu leise, was beides die Verständlichkeit des Gesangs beeinträchtigt.

Front 242

Front 242

Mit einem freudigen und einem weinenden Auge freut sich das Publikum auf den Co-Headliner des Samstags: Die belgischen EBM-Größen von Front 242 treten zum insgesamt vierten und leider zum letzten Mal auf dem M’era-Luna-Festival auf. Die Band wurde bereits in den frühen 80er Jahren gegründet und gilt mit ihrer Musik stilprägend für viele EBM-Interpreten. Nach nun über 40 Jahren Bandgeschichte haben Front 242 im Februar die letzten Live-Auftritte ihrer Karriere bekannt gegeben. Zu den Terminen gehören neben ausgewählten Club-Shows in Europa und Amerika noch drei große Abschlusskonzerte in der Heimat Belgien im Januar 2025. Dem M’era Luna 2024 kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu: Es wird der letzte Open Air Festival Auftritt von Front 242 sein.

Die Emotionen und die Spannung im Publikum liegen blank, als Front 242 zu Beginn den 1987er-Song „W.Y.H.I.W.Y.G“ mit seinem langen elektronischen Intro spielen. Das Publikum jubelt, als das Sängerduo bestehend aus Lead-Sänger Jean-Luc De Meyer und Backing-Vocalist Richard Jonckheere die Main Stage betritt. Seit 2003 haben Front 242 keine neue Musik mehr veröffentlicht – der Vorteil für alle Fans der alten Schule: Es werden also nur alte Songs gespielt. Besonders viele Lieder aus den 80er Jahren wie zum Beispiel „Headhunter“ oder „Masterhit“ sind auf der Setlist zu finden. Vom 1982er-Debütalbum werden die Songs „Body To Body“ und „U-Men“ gespielt. Unser Fazit zu Front 242: Ein denkwürdiger Abschied echter EBM-Legenden, an den sich noch viele M’era-Luna-Gänger lange erinnern würden.

Wer Front 242 noch ein letztes Mal erleben möchte, kann dies bei den finalen Club-Konzerten in Deutschland tun – bereits im Oktober wird es soweit sein. Für Hardcore-Fans ist ein Besuch von einem der Abschlusskonzerte am 23., 24. und 25. Januar 2025 in Brüssel ein absolutes Muss. Allerdings sind diese seit einer gewissen Zeit ausverkauft.

ASP

ASP

Das M’era Luna kann dieses Jahr mit einigen besonderen Highlights aufwarten, und der Auftritt der Goth-Rock-Veteranen ASP gehört sicherlich dazu. Nicht umsonst nimmt die Band den Platz des Headliners für diesen ereignisreichen Samstag ein.

Schon der Auftakt beschert besondere Gänsehaut, als der Berliner Chor “Stimmgewalt” den Opener “A Prayer For Sanctuary” mit gefühlvollem Gesang begleitet. Allgemein setzt ASP immer dann besondere Höhepunkte, wenn die Künstler atypische Elemente mit beeindruckendem Talent in ihr Heimatgenre einflechten. Genau dort knüpft die Band dann auch an: Nachdem die letzten choralen Klänge verstimmen, betritt Shir-Ran Yinon die Bühne. Die erfahrene Geigerin und Komponistin hat in der Vergangenheit schon so manchen Auftritt von ASP veredelt. Und so erbebt die Menge auch diesmal, als Geigenklänge den Publikumsliebling “Wechselbalg” anstimmen. Ebenfalls mitgebracht haben ASP vielfältige Klassiker aus ihrem reichhaltigen Repertoire. Zu “Werben” skandiert die Menge den Text lautstark mit, während hingegen die Darbietung von “Und wir tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)” auch wegen der von Shir-Ran gefühlvoll gespielten Geige einen Schauer der Melancholie über den Rücken jagt.

Eine kleine Exkursion in die moderne Ära von ASP erleben die Zuschauer bei der Performance von “Ich, der Teufel und du” vom letztjährigen Album “Horrors – A Collection of Gothic Novellas”. Eingeleitet wird der Song von Lead-Sänger Alexander Spreng wie folgt: “Seit 25 Jahren mache ich das für euch. Habe meine Seele verbrannt für euch. Jetzt will ich eure!” Harte Gitarrenriffs und ein bissiger Gesang bringen die Menge zum Kochen – ein Beweis, dass die Band trotz ihres Alters die besten Tage noch lange nicht hinter sich hat.

Abgerundet wird der Auftritt der Goth-Rocker durch die Darbietung weiterer Highlights aus dem bekannten Repertoire. “Schwarzes Blut” bringt den Lebenssaft des Publikums zum Kochen, welches euphorisch den Refrain mitsingt. Es folgen die beiden Songs, die eigentlich bei keinem Auftritt von ASP fehlen dürfen. “Ich will brennen” wird thematisch stimmig begleitet von einer Welle an beeindruckenden Pyro-Effekten, die alles bisher Erlebte in den Schatten stellen. Für “Sing Child” kehren “Stimmgewalt” und Shir-Ran erneut auf die Bühne zurück, und gemeinsam mit dem laut erschallenden Gesang des Publikums lassen die Künstler das Infield erbeben.

Doch auch der schönste Abend muss einmal enden, und so schließt die Band den Festivalsamstag mit der musikalischen Aufforderung “Raise Some Hell Now!”. Ein letztes Mal tobt die Menge, bevor die Künstlerinnen und Künstler unter lautem Jubel die Bühne verlassen. Und alle wissen, der morgige Tag würde mit den noch anstehenden Headlinern nicht minder atemberaubend werden.

Hier findet ihr mehr Infos zu Shir-Ran Yinon und dem Chor “Stimmgewalt.

Mit Spannung erwartete Anmoderation der Gothic Fashion Show

Zwischen Mode und Dramaturgie: Die Gothic Fashion Show 2024

Seit 2009 ist die von Martin Sprissler und seinem Team inszenierte Gothic Fashion Show ein fester Bestandteil des M‘era Luna Festivals. Dabei werden die Choreografien und die ganze Aufmachung der Modenschau von Jahr zu Jahr konstant aufwändiger und spektakulärer. Wurde dieses Ziel auch 2024 erreicht? Auch wenn Spoiler böse sind… die Antwort lautet: Ja, auf jeden Fall!

Samstags um ca. 16:00 und 18:30 Uhr haben Festivalbesucher die Möglichkeit, sich im Disco Hangar für die Gothic Fashion Show einzufinden. Eingeleitet wird das Spektakel durch die fantastische Show der wundervollen „Hell’s Belles“-Pole-Dancerinnen. Anschließend wird die Bühne für die insgesamt 70 Models vorbereitet, die für fünf ausgewählte Modelabels Gothic Outfits und Accessoires präsentieren. Der Andrang? Riesig! Der schon an sich beachtlich große Hangar ist nahezu bis zur Auslastungsgrenze gefüllt.

Wir haben Plätze ergattern können und zu den diesjährigen Labels ein paar kurze Infos und Besonderheiten der Modenschau zusammengefasst:

Re-agenz

Re-agenz

Eröffnet wird die Modenschau vom deutschen Label Re-agenz. „Anders auffallen“ – der Slogan steht für die ständige Wandlung, die Individualität der einzelnen Personen und die gelebte Toleranz des eigenen Stils. Für das Label gilt, dass „Gothic“ mehr als Mode ist. Es ist ein Lebensgefühl, bei dem sich einzigartige und auffallende Charakter vereinen.

Bei ihrer Show präsentieren Re-agenz verschiedene Outfits und Accessoires für Sie und Ihn. Auffallend ist dabei die Verschmelzung zwischen „Gothic“ und „Fetisch“ bei den einzelnen Kleidungsstücken. Präsentiert werden unter anderem Mäntel, Korsetts, Kutten und Kleider – allesamt in der uns allen wohl liebsten Farbe: Schwarz. Wir sagen: Eine sehr gute Eröffnung der 2024er Gothic Fashion Show.

Übrigens: Die vorgeführte Kleidung ist im Online-Shop von Re-agenz zu äußerst erschwinglichen Preisen zu erwerben.

Little Sin

Little Sin

Newcomer-Alarm! Das erst 2023 gegründete Label präsentiert außergewöhnliche, von Hand gefertigte Harnesse, Käfigröcke und verschiedene Accessoires. Der größte Teil der aus Leder mit Metallelementen versehenen Stücke sind dabei einzigartig – also Unikate, die auf Maß angefertigt werden. Little Sin setzt viel auf Regionalität. Das verwendete Leder kommt aus der Region. Besonders auffallend: Die Liebe zum Detail. Little Sin fiel bereits bei mehreren Modeevents im deutschsprachigen Raum auf – zum Beispiel auf der Fetish Fusion 2024 in Zürich oder Avantgardista 2023 in München. Wir glauben, dass wir in Zukunft noch viel von dem Label hören werden – und hoffen, es bald wieder auf der M’era Luna Fashion Show sehen zu dürfen.

Joanna Gierga Schattengewänder

Joana Gierga Schattengewänder

Über dem kleinen Örtchen Harsum in der Nähe von Hildesheim strahlt ein heller Stern am Modehimmel. Joana Gierga ist eine ausgebildete Schneidermeisterin, die individuelle und maßgeschneiderte Kleidung zu verschiedenen Anlässen wie Hochzeiten, Tanzbälle oder für Film- und Theaterproduktionen in handwerklicher Präzision fertigt. Unter Anbetracht historischer Inspiration und einem modernen, rockigen Stil entstehen bei ihr wahrliche Meisterleistungen der Designkunst. Auf der M’era Luna Fashion Show stellt sie dies in einer schier atemberaubenden Theatralik unter Beweis.

Überraschendes Staunen im Publikum, als bei der Anmoderation die Erzählung einer Geschichte angekündigt wird – ein Element, auf das die Designerin laut dem Moderator gerne zurückgreift. Noch größeres Staunen, als „die Königin“ von der hinteren Seite des Hangars auf einer Sänfte nach vorne zum Laufsteg getragen wird. Im Hintergrund zum Laufsteg laufen passende Videos. Mit Joana Gierga Schattengewänder wird die Modenschau zum audiovisuell untermalten Theaterstück. Wir applaudieren und ziehen den Hut vor dieser Darbietung – einfach grandios!

Fleurinna Wings Kreationen

Fleurinna Wings Kreationen

Inna Dusdal, Designerin, auch bekannt als Name hinter Fleurinna Wings Kreationen, ist zum ersten Mal bei der Gothic Fashion Show auf dem M’era Luna dabei – und setzt direkt Maßstäbe. Ein kleines Déjà-Vu der vorigen Präsentation von Joana Gierga. Nicht, weil die Kleidung ähnlich ist – Fleurinna Wings Kreationen designt, wie es der Name schon vorgibt, Flügel als Accessoire für verschiedene Kostümierungen. Sondern wegen der meisterhaften Theatralik und musikalischen Untermalung der Show.

Beginnend mit einem Schauspiel, genauer gesagt einer Mordszene gleiten untermalt von Orgelmusik dunkle Engel mit beeindruckenden schwarzen Flügeln über den Laufsteg. Alsbald werden sie von mehrfarbigen und roten Flügelträgern unterstützt. Zum Grande Finale machen Engel in schneeweißen Outfits mit weißen Flügeln das vermeintliche Mordopfer zu einem der ihren – wirklich ganz großes Kino! Wir sind begeistert, ebenso wie das Publikum.
Übrigens hat Fleurinna Wings Kreationen bereits eine prominente Kundschaft. Der Moderator verkündet, dass beispielsweise Sharon Den Adel, Sängerin der Symphonic Metal Band Within Temptation, bei Konzerten Flügel des Labels trägt.

Jaded Jewall

Jaded Jewall

In der letzten Präsentation der ca. 45-minütigen Modenschau werden Models in den kreativen Masken von Jaded Jewall über den Laufsteg geschickt. Sean Jewall, der Designer hinter den Masken, gilt als Visionär im Bereich der Maskengestaltung. Seine Kreationen bewegen sich zwischen schlichten Designs und enormer Kreativität. Dabei achtet er stets auf Nachhaltigkeit. Beispielsweise setzt Sean Jewall für seine Masken gerne recycelte Materialien ein.

Als die Show beginnt, werden die Besucher in ein dystopisches, elektronisch angehauchtes Setting entführt. Um diesen Effekt zu untermalen, wird die Videowand wieder zum Einsatz gebracht und entsprechende Musik gespielt. Was wir dazu sagen können: The Cyberpunk feeling is f*cking real! Eine wirklich beeindruckende Darbietung, an die wir uns noch lange erinnern werden.

Die Bands am Sonntag: Reviews & Eindrücke

Auch wenn der gestrige Tag unsere Tanzbeine sicher sehr gefordert hatte, finden wir uns voll motiviert am Sonntag früh wieder auf dem Festivalgelände ein. Noch ist alles leer und still, ein ungewohnter und fast andächtiger Anblick. Wir sind uns allerdings sicher, dass es nicht so ruhig bleibt. Ohne zu viel vorauszuschicken sei gesagt, dass der musikalische Auftakt heute noch kraftvoller wird als am Samstag.

Ebenfalls kraftvoll wird den Besucherinnen und Besuchern die Sonne einheizen – gestern erlebten wir noch Temperaturen auf angenehmem Sommerniveau, heute gleicht das Gelände einem Hexenkessel. Doch für ausreichend Hydrierung ist dank der auf dem Festival verteilten kostenlosen Wasserstationen gesorgt. Auch das teilweise etwas knusprig gewordene Publikum lässt sich durch die Hitze nicht die gute Laune verderben. Und so findet sich bereits eine für einen Sonntagvormittag respektable Menge an Zuschauerinnen und Zuschauerinnen für den ersten Act des Tages ein.

JanRevolution

JanRevolution

Natürlich kann das M’era Luna jedes Jahr mit vielen etablierten Bands beeindrucken. Doch Abwechslung ist die Würze des Lebens, und so freuen wir uns auch 2024 wieder auf die Gewinner des Newcomer-Contests. Dieses Jahr darf neben Re.Mind am Samstag die Elektro-Rockband JanRevolution am Sonntagvormittag ihr Debüt auf dem prominenten schwarzen Festival geben.

Die aus Deutschland stammende Band offeriert ähnlich wie größere Vorbilder sowohl englische als auch deutsche Liedtexte. Den Auftakt macht der letztes Jahr als EP veröffentlichte Song “Herzdenkmal”. Ein sehr gefälliges Elektro-Liedlein mit Klavierelementen, untermalt vom sehr harmonischen Gesang des Frontsängers Jan Christian Borkowski.
Die schon anwesenden frühen Vögel unter den Festivalbesuchern finden ebenfalls sehr schnell in die Darbietung hinein und wackeln sich im Takt zum eingängigen Rhythmus wach. An einigen Stellen zeigt das Repertoire auch hier eine klare Verwandtschaft zu den Klängen des Elektronik-Bandgiganten Blutengel, was für die Zugänglichkeit der Musik sicher förderlich ist.

Nachgelegt wird von JanRevolution mit dem stereotypischen Clublied “Anarchie”. Bei der Aufführung von “Freier Fall” fällt leider der etwas übermäßige Gebrauch generischer Phrasen auf: “Liegst du erst am Boden, ist es längst zu spät / Auf direktem Weg nach unten, bis es nicht mehr weiter geht”. Zum Glück ist Lyrik jedoch Geschmackssache, und handwerklich bewegt sich die Musik der Band konstant oberhalb des durchschnittlichen Newcomer-Niveaus.

Den Abschluss bildet der englischsprachige Song “Chasing Through The Night” – ein vielseitiges Electro-Stück, welches das anwesende Publikum noch einmal aufrüttelt und für den angebrochenen Festivaltag warmspielt. Alles in allem ist der Auftritt der Band vielleicht keine (Jan)Revolution, aber dennoch sehr unterhaltsam.

Den kompletten Auftritt von JanRevolution als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Extize

Extize

Die Club Stage beeindruckte dieses Jahr mit einiger Vielfalt. Nicht verwunderlich daher, dass eine Hardtrance/Hardstyle-Band wie Extize in 2024 mit von der Partie ist und eine erfrischende Abwechslung bieten durfte.

Den Auftakt macht “Redneck Industrial”. Stahlharte elektronische Klänge mischen sich mit verzerrten Country-Gitarren, und das Publikum ist von Anfang an begeistert. Auch bei der Bühnenpräsenz zeigt die vielseitige Band Engagement, was in der Elektro-Sparte leider keine Selbstverständlichkeit ist. Neben dem Auftritt eigener Tänzerinnen wird auch die Bühnenleinwand effektiv genutzt, um die Musik optisch zu untermalen. Wahlweise sind die Songs begleitende Bilder oder auch Ausschnitte aus den Texten zu sehen, stets mit passenden rhythmischen Effekten verstärkt.

Der Stil der einzelnen Songs schwankt irgendwo zwischen Hardstyle, EBM und Industrial, talentiert gemixt zu einem süffigen Cocktail aus unterhaltsamer Musik. Das Publikum feiert das “M’era Luna”-Debüt von Extize sichtlich, und manch einer hätte sich sicher mehr als einen 20-minütigen Auftritt gewünscht.

Erdling

Erdling

Die zweite Band auf der Main Stage am Sonntag ist die Essener Band Erdling. Die 2014 von ehemaligen Mitgliedern der NDH-Band Stahlmann gegründete Band macht Dark Metal mit NDH-Elementen. Inzwischen sind sechs Studioalben erschienen. Anhand des schnell zunehmenden Publikumszustroms vor der Bühne erkennt jeder schnell: Erdling sind aktuell im Trend.

Zugegeben ist der Einstieg mit dem Etta-James-Hit „Stormy Weather“ als Intro sehr stilvoll – passend zum ersten Song des Sets beginnt der Klassiker typische wetterbedingte Radio-Störgeräusche zu entwickeln. Nahtlos geht das Stück in das Lied „Blitz und Donner“ über. Was für ein Start! Vom ersten Song an ist der Star-Appeal von Sänger Neill Freiwald zu erkennen. Er interagiert hervorragend mit dem bereits sehr früh am Tag feiernden Publikum. Härtere Töne gibt es beim zweiten Song „Absolutues Rex“ vom 2017er Album „Supernova“ – eine Performance, die wir sehr gerne als Highlight des ganzen Erdling-Auftritts betrachten. Als Gesamtfazit ziehen wir, dass Erdling mit ihrem dritten M’era-Luna-Auftritt die Weichen für einen späteren Slot gestellt hat. Also ein wirklich sehr gelungenes, wenn auch etwas zu kurzes Konzert.

Der Auftritt von Erdling war euch zu knapp? Dann ist ein Besuch auf einem der neun Konzerte ihrer zehnjährigen Jubiläumstour im November ein Muss!

Den kompletten Auftritt von Erdling als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Eden weint im Grab

Eden weint im Grab

Abwechslung auf der Club Stage! Zwischen den an beiden Tagen ausschließlichen Elektro-Acts hat sich eine Dark-Metal-Band geschlichen: Eden weint im Grab bringen harte Gitarren (und klassische Instrumente) auf die kleinere Bühne. Mit ihren poetischen Songtexten, den Themen der Lieder und dem symphonisch, klassisch angehauchten Klangbild hat die Band viele Fans in der Steampunk-Szene. Ein Fakt, den man im Publikum wahrnimmt – viele Zylinder und Fliegerbrillen sind zu sehen. Der Andrang wirkt zunächst verhalten, nimmt aber mit zunehmender Konzertdauer zu. Die Sonne brennt unermüdlich, weshalb der Großteil der Besucher sich unter das große Planendach vor der Club Stage oder in den Schatten der vorderen Reihe drängt.

Ein sehr eindrucksvolles Element des Auftritts: Die Live-Geige und das Live-Cello bringen den symphonischen Klang hervorragend rüber. Auch wenn es beim ersten Lied ein kleines Problem mit der Geige gibt: Zunächst ist diese viel zu laut, dann kurz gar nicht zu hören. Nach wenigen Sekunden ist das Problem aber gelöst und der Weg für einen grandiosen Auftritt geebnet. Eden weint im Grab liefern bei ihrem bisher dritten M’era Luna ein sehr gutes Konzert ab und überzeugen besonders mit den Songs „Tentakel der Angst“ vom aktuellen Album „Apokalypse Galore“ (2023) und dem Trinklied der etwas anderen Art: „In der toten Taverne“ vom Album „Na(c)htodreise“ (2017). Fazit: Nächstes Mal unbedingt auf die Main Stage!

Stahlmann

Stahlmann

Stahlmann ist eine dieser Neue-Deutsche-Härte-Bands, die sich erfolgreich von der Masse absetzen konnten. So überrascht es nicht, dass sie für das diesjährige M’era Luna eingeladen wurden. Harte Riffs, ballernde elektronische Klänge und beeindruckende Pyroeffekte ziehen das Publikum von Anfang an in ihren Bann. Leider ist der zuweilen hauchende Sprechgesang anfangs nicht immer klar zu verstehen. Im Laufe des Auftritts wird hier aber angenehm nachgebessert. Auf dem musikalischen Speiseplan stehen die größten Leckerbissen der Band: “Asche zu Asche” ist ein erbarmungslos hämmerndes Stück, das es unmöglich macht, nicht mitzutanzen. Als Nächstes betritt “Der Schmied” das Haus, und die tobende Menge reckt im Takt die Faust nach oben.

Überhaupt gelingt es Stahlmann erfolgreich, das geräumige Infield zu füllen, und das Meer aus gleichzeitig nach oben gestreckten Händen kann durchaus beeindrucken. Als besonderen Leckerbissen kredenzt uns die Band dann noch eine exklusive Uraufführung des Songs “Interstellar” von ihrem neuen Album “Phosphor”, welches einige Tage nach dem Auftritt am 23.08. erschienen ist. Das Publikum ist begeistert, und wir sind es auch.

Den kompletten Auftritt von Stahlmann als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Zeraphine

Zeraphine

Zur besten Mittagszeit um 13:15 Uhr betreten die Bandmitglieder von Zeraphine die Main Stage des M’era Luna. Vom ersten Song an ist der charakteristische Sound der Band klar herauszuhören. Bemerkenswert bleibt der drückende Bass in Erinnerung, der selbst das harte Wummern von Stahlmann übertrumpfen kann, und sogar die hinteren Reihen mit rhythmischen Klängen massiert. Trotzdem bleibt das Infield leerer als bei der NDH-Band aus Göttingen. Das anwesende Publikum feiert die Auswahl der Songs jedoch mit Ausgelassenheit. Frontsänger Sven Friedrich kommentiert die Setlist mit sympathischer Selbstironie sinngemäß wie folgt: “Es gibt ja viele Bands, die nerven mit neuen Songs. Wir nicht.” Und so geben Zeraphine viele ihrer Klassiker zum Besten, darunter die Perlen “Kaltes Herz” und “Ohne Dich”. Eins musste man der Band lassen: Auch wenn sie seit 2019 kein neues Album mehr veröffentlichten, können sie mit ihrem bestehenden Repertoire immer noch äußerst eindrucksvoll glänzen. Eine gelungene Hommage an die Nu-Metal-Legenden Linkin Park geben die Dunkelrocker mit einer Neuauflage von “Shadow Of The Day” zum Besten. Richtige Einheizer sind in der Setlist nicht vertreten, alles in allem gibt Zeraphine jedoch stimmungsvollen und teilweise nachdenklichen Dark Rock zum Besten.

Den kompletten Auftritt von Stahlmann als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

D'Artagnan

D’Artagnan

Manche Bands wissen, wie man einen beeindruckenden Start hinlegt. Die Formation D’Artagnan gehört sicherlich dazu. Zu Beginn des Auftritts wird die Bühne durch ein riesiges Banner mit dem Logo der Band verdeckt, und man fragt sich, welche Mysterien wohl dahinter vorgehen. Unangekündigt und mit einem lauten Knalleffekt wird das Banner schließlich gelöst und fällt wuchtig zu Boden, um den Blick auf die Musketier-Rocker aus Nürnberg freizugeben. Übergangslos setzt die Show mit dem Stimmungsmacher “Freiheit und Tod” ein, welcher das prall gefüllte Infield direkt zum Mitfeiern animiert. Thematisch zur Band passend geht es über zu einer energiegeladenen Darbietung von “Mosqueteros”. Allgemein bringen die Bandmitglieder viel Power auf die Bühne, welche sich nahtlos auf die feiernde Menge übertragen sollte. Gut gesetzte Pyroeffekte tragen ihr Übriges bei, um dem Publikum ordentlich einzuheizen.

Nach der schwungvollen Darbietung des eingängigen Trinklieds “Trink mein Freund” setzt die Band einen neuen musikalischen Kurs. Frontsänger Ben Metzner kündigt an, dass die Band “schon immer mal ein Seemannslied machen” wollte. So geht es dann mit den Wellenreitern “Westwind” und “Ruf der Freiheit” gleich im Doppelpack auf große Abenteuerfahrt, welche auch vom Gesang des Publikums lautstark mitgetragen wird. Abgerundet wird der Auftritt mit “Hey Brother”, einem stimmungsvollen Cover des Ohrwurms von Avicii. Genauso wie “Mosqueteros” stammte auch dieser Track aus dem aktuellen Album “Herzblut” von d’Artagnan – zweifellos kann man von der Band auch in Zukunft noch Großes erwarten. Das Publikum feiert den Auftritt jedenfalls unter großem Jubel und hätte sicher auch noch mehr Zeit mit den Musketieren verbringen wollen.

Glücklicherweise besteht im Herbst 2024 noch einmal die Chance dazu – auf einem der drei Deutschlandkonzerte in Wilhelmshaven (13.09.), Heidelberg (21.11.) und Kiel (23.11.).

Den kompletten Auftritt von Stahlmann als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Deathstars

Deathstars

Weitere hartmetallische Klänge werden auf der Main Stage erwartet. Die schwedischen Alternative Metaller von Deathstars sind zurück auf der M’era-Luna-Bühne. Mit inzwischen fünf Auftritten gehören die Metaller, die zudem einen gehörigen Glam-Einfluss haben, zum Standardrepertoire des M’era Luna. Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb der Publikumsandrang im Verhältnis zu anderen Auftritten etwas mäßig ausfällt? Schade ist es auf jeden Fall, denn die Musik gibt genügend Partypotenzial her. In den vorderen Rängen wird dies auch ausgiebig ausgelebt.

Deathstars überzeugen mit einem schlichten Auftritt. Auf Pyro, lange ausführliche Reden und weiteren Schnickschnack wird weitestgehend verzichtet – gut für die Fans: Dadurch bleibt mehr Zeit für Musik, also auf das, worauf es bei einem Auftritt auch ankommt. Elf Songs brettern Deathstars in ihrem 45-minütigen Set aus vielen älteren und ein paar neueren Songs in astreiner Qualität auf die Bühne. Im Vordergrund immer die sehr markante und unverwechselbare Stimme von Sänger Andreas „Whiplasher Bernadotte“ Bergh. Unser Fazit: Der Auftritt hätte wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient, weil von der ersten bis zur letzten Note alles hervorragend war. Unsere Highlights? Definitiv „Death Dies Hard“, „Cyanide“, “Tongues” und „Blitzkrieg“.

Den kompletten Auftritt von Stahlmann als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Welle: Erdball

Welle: Erdball

Mit Welle: Erdball betreten dieses Jahr ein absolutes Urgestein der Festivalgeschichte die Club Stage. Die Formation versteht es außerdem schon immer, sich von anderen Bands abzuheben. Ganz dem Narrativ des Weltenradios “Welle: Erdball” entsprechend, treten die Künstlerinnen und Künstler in förmlichen Outfits auf die Bühne und siezen das bereits dem Auftritt entgegenfiebernde Publikum respektvoll. Ein gewisses Rätsel geben die auf der Bühne platzierten Mannequins auf, doch darf man hier sicherlich eine subtile Botschaft vermuten.

Apropos Botschaften – Sängerin Lady Lila verkündet im Laufe der Performance, dass es diesmal um ernste Themen gehen würde. So eröffnet die Formation direkt mit dem Track “Kalter Krieg” und setzt so die Grundstimmung für den gesamten Auftritt. Zu “Hoch die Fahnen” schwenken die weiblichen Bandmitglieder weiße Fahnen mit dem Logo der Band, während die treibenden Synth-Beats im Retrostil der Menge effektiv einheizen. Auch hier sorgen Textzeilen wie “Hoch die Fahnen, heut’ sterben wir – für ein neues Land” wieder für eine Note voller zynischer Dystopie. Das kriegs- und krisenkritische Portfolio rundet die Formation mit einer düsteren Minimalinterpretation von “Sag mir, wo die Blumen sind” ab. Das Publikum lauscht der berührenden Stimme der Sängerin andächtig und bricht nach Ende der Performance in einen zustimmenden Jubel aus, der Hoffnung für die Menschheit macht.

Für einen merkwürdigen Moment sorgt ein Wortwechsel zwischen Lady Lila und dem Frontmann Honey. Lady Lila vertauschte offenbar unabsichtlich die Mikrofone der beiden Künstler. Die scherzhafte Bemerkung der Sängerin, dass es ein Test gewesen sei, quittiert der Sänger mit der chauvinistisch klingenden Replik, “Das testen wir nachher aber nochmal richtig”. Manche mögen dieses Geplänkel als leicht verunglücktes Scherzen wahrgenommen haben, für andere hatte es wohl einen irritierenden Beigeschmack.

Natürlich dürfen in der Setlist Klassiker wie “Starfighter F104-G” nicht fehlen. Trotz all der ernsten Themen beenden die Band ihre insgesamt souveräne wie unterhaltsame Performance mit einer leichtfüßigen Darbietung von “Feuerwerk”.

Schandmaul

Schandmaul

Nachdem Schandmaul das M’era Luna 2023 sowie sämtliche Tourdaten wegen der schweren Erkrankung des Sängers Thomas Lindner absagen mussten, können sie für das 2024er Festival zurückkehren. Allerdings mit einer großen Besonderheit: Nachdem Thomas Lindner an einem Karzinom im Rachenraum erkrankt war, ist es um seine Stimme noch nicht gut genug bestellt, um wieder selbst zu singen. In einer kurzen, allerdings sehr emotionalen Ansprache erzählt er vom Leiden, das er im letzten Jahr durchmachen musste. Das zahlreich erschienene Publikum jubelt dem Sänger entgegen. Er selbst hält sich für den Auftritt weitestgehend im Hintergrund – Keyboard und Gitarre spielend. Das Mikrofon für die Show auf dem M’era Luna übernimmt der Sänger der 2023 aufgelösten Band Russkaja: Georgij Alexandrowitsch Makazaria.

Auch wenn die Lieder stimmlich anders klingen als gewohnt, überzeugt Georgij Makazaria direkt mit viel Charisma, einer Menge Energie und toller Publikumsinteraktion. Trotz der brütenden Hitze ist das Infield nahezu komplett ausgefüllt, Lücken in der Menge sucht man vergebens. Die ersten Lieder des Sets sind mit „Krieger“ (2008) und „Hexeneinmaleins“ vom Album „Traumtänzer“ (2011) zwei ältere Songs. Weitere Highlights sind definitiv „An der Tafelrunde“ (im Studio ft. D’Artagnan, 2020), „Der Pfeifer“ vom aktuellen Album „Knüppel aus dem Sack“ (2022) und das Trinklied „Der Teufel…“ vom 2014er Album „Unendlich“. Beeindruckend ist das Circle Pit um die „Kein Bock auf Nazis“-Flagge beim Song „Knüppel aus dem Sack“. Es soll nicht das letzte Circle Pit beim Schandmaul Konzert bleiben.

Unser Fazit: Emotionaler, schöner Auftritt mit politischen Akzenten, gut umgesetzt. Allerdings passt die Stimme von Georgij Alexandrowitsch Makazaria nicht zu 100 %. Dennoch ein guter Gasteinsatz mit einem großen “Danke” an dieser Stelle.

Combichrist

Combichrist

Es ist kurz nach 17 Uhr. An der Club Stage sammelt sich eine beachtliche Menge an Festivalbesuchern, die auf einen ganz besonderen Moment warten: Combichrist, die mit einem speziellen Old-School Set an den Start gehen. Die amerikanisch-norwegische Band legt für diesen besonderen Auftritt ihr in den letzten Jahren sehr dem Metal zugewandtes Klangbild ab und performt ausschließlich im Industrial / Aggrotech Stil der frühen Tage. Eine gute Entscheidung! Zwar sind auch die metallischen Songs der letzten Alben erstklassig, doch ein Festivalauftritt mit den alten Songs in ihrem originalen Klangbild ist hervorragend dafür geeignet, ein bereits aufgeheiztes Publikum zur Eskalation zu bringen.

Und genau diese Eskalation geschieht, als Andy LaPlegua die Bühne betritt, das Publikum lauthals jubelt und vom ersten Moment an sehr tanzwillig ist. Die Jubelschreie lassen nicht nach. Bei jedem Intro, das einen Klassiker ankündigt, ertönen Chöre – ebenso wie parallel zum astreinen Gesang von Andy LaPlegua. Der Bass war von Anfang an der „Geilste“ des ganzen Festivals. Spätestens als der Hit „Get Your Body Beat“ aus den Boxen ertönt, hat das auch der letzte Besucher, der Combichrist den parallel spielenden Dark Metallern Lord Of The Lost vorgezogen hat, gemerkt. Ebenfalls zu „Get Your Body Beat“ eskaliert die Stimmung endgültig – niemand, wirklich niemand steht mehr still. Andy LaPlegua springt dabei während des ganzen Auftritts sehr energisch auf der Bühne umher. Ein weiteres Highlight mit viel Publikumsinteraktion: Das 2005er Lied „Blut Royale“.

Was auch ins Auge fällt: Der Auftritt kommt ohne viel Pyro oder zusätzliche Elemente aus. Konzentriert wird sich vorwiegend auf die Stimmung und die Musik. Die Liedübergänge laufen flüssig und ohne große Pausen. Das Publikum honoriert dies mit einer durchgehenden Party – ein Auftritt, für den es final nur ein Wort zu sagen gibt: Wow!

Lord of the Lost

Lord Of The Lost

Die sympathische Dark-Rock-Band Lord of the Lost aus dem malerischen Hamburg macht dem M’era Luna bereits zum siebten Mal ihre Aufwartung. Wie es sich für echte Rocker gehört, eröffnen sie ihre Show mit einem Knall aus Glitzer und Pyro. Feuer und Rauch sollen auch während des gesamten Auftritts in beeindruckender Frequenz zum Einsatz gelangen, um die Darbietung der Formation zu einem echten Spektakel zu veredeln.

Den musikalischen Anfang macht sehr passend eine wuchtige Darbietung von “The Curtain Falls”. Schon von den ersten Takten an lässt sich das Publikum im prall gefüllten Infield von den harten Klängen und der fast körperlich spürbaren Energie mitreißen, welche die Band auf die Bühne bringt. Man merkt der Gruppierung an, dass die Performance für sie weit mehr als nur eine Pflichtübung darstellt. Spätestens bei “Fists Up In The Air” verwandelt sich die Menge in ein beeindruckendes Meer aus Händen, das sich im Takt zu den von der Bühne erschallenden Riffs bewegt. Abgerundet wird der Auftritt der Dark-Rocker durch den bereits vom Eurovision Song Contest bekannten Track “Blood & Glitter”. Der Titel trifft den Nagel auf den Kopf, denn der gesamte Auftritt kann mit Recht als glamouröse Performance bezeichnet werden.

Epica

Epica

Das M’era Luna neigt sich (leider) langsam dem Ende entgegen, als auf der Main Stage der dort vorletzte Act mit seinem Konzert beginnt. Die niederländische Symphonic Metal Band Epica rund um Sängerin Simone Simons und Sänger / Gitarrist Mark Jansen sind Co-Headliner und die härteste Metal-Band beim M’era Luna 2024. Die Erwartung liegt also bei viel brachialer Energie, einer eindrucksvollen Show und vor allem jenen langen, epischen Liedern, für welche die Niederländer besonders bekannt sind. Kurzum: Die Erwartungen wurden zur vollen Zufriedenheit erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen.

Schon das Bühnenbild mit Metalldekor (u. a. zwei feuerspeiende Schlangen und sich bewegende Symbole) wirkte stimmig und weckte die Neugier auf das Konzert. Als dann die ersten Töne des symphonischen Intros (Intro des aktuellen Albums „Omega“) erklingen, bricht der Jubel aus. Noch größer wird gejubelt als die Band mit dem zum Intro gehörenden Song „Abyss Of Time“ eröffnet. Es folgen die Lieder „The Essence Of Silence“ und „Victims Of Contingency“ – zum Teil unter regem Einsatz von Pyrotechnik. Absolutes Gänsehaut-Feeling bei einem unserer Highlights: „Unchain Utopia“. Zwischen den Liedern sorgt Sängerin Simone Simons mit ihrem bekannten Charme für ein gutes Entertainment – in glockenklarem, nahezu akzentfreiem Deutsch. Eine wichtige Botschaft hat sie übrigens auch mit dabei: 2025 wird ein neues Album erscheinen – eine fantastische Neuigkeit!

Den Tag über wurde bereits das ein oder andere Circle Pit gesehen – aber das Pensum nimmt beim Epica-Konzert ganz neue Ausmaße an. Über die Songs hinweg wurde sich immer wieder fleißig im Kreis bewegt – bis zu einem ganz besonderen Moment. Epica sind eine Band, die traditionell bei fast jedem Konzert einen bestimmten Song als Finale spielen. Dieser heißt „Consign To Oblivion“ vom gleichnamigen Album (2005). Ein brachiales, sehr abwechslungsreiches Neun-Minuten-Epos, das mitunter sehr schnelle und harte Parts enthält. Als in der Bridge des Liedes Sänger Mark Jansen zum Separieren vor der Bühne aufruft, ist schnell klar, was das Ziel sein wird: Eine Wall of Death! Welch ein grandioser Abschluss für ein unvergessliches Set von Epica. Unser Fazit: Sollte beim nächsten Mal definitiv als einer der beiden Headliner in Betracht gezogen werden.

VNV Nation

VNV Nation

Der Höhepunkt des Festivals ist greifbar nahe: Der Headliner VNV Nation betritt die Bühne vor dem brummend vollen Infield. Noch bevor der erste Ton erklingt, ist die Spannung und Vorfreude des Publikums in der Luft bereits greifbar. Diese springt offenbar auch auf den Frontmann Ronan Harris über, der während des gesamten über einstündigen Auftritts eine kraftvolle Energie und Freude ausstrahlt.

Den Auftakt macht der energetische Song “Space & Time”, welcher die Menge von Anfang an in ihren Bann ziehen kann. Dies geht sogar so weit, dass Harris mit “Stop” und “Go” verspielt das Klatschkonzert des Publikums dirigiert. Es folgt das düstere “Nemesis”, welches zu Recht als “sehr thematisches Stück” angesagt wird. Die Liedzeile “I want justice for the voice that can’t be heard” weist sehr treffend auf zeitgenössische Herausforderungen unserer Gesellschaft hin. Der konsequente Einsatz von untermalenden Motiven auf der Videoleinwand während des gesamten Auftritts der Band setzt noch einen weiteren Höhepunkt.

Die mächtigen Klänge von “When is the Future?” mit dem eingängigen Clubsound führt das Publikum schließlich von ihrer Melancholie hinüber auf die Tanzfläche. “Macht mal ein bisschen Boogie”, fordert Harris mit einem angedeuteten Hüftschwung ein, und die Energie springt sofort auf die Menge über. Überhaupt gibt die Future-Pop-Band mit den englischsprachigen Wurzeln viele Ansprachen in beeindruckend gutem Deutsch zum Besten.

Einen weiterer Glanzpunkt stellt die Darbietung des Songs “Gratitude” dar. Eine kraftvolle Hymne, zu der sich die Menge im Takt wiegt. Die Luft vibriert vor Energie, und selbst dem Frontsänger zittert bei der abschließenden Ansage die Stimme. Doch für Schwächeleien bleibt keine Zeit, denn nun schiebt VNV Nation einen Disco-Part ein. “Control” liefert stampfende Beats, zu denen das Publikum ausgelassen hüpft. Ein kunstvolles Synth-Solo setzt der Performance die künstlerische Krone auf. Der Track stellt stilistisch eine Vorhersage für das ebenfalls sehr cluborientierte “Prophet” dar. Harte, drückende Drums, sowie eine beeindruckende Lightshow gepaart mit Effekten auf der Videoleinwand lassen bei der Menge reine Tanzwut aufkommen.

Doch auch absolute Klassiker sollen im Repertoire ihren Platz finden. Und so erklingt nach langer Zeit wieder das altehrwürdige “Perpetual” von 2005 auf der Live-Bühne des schwarzen Festivals. Das Publikum jedenfalls hat den Song offenbar sehr vermisst und singt an einigen Stellen lauthals mit. Ein weiterer Stimmungskracher folgt mit der tragenden Ballade “Illusion”. Ein Meer aus Handyleuchten wird im Takt der Musik gewogen. Die Aufforderung der Band, “I want to hear you sing as loud as you can. Sing it as your victory song!” kommt das Publikum zu gerne nach. Am Ende ist die Stimmung so emotional, dass sogar Frontsänger Harris augenscheinlich mit der Rührung kämpfte.

Beim großen Finale des Auftritts soll sich VNV Nation erneut selbst übertreffen. Mit “Nova” entfesseln die Künstler noch einmal eine atemberaubende Licht- und Videoshow. Die Stimmung der Menge, eben noch in emotionaler Berührtheit versunken, wird neu entflammt und auch nach rund einer Stunde Spielzeit sind die Festivalbesucher energiegeladen wie nie. Den Abschluss des Festivals soll dann das lyrisch tiefgreifende “All Our Sins” bilden.

Do you hear the drums of the warmonger’s charge
Who feeds on the blood of our youngest and brave
Throw oil on the fires, turn friend against friend
All of our sins consume us in flame

Das sind Worte, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Genauso wie auch der überwältigende Auftritt von VNV Nation einen Schlusspunkt unter das diesjährige M’era Luna setzt, dem man noch lange emotional nachspüren würde.

Den kompletten Auftritt von VNV Nation als Stream in der Arte-Mediathek findet ihr hier.

Profitricks gezeigt beim Make-up Workshop

Die Kunst der dunklen Schönheit: Eindrücke aus dem Make-up Workshop

Gerade auf einem populären Festival wie dem M’era Luna, mit seinen extravagant gekleideten Besucherinnen und Besuchern, möchte sich jeder von seiner besten Seite zeigen. Doch sind wir mal ehrlich: Sich für so ein Mega-Event erfolgreich herauszuputzen bedarf viel Arbeit und noch mehr Übung. Zum Glück bietet das schwarze Festival dieses Jahr einen eigenen, von Profis geleiteten Make-up Workshop an. Dieser bedarf einer vorherigen Anmeldung und wird in einem eigens dafür bereitgestellten Zelt abgehalten.

Das gute Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelt sich auf ihren jeweiligen Plätzen, an denen schon ein Spiegel sowie Stylingutensilien bereitstehen. Die Künstlerin Kara Kuckoo erläutert fachkundig und mit sehr viel Liebe zu den wichtigen Details die hohe Kunst des Gothic-Stylings. Ihr Sparringspartner Steve vom Szene-Podcast “Schwarzgesagt” dient dabei als geduldiges Modell, an dem die Stylistin die von den Zuschauern auszuführenden Übungen Schritt für Schritt erklärt.

Mit einer eigens dafür vorbereiteten Gesichts-Schablone und der vorbereiteten Auswahl an Make-up kann nun selbst Hand an den Pinsel gelegt werden. Eifrig beginnen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich entsprechend der vorher gezeigten Anleitung zu schminken. Die Experten Kara und Steve stehen dabei stets mit Rat und Tat zur Seite. Ebenfalls wird ein Fixing Spray ans Herz gelegt, damit die prächtige Gesichtsverzierung trotz der heißen Sonne Bestand hat.

Am Ende können die Besucherinnen und Besucher eine Menge Erfahrungen mit dem sympathischen Stylisten-Duo austauschen – und auch der Spaß kommt auf keinen Fall zu kurz.

Angebote und Leistungen auf dem Gelände

Angebote, Organisation & Dienstleistungen auf dem M’era Luna 2024

Ein Festival im Shoppingrausch: Mode & Merch

Was wäre ein Festivalbesuch ohne eine Shopping Tour an den Modeständen? Sicherlich genauso unbefriedigend, wie ohne ein offizielles Festival-T-Shirt nach Hause zu gehen. Eine kurze Zusammenfassung des 2024er-Setups:

Die Modemeile ist, wie bereits 2023, hinter dem „Magic Sky“ der Club Stage. Unter vorwiegend elektronischer Beschallung findet der konsumfreudige Festivalbesucher an zahlreichen Ständen von Kleidung, Fetischmode, Accessoires, CDs, Fun-Artikeln bis hin zu verschiedenen Merchandise-Waren alles, was das Herz begehrt. Auffallend sind dabei die Stände der Label (z. B. von Out Of Line), bei denen man zu sehr günstigen Konditionen Tonträger erwerben kann.

Ein beliebtes Accessoire sind grüne Fischerhüte im Froschdesign, welche man immer wieder in der Menge aufblitzen sieht – sogar innerhalb des ZW-Teams! Allgemein Hüte dürften in Anbetracht des Wetters ein Verkaufsschlager sein. Der Umfang der Stände ist weder zu klein noch zu groß – unserer Meinung nach hätte die Shoppingmeile aber ruhig ein paar Verkaufsstände mehr umfassen können. Die Nähe zur Club Stage wirkt zunächst etwas störend beim Gespräch mit den Verkäufern, dieser Effekt wird aber abgemildert, je weiter man entlang der Stände schreitet.

Wie sieht es mit dem offiziellen Festival- (und Künstler-)Merchandise aus? Wir sind positiv überrascht über die Preise der offiziellen M’era-Luna-T-Shirts. Betrachtet man die stets steigende Inflation und die damit verbundenen höheren Kosten, sind 30 € für ein Shirt sehr erschwinglich. Die Designs sind vielfältig und schön, allerdings keine absolute Weltneuheit. Wir erinnern uns zum Beispiel an das Jahr 2013, als ein in kreativer, neongrüner Schrift geschriebener “M’era Luna”-Schriftzug sehr auffallend zwischen den anderen T-Shirts hervorgestochen war.

Besucher genießen Sepis und Trank am Abend

“Was wollen wir trinken?” – Speis und Trank auf dem Festivalgelände

Wer tanzt und feiert, wird schnell hungrig. Und auf einem so großartigen Festival wie dem M’era Luna wird eine Menge getanzt und gefeiert. Umso weniger verwundert es, dass der Andrang bei den rund 40 Foodständen zumindest dann groß war, wenn die auftretenden Bands die Besucherinnen und Besucher nicht in ihren Bann zogen. Es wird reichhaltig aufgetafelt – neben den üblichen kulinarischen Ergüssen wird auch Handbrot, Asia-Spezialitäten, bis hin zu mit einem Augenzwinkern liebevoll gestaltete Backware in Form von privaten Körperteilen angeboten. Natürlich stehen auch Softdrinks und Bier zum Verkauf. Eine besondere Ehre gebührt dem M’era Luna ebenfalls für das Bereitstellen von mehreren Wasserstationen, an denen Trinkwasser kostenfrei abgezapft werden darf. Bei sommerlichen Temperaturen ein echt nobler Zug!

Etwas gemischt werden allerdings die Preise für die Verköstigung aufgenommen. Gerade in den sozialen Medien gibt es einige Kritik zu lesen. So kosten Softdrinks inklusive Pfand etwa sieben Euro. Die in Plastikbechern mit verschiedenen stylischen Aufdrucken gereichten Getränke sind unserer Wahrnehmung nach auch von etwas gemischter Qualität. Teilweise bekommt man für sein Geld einen leckeren Durstlöscher, doch mit etwas Pech schmeckt es mehr nach Wasser, gemixt mit einer homöopathischen Dosis Softdrink. Die Speisen bewegen sich je nach Wahl durchschnittlich bei neun bis zehn Euro, allerdings sind wir sehr satt geworden, und glücklich mit Qualität und Service. Am Ende des Tages befinden sich die Preise für ein Festival dieser Güte wohl trotz aller Kritik im oberen Rahmen des moralisch Vertretbaren, insbesondere weil sich die Veranstaltung wohl nicht nur durch die Eintrittskarten refinanziert. Für die Besucherinnen und Besucher mit einem schmalen Budget stehen die Wasserstationen jederzeit und ohne allzu großen Andrang zur Verfügung.

Sanitäres Spektakel: Die Latrinen-Situation vor Ort

Alles, was man sich im Laufe eines großartigen Festivalwochenendes an Verpflegung zuführt, verlangt natürlich auch wieder den Weg in die Freiheit. Und so wird die sanitäre Situation auf jedem Event dieser Größenordnung zu einem nicht zu vernachlässigenden Punkt auf der Tagesordnung.

Das M’era Luna bietet für die körperliche Erleichterung mehrere Stationen mit mobilen Dixi-Toiletten an. Auch wenn sich dort teilweise lange Schlangen bilden, ist die Wartezeit dennoch moderat und absolut im Rahmen. Jetzt wissen wir natürlich alle, dass Dixis weder für die Augen noch für die Nase ein Fest der Sinne darstellen. Und so sind auch dieses Jahr unsere Erfahrungen mit der Erträglichkeit des unvermeidlichen Toilettengangs gemischt.

Tatsächlich, und das ist vielleicht nicht allen bewusst, bietet das M’era Luna Alternativen zum waghalsigen Besuch der ikonischen blauen Verrichtungsstätten. Besucherinnen und Besucher, die das Upgrade “Gothic Garden” für stattliche 149,00 € erwerben, können sich über fest installierte Wassertoiletten freuen. Darüber hinaus bietet das gemeinnützige Unternehmen “Goldeimer” auf dem Festival auch trockengespülte Toiletten mit geringem Einsatz von Chemie an. Leider sind wir auf das Angebot erst sehr spät aufmerksam geworden, und so haben wir die auf der Webseite erwähnten “Klo-Camps” mit den Goldeimern nicht entdeckt. Definitiv eine Angelegenheit, die wir nächstes Jahr hoffnungsvoll genauer unter die Lupe nehmen werden.

Totenkopfmann auf Teich, Festival und Nachhaltigkeit

Für ein gutes grünes Gewissen: Das Nachhaltigkeitskonzept

Gerade heutzutage ist ein ökologisches Bewusstsein wertvoller denn je. Sehr sympathisch wirkt das M’era Luna umso mehr, da die Veranstaltung schon seit Jahren diverse Aktionen zur Nachhaltigkeit an den Start gebracht hat. Eine lobenswerte Tatsache, auf die wir sehr gerne noch einmal Aufmerksamkeit lenken.

Die größte ökologische Herausforderung eines jeden Festivals sind die Berge an produziertem Müll, die bei anderen Events gerne mal achtlos liegen gelassen werden. Nicht so beim M’era Luna. Der Veranstalter prämiert jeden vollen Müllsack mit einem Euro, der an ein soziales Projekt aus der Region gespendet wird. Einen Sack für Restmüll sowie einen Gelben Sack erhalten Camperinnen und Camper am Einlass. Da bleibt nicht nur der Zeltplatz sauber, sondern auch das Gewissen rein!

Einen besonderen Gegenspieler der ökologischen Nachhaltigkeit stellt Plastikmüll dar. Aus gutem Grund ist auf dem M’era Luna daher Plastikbesteck untersagt. Stattdessen werden umweltfreundliche Alternativen angeboten. Diese sind im Zweifel nicht nur ökologisch verträglicher, sondern auch robuster als die ihrer Aufgabe nicht immer gerecht werdenden Plastikgabeln.

Dass Recycling mittlerweile zum guten Ton gehört, versteht sich im Jahr 2024 wohl von selbst. Das M’era Luna setzt allerdings noch einen drauf: Der Veranstalter bietet euch eine eigene Recyclingstation. Selbst wenn euer Zelt von der Witterung gebeutelt und am Ende für die Zukunft unbrauchbar wird, könnt ihr es dort mit gutem Gewissen professionell entsorgen lassen. (Wir wünschen euch das natürlich nicht, aber haben ist besser als brauchen.)

Doch nicht nur die Besucherinnen und Besucher, auch der Veranstalter selbst legt Wert auf Nachhaltigkeit. So werden vom M’era Luna nicht mehr benötigte Planen durch das noch junge Unternehmen “BagUp Hamburg” zu Festivaltaschen recyclet, die euch dann wieder eine Freude bereiten. Ein Gewinn für alle!

Last but not least: Nachhaltigkeit hat nicht nur etwas mit der Wiederverwendung von Wertstoffen zu tun, sondern auch mit der Schonung der Ressourcen, die uns Mutter Natur bereitstellt. Seit 2008 schon ist daher “Viva con Agua” fester Partner des M’era Luna. Der Verein setzt sich für bessere Wasser-, Hygiene- und Sanitärstandards auf der ganzen Welt ein. Ein wichtiges Thema, das ihr auch dieses Jahr aktiv unterstützen könnt – durch die Spende eures Pfandbechers für diesen wohltätigen Zweck. Für alle offenen Fragen stehen zudem Infostände von “Viva con Agua” bereit.

Insgesamt beeindruckt das M’era Luna durch eine Vielzahl an nachhaltigen Initiativen und besitzt sicherlich Vorbildcharakter für andere Veranstaltungen der gleichen Branche. Wir finden das toll und sagen: Weiter so!

Besuchermenge am Abend fühlt sich sicher

Zu jeder Zeit sicher & geborgen: Die Festival-Security

Auf jedem größeren Event ist die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher ein zentraler Punkt. Und genauso wie beim Thema Nachhaltigkeit brilliert das M’era Luna hier gleich mit mehreren Konzepten.

Lobend erwähnt sei hier an erster Stelle die unermüdliche Arbeit der Security-Frauen und -Männer. Zahlreich präsent, doch stets im Hintergrund, immer freundlich und ansprechbar. Sogar zwei der coolsten Handy-Schnappschüsse unserer Gruppe haben wir den freundlichen Damen und Herren der Festivalsicherheit zu verdanken. An der Stelle noch einmal vielen Dank!

Beeindruckend ist ebenfalls die Tatsache, dass das Festival über eine eigene mobile Polizeistation verfügt. Auch Unterstützung in nicht-medizinischen Notlagen kann also immer schnell und effektiv eintreffen.

Apropos Unterstützung: Leider ist es bei Massenveranstaltungen statistisch nicht unwahrscheinlich, dass es zu ungewollten Annäherungen, Vorfällen von Belästigungen oder gar Bedrohungen kommt. Daher gilt auch beim M’era Luna – wenn Du in Gefahr oder Bedrängnis gerätst und Hilfe suchst, äußere gegenüber einem Mitarbeitenden der Veranstaltung das Stichwort “Panama”, und Dir wird sofort und ohne Rückfragen Sicherheit gewährt und weitergeholfen. Dieses Jahr gibt es sogar ein eigenes Panama-Zelt auf dem Gelände, das ebenfalls mit Rat und Tat unterstützt. Mehr Infos zu “Panama”.

Ebenfalls wissenswert: Die Veranstalter informieren sowohl über die sehr empfehlenswerte “M’era Luna”-App, als auch über Social Media aktuell über Gefahrenlagen. Egal ob Unwetter oder andere potenzielle Bedrohungen, mit einem Blick auf euer Smartphone seid ihr stets vorgewarnt.

Insgesamt ergibt das Sicherheitskonzept des M’era Luna ein sehr rundes Bild, und wir haben uns zu jeder Zeit gut aufgehoben gefühlt.

Ein Ausblick in die Zukunft: Das M’era Luna 2025

Ein aufregendes M’era Luna 2024 liegt hinter uns, und solche Abschiede fallen ja immer schwer. Allerdings wissen wir alle: Nach dem Festival ist vor dem Festival. Der Veranstalter des schwarzen Events nimmt sich dieses Motto besonders zu Herzen, und so gibt es bereits erste Informationen zum M’era Luna 2025.

Datum: 09.-10.08.2025
Ort: Flugplatz Hildesheim-Drispenstedt

Der Andrang ist bereits jetzt riesig, und die vergünstigten Vorverkaufs-Tickets sind jetzt schon alle vergeben. Wenn ihr also nächstes Jahr an einer Teilnahme interessiert seid, dann zögert besser nicht lange mit der Buchung.

Ihr seid noch unsicher? Vielleicht hilft euch ja ein Blick auf die bereits bestätigten Bands für das nächstjährige M’era Luna. Das Line-Up ist selbstverständlich noch nicht vollständig, doch schon jetzt weiß es zu beeindrucken.

Eine weitere Neuerung in 2025 ist die Einführung der sogenannten “VIPcave”, einer erstmalig angebotenen VIP-Lounge. Freies Catering und ein besonderer Blick von der Tribüne auf das Geschehen der Main Stage soll ein exklusives Erlebnis bieten. Alle Infos findest Du auf der offiziellen Webseite.

Selbstverständlich halten wir euch auch weiterhin auf dem Laufenden. Vielleicht sieht man sich ja nächstes Jahr?

Unser Team sagt Tschüss vor dem Ausgang

Wir sagen Dankeschön!

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die das M’era Luna für uns zu einem großartigen Erlebnis gemacht haben.

Danke an den Veranstalter FKP Scorpio, der uns freundlicherweise akkreditiert und den Bericht in dieser Form somit erst ermöglicht hat.

Danke an die Orga des Pressezelts vor Ort, die uns wunderbar aufgenommen und versorgt hat.

Danke an die aufmerksame Security, die stets freundlich und hilfsbereit war.

Danke an Kara Kuckoo und Steve von Schwarzgesagt für den spannenden Einblick in den Make-up Workshop.

Danke an die großartigen Steampunker/-innen Melanie Bruenjes, Melody von der Hase und Herrn von Ohm für ein tolles Kennenlernen.

Danke an die talentierten Tänzerinnen der Poledance-Formation Hell’s Belles für die wunderbare Begegnung.

Danke an unsere neuen Freunde im flauschigen Einhorn-Jumpsuit, deren Wege wir gleich mehrmals kreuzen durften.

Danke auch für alle anderen wundervollen Begegnungen, die wir im Rahmen unserer Pressearbeit ablichten durften. Hoffentlich nächstes Jahr wieder!

Danke M’era Luna! Wir sehen uns 2025!

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