Eigentlich hätte im Jahr 2020 das 13. Festival-Mediaval (wer von euch ist abergläubisch?) stattfinden sollen. Das Festival-Mediaval ist Europas größtes Mittelalter-Festival mit sieben Bühnen und über 100 Künstlern, Lagerleben mit mehr als 500 Teilnehmern, Bogenturnieren, Falknerei, Newcomerawards (den die diesjährigen Headliner Winterstorm sogar gewonnen hatten), Piratenschlacht, etc. Es gibt sogar eine Piratenbucht mit inklusiven und einzigem TÜV zertifizierten Rumfloß. Dieser Außenbereich ist gratis und kann auch ohne Eintrittskarte besucht werden.
Doch dann kam die “Pest”
Meine Aufregung zu dem Festivalbesuch war natürlich groß. Doch dann kam Corona! Wir bangten alle um das Festival und auch der Veranstalter, Karl-Heinz (Bläcky) Schwarz, spürte, dass es schlecht aussah.
Er gab jedoch nicht auf und versuchte eine Erlaubnis für eine kleinere Veranstaltung auf dem Goldberg zu bekommen. Die Behörden sagten selbstverständlich nicht gleich zu. Nach langem hin und her wurde die Erlaubnis zur Durchführung erteilt. Anstatt das 13. Festival-Mediaval fand der erste (und hoffentlich auch das letzte Mal als Ersatz für das Festival) Kultur-Biergarten statt . Es durften nur 400 Karten verkauft werden; eine Erhöhung auf 1.000 Karten wurde leider von den Behörden abgelehnt. Die Auflagen, um den Kultur-Biergarten stattfinden lassen zu können, waren sehr groß. Jede Karte musste einem festen Sitzplatz zugewiesen werden. An einem Tisch durften nur Personen sitzen, welche auch im privaten Leben Kontakt haben. Diese Sitzplätze durften ohne Maske nicht verlassen werden. Denn auf dem ganzen Gelände galt seit dem Aufbau eine Maskenpflicht. Diese Regelung galt ebenfalls für Händler, Mitarbeiter, VIPs, usw. Diese strenge Regelung für solche Veranstaltung hat nur das Land Bayern. Speziell die Stadt Selb, da die Stadt Tierschenreuth als Corona-Hotspot galt. Andere Bundesländer haben weniger strenge Vorgaben.
Damit mehr Menschen das Event genießen konnten wurde über Spendenbasis ein Livestream durchgeführt. So konnte man vor dem heimischen Monitor ebenfalls dabei sein.
Zusammen mit dem Livestream und den Spenden im Biergarten konnten fast 6.000 € für die Bands gesammelt werden, welche ebenfalls unter Corona leiden, da die Gigs ausfallen.
Auch auf dem Campingplatz mussten von jedem Camper die Kontaktdaten erfasst werden um eine Rückverfolgung bei einem Corona Verdachtsfall zu ermöglichen.Durch diese Auflagen war die Orga verständlicherweise aufgeregt und musste alles neu planen. Ich persönlich bewarb mich als Helfer und durfte am Sonntag, 30.08.2020 das Team kennenlernen. Ich half beim Aufbau und Abbau mit und durfte während dem Biergarten als Ordner arbeiten.
Es geht los
Als die ersten Händler und Camper angereisten, fragte sich das ganze Team, wie die Gäste auf die Auflagen reagieren oder sich die Stimmung dadurch vermiesen lassen würden. Zu unserer Freude hielten sich alle an die MNS-Regelung. Viele Masken wurden sogar an die Gewandungen angepasst. Die meisten Gäste waren einfach nur dankbar, dass sie überhaupt eine Veranstaltung dieses Jahr besuchen und ihre Freunde wieder sehen können. Dazu muss man wissen, dass das die ganze Veranstaltung sehr familiär abläuft. Viele sehen sich einmal im Jahr auf dem Festival-Mediaval. Ohne diesen Biergarten hätten die Menschen fast keine Chance gehabt sich wie gewohnt auf einer Veranstaltung zu treffen. Auch intern werden Beziehung gepflegt. Die Orga sitzt nicht nur im Büro, sondern packt an und hilft bei Problemen. Außerdem trifft man sich am Lagerfeuer (aber selbst hier unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen). (Anmerkung des Autors: Ich kenne andere Veranstaltung: Da sitzen die Helfer am Lagerfeuer und die Orga nimmt sich den Sekt und sitzt sich alleine ins Büro.)
Es war ein Fest
In den zweieinhalb Tagen Kultur-Biergarten wurde gefeiert, gegessen, getrunken, eingekauft und Beziehungen gepflegt. Gäste nannten den Biergarten “Festival-Mediaval light”. Viele beliebte Attraktionen, wie das Literaturzelt und Living-Chess, konnten nicht durchgeführt werden. Es waren sich alle einig, dass nächstes Jahr das 13. Festival stattfinden muss!
Auch die Einwohner von Selb hatten ihren Spaß. Ein kleines Kind tanzte auf den Balkon zu der Musik und viele fragten am Einlass, ob es noch Karten gebe würde. Durch die Auflagen war dies nicht möglich. So kam es, dass ein Paar sich mit Wein und Bier sich hinter der Absperrung gemütlich gemacht hat. “Wir sind bis jetzt jedes Jahr auf dem Festival gewesen. Da lassen wir uns den Kultur-Biergarten doch nicht entgehen. Wir wären gerne dabei gewesen, jedoch haben wir keine KArten mehr bekommen”.
Ein Lob an die Gäste: Diese hinterlassen keinen Müll. Selbst der Campingplatz wurde sauber verlassen.
War es das wert?
Mein Fazit aus den nun insgesamt zwei Wochen. Die Arbeit war anstrengend, aber hat gleichzeitig Spaß gemacht. Ich habe viele neue Kontakte geknüpft. Das Beste sind eh die ganzen Menschen, die mit und um das Festival arbeiten. Wenn man sich solche Mühen für einen Biergarten macht, wie genial muss das Festival-Mediaval sein? Ich vermisse sie jetzt schon und freue mich riesig auf das 13. Festival!