Die Zeit in dem so langsam die Herbstsonne anfängt, die Blätter in bunte Farben zu tauchen, bis diese ganz an Leuchtkraft verlieren, begrüßt nach und nach die ruhigere Jahreshälfte, in der man wieder mehr in sein Inneres und auf Vergangenes blickt. Bei der kühlen morgendlichen Luft die mich mit einem leicht verschleierten Nebelkleid weckt, schwelge ich hin und wieder gerne in Erinnerungen und höre dementsprechende die passende Musik dazu.
Auch wenn es schon eine Weile her ist, als ich zum ersten mal 2005, durch die Orkus Compilation 10 von der argentinischen Band Kutna Hora gehört habe, ist Stay ein Lied, das mich in solchen Momenten häufig begleitet hat. Mit den einfach gehaltenen Akkorden zauberte die Stimme von Gabriel Carbones, der von einer Gitarre begleitet wird, eine angenehme melancholische Atmosphäre.
Die Band und ihrer Musik
Denken doch die meisten bei Musik aus Argentinien an ganz andere Klänge und Rhythmen, wird beim reinhören in die Alben schnell klar, dass mit den nachdenklich stimmenden Texten und Harmonien eine Atmosphäre erzeugt wird, die zum Träumen und Nachdenken einlädt.
Gegründet wurde die Neo-/Dark Folk Band Kutna Hora 2001 von Gabriel Carbones und Fernando Javier Diéguez in Buenos Aires. Ihr erstes Album Will or Nothing erschien 2003. Mit Obsession Faith Perseverance legten sie 2005 ihr zweites und bisher letztes Album nach. Das Lied Little flowers in my hand ist auf dem im Jahr 2008 veröffentlichten Sampler My Dear Freaks 2 zu hören, auf dem spanische Bands, die mit ihrer Musik (Dark/Neofolk, Post Industrial) eher in die düstere und dunkle Musiksparte fallen, vertreten sind. Da auch musikalische Einschläge aus dem Pop, Wave Genres mit einfließen, kann man sie nicht als klassische Neo-/Dark Folk Band sehen. Diese Vielfältigkeit, bei der die Melancholie immer im Mittelpunkt steht, macht den Charme der Musik von Kutna Hora mit aus. Nachdem es jedoch mittlerweile länger recht still um die Band geworden ist, bleibt es fragwürdig ob wir noch etwas neues von ihnen zu hören bekommen. Wer mag kann hier mal reinhören.
Die Knochenkirche
Als Fan von Finsterwalde Romantik und Horror, hat mich das zu einem Besuch der tschechischen Stadt Kutna Hora und der Knochenkirche in Sedlec, die sich dort in der Nähe befindet, inspiriert. Auch wenn es an diesem Tag relativ warm und die Kapelle gut besucht war, fand ich diesen Abstecher von Prag ausgehend, lohnenswert und beeindruckend.
Hintergrund zur Entstehung
Ursprünglich war dort ein Friedhof, der als besonders heilig galt, da laut Legende die Asche eines Abtes aus Jerusalem dort verstreut wurde. Daher gewann der Friedhof an große Beliebtheit und Menschen aus ganz Europa ließen sich dort beerdigen. Vor allem in Zeiten großer Not als Pest 1318 und Krieg 1421 (Hussitenkriege) wüteten und ihren Tribut forderten, wurden dort ein Großteil der Toten beerdigt. Als der Bau der Kirche Friedenskapelle aller Heiligen begann, war es notwendig den Friedhof zu verkleinern und einen Teil der sterblichen Überreste in den Keller der Kapelle im Beinhaus auszulagern.
Ein Holzschnitzer fing 1870 an die Knochen zu bearbeiten und verzierte den Kapellenraum damit. Sein Anliegen dabei war es die Besucher daran zu erinnern, das sie sich ihren Aufgaben stellen, ihre begrenzte Zeit zum Leben nutzen und das Beste daraus machen.
Carpe Vitam
Der Hintergrund zur Entstehung und die Eindrücke vor Ort muten, dem ein oder anderen verständlicherweise etwas morbide an, da wir in der heutigen Zeit mit dem Thema Tod ganz anders umgehen und konfrontiert sind. Aber der Gedanke, den Alltag bestmöglich zu gestalten, dass wir und andere Freude daran haben, ist mit Sicherheit nicht der schlechteste, den man haben kann.